Wie sich Content Creation in Zeiten von KI verändert

Im digitalen Marketing kommt es immer mehr auf guten Content an. Vielen Unternehmen fehlt aber die Zeit, so viel Inhalt zu erzeugen, wie sie gerne würden. Kann KI die Content Creation verbessern oder gar ersetzen?

Autor/in Julia Kowal
Datum 10.07.2025
Lesezeit 7 Minuten

In unserer volatilen Welt, in der neue Informationen und Inhalte nur einen Klick oder Wisch entfernt sind, kommt es zunehmend auf Qualität statt auf Quantität an. Menschen wollen nicht immer nur mehr lesen und sehen. Sie erwarten Content, der ihre Fragen beantwortet und der einen Mehrwert stiftet. Sie erwarten verständliche, unterhaltsame und berührende Inhalte und gute Geschichten.

Content Marketing setzt genau da an: Mit hochwertigen Inhalten, von denen das Publikum etwas hat, wollen Unternehmen potenzielle Kundinnen und Kunden ansprechen und aus der Masse an Informationen herausstechen. Laut Statista Content Marketing Trendstudie 2024 verfolgen Unternehmen im Bereich B2B und B2C mit der Inhalterstellung hauptsächlich das Ziel, die Markenbekanntheit zu steigern.

Die Mehrheit schätzt ihr Content Marketing als erfolgreich ein, möchte aber Content veröffentlichen. Zeitmangel wird als grösstes Hindernis hierfür genannt. Da scheint die Content Creation mit KI doch die ideale Lösung zu sein: Prompt eintippen, der Maschine beim Rödeln zuschauen, fertig. Oder ist es gar nicht so einfach?

So entsteht guter Content

Guter Content muss relevant und nützlich für das Publikum sein, eine Story haben und auf den Punkt kommen. Das ist bei der Erstellung zu beachten:

1. Gute Lesbarkeit

Schon die ersten Zeilen eines Blogs und die ersten Sequenzen eines Videos entscheiden, ob das Publikum dranbleibt. Der Inhalt muss strukturiert und verständlich sein und Botschaften klar vermitteln.

2. Roter Faden

Es muss klar sein, wofür die Marke steht und wo ihre Expertise liegt.

3. Gesicht zeigen

Menschen wissen gerne, wer ihnen etwas erzählt. Deshalb sollte der Content nicht anonym veröffentlich werden. Auch Personal Storytelling zieht, weil (persönliche) Geschichten Emotionen wecken.

4. Auffindbar sein

Nur Inhalte, die gefunden werden, wirken. Deshalb gilt es, gezielte SEO-Massnahmen umsetzen. Wichtig: Voice Search und KI-Suche gewinnen an Bedeutung!

5. Zu Handlungen auffordern

Das Publikum muss nach dem Lesen/Anschauen wissen, was als Nächstes zu tu ist. Deshalb sollte der Content eine klare Handlungsaufforderung (Call-to-Action) enthalten. Im Idealfall ist der Inhalt leicht zu teilen, das steigert die Reichweite.

Darum ersetzt KI keine Content Creator

KI kann bei der Erstellung neuer Inhalte helfen, sie kann Inhalterstellende aber nicht ersetzen. Hochwertiger und einzigartiger Inhalt lässt sich nicht per Knopfdruck erzeugen. Denn Sprachmodelle arbeiten mit statistischen Techniken und erstellen Texte auf Basis von Wahrscheinlichkeiten, dass bestimmte Wortfolgen in einem Satz vorkommen. LLMs werden hierfür zwar mit grossen Datenmengen trainiert, um menschliche Sprache zu verstehen. Sie produzieren natürliche Sprache, sind aber nicht kreativ und neigen nach wie vor zu Halluzinationen (also Falschaussagen).

Diese Probleme stellen sich bei der Content-Erstellung mit KI

  • KI erschafft nicht neu: Sie errechnet auf Basis der Trainingsdaten welche Wörter mit höchster Wahrscheinlichkeit aufeinander folgen und löst so die Aufgabe, die ihr im Prompt gestellt wurde.
  • KI denkt in Tokens: Die Maschine zerlegt den Prompt in einzelne Tokens. Sie kann aber nur eine bestimmte Anzahl an Tokens pro Vorgang bearbeiten. Je länger also der Input (Prompt), desto kürzer der Output der KI.
  • KI halluziniert: Die Daten, mit denen die KI trainiert wurde, sind ausschlaggebend für den Content, den sie erstellt. Was ihr nicht «beigebracht» wurde, kann sie auch nicht wissen. Mitunter gibt sie auch Falschinformationen aus. Das heisst: Jeder Inhalt muss überprüft werden!

