Hyperpersonalisierung: KI wirksam im Marketing einsetzten

Werbung für ein breites Publikum ist passé, Hyperpersonalisierung lautet der neue Ansatz. Mit Hilfe von KI-gestütztem Marketing gehen Unternehmen individuell auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden ein und binden sie langfristig an sich. In diesem Beitrag finden Sie Tipps und Tricks damit die Umsetzung gelingt.

Autor/in Julia Kowal
Datum 22.04.2025
Lesezeit 7 Minuten

KI-gestütztes Marketing und insbesondere Hyperpersonalisierung entwickeln sich im E-Commerce immer mehr vom netten Gadget hin zum Instrument für gezielte Wertschöpfung. Grosse Werbekampagnen für die breite Masse sind kaum mehr rentabel, die gezielte Ansprache von einzelnen Kundinnen und Kunden verspricht weit mehr Erfolg.

Kundschaft wünscht individuelle Werbung, Unternehmen setzen hierfür auf KI

Unternehmen setzen im E-Commerce auf hochindividualisierte Kundenerlebnisse statt auf standardisierte Produkte und breit angelegte Kommunikation. So erhalten laut einer Studie des «Brand Science Institute» 74 Prozent der befragten Konsumentinnen und Konsumenten regelmässig personalisierte Produktangebote. Bei 68 Prozent der Befragten beeinflussen diese die Kaufentscheidung. 59 Prozent bleiben einer Marke eher treu, wenn diese auf ihre persönlichen Präferenzen eingeht.

Immer mehr spielt bei der personalisierten Werbung Künstliche Intelligenz eine Rolle: Laut einer Langzeitstudie der SRH Berlin University of Applied Sciences setzen 73 Prozent der Marketingverantwortlichen im DACH-Raum KI ein. Die Wichtigkeit von KI generell sowie im eigenen Unternehmen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen: 2018 sagten noch 79,8 Prozent der Befragten, dass KI für sie allgemein wichtig ist, 2025 sind es bereits 92,8 Prozent. Bezogen auf das eigene Unternehmen stieg die Relevanz von KI im selben Zeitraum von 64,9 Prozent auf 87,5 Prozent.

Beide Studien zeigen, dass Kundinnen und Kunden immer mehr Angebote und Empfehlungen verlangen, die auf sie und ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Statt reine personalisierte Werbung setzen Unternehmen hierfür verstärkt KI-gestützte Hyperpersonalisierung ein.

Was bedeutet Hyperpersonalisierung im Marketing?

Hyperpersonalisierung ist eine moderne Marketing-Methode, die mit Hilfe von KI und maschinellem Lernen personalisierte Empfehlungen und Erlebnisse für Kundinnen und Kunden ermöglicht. Fortschrittliche Algorithmen analysieren kontinuierlich das Verhalten der Nutzenden, um Empfehlungen zu Produkten und Dienstleistungen präzise auf ihre Bedürfnisse abzustimmen.

Der Ansatz geht über das Instrument der gewöhnlichen Personalisierung hinaus. Personalisierung beruht auf historischen User-Daten, leitet also aus vergangenen Kaufentscheidungen Muster ab und gibt davon ausgehend weitere Empfehlungen. Hyperpersonalisierung geht einen deutlichen Schritt weiter, indem sie modernste Technologien einsetzt: Mit Hilfe von KI werden die gesammelten User-Daten innerhalb kürzester Zeit analysiert, Zusammenhänge erkannt und Vorhersagen getroffen. So ist KI-gestütztes Marketing in der Lage, gezielte Angebote

Dabei fusst Hyperpersonalisierung – anders als klassische Personalisierung – nicht nur auf der Historie des eigenen Online-Shops, sondern nutzt getrackte Echtzeit-Daten aus unterschiedlichen Quellen. Die KI analysiert die Echtzeitdaten im Shop (Verweildauer, Absprungrate) und nutzt zusätzlich Echtzeitdaten zum Beispiel aus Online-Bewertungen, sozialen Medien und Standort-Daten.

Diese Vorteile hat Hyperpersonalisierung

Dank Hyperpersonalisierung sind Unternehmen in der Lage, ihren Kundinnen und Kunden nicht nur Produktempfehlungen zu geben, die auf dem basieren, was sie zuletzt gekauft haben. Sie holen ihre Kundschaft in ihrer aktuellen Lebenswirklichkeit ab. Das hat für beide Seiten einen Mehrwert.