Content Creation mit KI – so gelingt’s

Der Mensch bleibt der entscheidende Faktor bei der Erstellung hochwertiger Inhalte. KI kann aber ein nützliches Hilfsmittel sein, um die Erstellung von Inhalten zu beschleunigen und zu verbessern.

Hierfür kann KI bei der Content Creation gut genutzt werden:

  • Ideensammlung: Jede/r Kreative kennt das lähmende Gefühl, das sich vor allem beim Anfang einstellen kann. Ein Dialog mit der KI kann Blockaden lösen und Ideen liefern.
  • Recherche: Anders als Suchmaschinen bereiten die Tools die gesuchten Informationen in Sekundenschnelle verständlich auf. Zwar müssen die Fakten vom Menschen verifiziert werden, aber als erster Input ist das, was die Maschine ausgibt, oft hilfreich.
  • Informationen strukturieren: Wem die Zeit fehlt, sich selbst durch eine Masse an Informationen zu kämpfen, kann dies die Maschine erledigen lassen. Bei der Handhabung grosser Datenmengen spielt sie ihre Kernkompetenz aus.
  • Assistenz im Alltag: Um mehr Zeit für den kreativen Schaffensprozess zu haben, können Content Creator andere Aufgaben an die KI-Assistenzsysteme auslagern. Sei es die Organisation von Terminen, das Beantworten von E-Mails oder das Zusammenfassen von Meetings.

Wichtig: Der Einsatz von KI bringt auch ethische Herausforderungen mit sich, die es zu lösen gilt. Urheberrechtfragen müssen geklärt werden, zudem sollten KI-Inhalte gekennzeichnet werden, um Vertrauen zu schaffen.

Content Creation und Content Marketing gehen Hand in Hand

Wichtig ist auch: Content Creation und Content Marketing sind untrennbar. Die hochwertigen Inhalte müssen auch strategisch eingesetzt werden, um eine hohe Reichweite und viel Interaktion zu erzielen. Ohne eine durchdachte Content-Marketing-Strategie richten selbst die besten Inhalte wenig aus.

Wichtige Bausteine einer Content-Marketing-Strategie sind:

  • Ziel definieren: Um die richtigen Schwerpunkte zu setzen, muss klar sein, was das Content Marketing überhaupt erreichen soll.
  • Zielgruppe analysieren: Nur wer seine Zielgruppe kennt, kann sie ansprechen und erreichen. Bei der Definition helfen Personas.
  • Bestandsaufnahme durchführen: Wenn bereits Content vorhanden ist, kann bei einem Audit Verbesserungspotenzial ermittelt werden.
  • CMS auswählen: Um Inhalte zu erstellen, zu veröffentlichen und zu organisieren, braucht es ein Content-Management-System. Dieses sollte in die bestehende IT-Landschaft integrierbar und benutzerfreundlich sein – damit die Technik dem guten Content nicht im Weg steht.
  • Content festlegen: Inhalt und Format müssen an der Zielgruppe und ihren Bedürfnissen ausgerichtet sein.
  • Inhalte verwalten: Der Content muss organisiert werden. Ein Redaktionskalender kann hier helfen.

Trends für die Erstellung von Inhalten

Gerade im Bereich B2B sollten Content Creator jetzt in die wachsende Szene von Videoinhalten auf LinkedIn einsteigen. Die Plattform steht für professionelles Netzwerken, Creator bauen hier zunehmend ihre Autorität und Popularität auf.

Videos werden als Format immer relevanter. In der Statista Content Marketing Trendstudie 2024 stehen Videoformate bereits auf Platz 2, Unternehmen bevorzugen noch textbasierte Inhalte. Beim Publikum werden aber gerade Kurzvideos immer beliebter, weil sie durch die Kombination aus Bewegtbild und Sprache Informationen schnell und ansprechend vermitteln.

Auch Shoppable Videos, in denen Produkte direkt in Videoinhalte integriert werden, sind ein aufkommender Trend. Unternehmen erhöhen mit ihnen direkt ihre Verkaufschancen.


Autor/in

Julia Kowal

Julia Kowal ist freie Redakteurin. Sie hat Germanistik mit Zusatzbereich Medienwissenschaften studiert und während ihres Studiums als freie Mitarbeiterin bei einer Lokalzeitung gejobbt. Nach ihrem Master-Abschluss hat Julia ein zweijähriges Volontariat in einem Verlagshaus absolviert und anschliessend einige Jahre in der Online-Redaktion eines mittelständischen Unternehmens gearbeitet. Inzwischen schreibt sie als selbstständige Redakteurin und beschäftigt sich schwerpunktmässig mit den Themen IT und Tech sowie Human Ressources und Consulting.

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