Vorteile für Kundinnen und Kunden:

  • Gezielte Empfehlungen und Angebote
  • Individuelle Wünsche und Erwartungen werden erkannt
  • Ansprache aufgrund der aktuellen Lebenssituation und Pläne
  • Gefühl der Wertschätzung
  • Verbessertes Kundenerlebnis

Vorteile für Unternehmen:

  • Gesteigerte Customer Experience
  • Aufbau einer emotionalen Beziehung zu Kundinnen und Kunden
  • Gestärkte Kundenbindung
  • Höhere Conversion Rate
  • Kaufabschlüsse sind wahrscheinlicher
  • Höhere Umsätze
  • Kosten- und Zeitersparnis bei Marketingaktivitäten durch Automatisierung
  • Abgrenzung zur Konkurrenz
  • Wettbewerbsvorteile

Herausforderungen und Risiken bei der Implementierung

Zwar klingt Hyperpersonalisierung nicht zu schön, um wahr zu sein, ganz ohne Herausforderungen kommt dieses Marketinginstrument aber nicht aus. Die grössten Risiken bestehen hinsichtlich folgender Aspekte:

  • Datenqualität: Eine qualitativ hochwertige Datenbasis ist das A & O. Nur mit aktuellen, vollständigen und strukturierten Daten kann KI präzise Vorhersagen treffen.
  • Datenschutz: Regulatorische Vorgaben wie die DSGVO setzen Grenzen in der Datenerfassung und -verarbeitung. Ohnehin ist eine transparente Datennutzung wichtig, um das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zu gewinnen.
  • Technische Anforderungen: Um grosse Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten, braucht es leistungsstarke IT-Systeme, die nahtlos in die bestehende IT-Landschaft integriert sein müssen.
  • Hochwertige Inhalte: Die personalisierten Inhalte können nicht allein von der KI erstellt werden – Kundinnen und Kunden empfinden dies als unnatürlich und wenig vertrauenerweckend. Unternehmen brauchen Spezialistinnen und Spezialisten, die auf Basis der ermittelten Vorhersagen ansprechende Inhalte erzeugen.
  • Ethische Überlegungen: Unternehmen müssen die Privatsphäre ihrer Kundinnen und Kunden respektieren. Personalisierte Inhalte sind erwünscht, übergriffige Angebote ein absolutes Tabu.

Best Practices: Hyperpersonalisierung erfolgreich umsetzen

Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung setzen Sie Hyperpersonalisierung erfolgreich um:

1. Daten sammeln und analysieren

Wer sind die Kundinnen und Kunden? Was kaufen sie? Was interessiert sie? Auf welche Weise interagieren sie mit dem Unternehmen?

2. Zielgruppe segmentieren:

Teilen Sie Ihre Kundschaft basierend auf ihren Gemeinsamkeiten in verschiedene Gruppen auf. Das erleichtert die gezielte Ansprache.

3. Inhalte personalisieren:

Erzeugen Sie Inhalte, die auf die Bedürfnisse und Interaktionsweise der einzelnen Gruppen zugeschnitten sind – zum Beispiel personalisierte E-Mails, zugeschnittene Werbung, individuelle Produktempfehlungen.

4. Automatisierung nutzen:

Bestimmte Marketingtools unterstützen bei der Contenterstellung und Verbreitung der Inhalte.

5. Omnichannel-Strategie fahren:

Da sich die Zielgruppe nicht nur auf einem Kanal bewegt, sollte sie möglichst breit und nahtlos angesprochen werden: auf der Website, per E-Mail, in Apps oder auf Social Media.

6. Stetig optimieren:

Anhand von KPIs (Engagement-Raten, Customer Lifetime Value, Conversion-Raten) die Performance der Inhalte analysieren. Da E-Commerce volatil ist, müssen Sie flexibel bleiben und sich immer wieder anpassen.

Hyperpersonalisierung funktioniert in unterschiedlichen Branchen. Bekannte Unternehmen, die Hyperpersonalisierung einsetzen sind zum Beispiel:

  • Amazon: schlägt u.a. auf Basis von Suchanfragen und Käufen gezielt Produkte vor
  • Netflix: liefert aufgrund von User-Interessen individuelle Empfehlungen für Serien und Filme
  • Spotify: gibt massgeschneiderte Musikempfehlungen, zum Beispiel über personalisierte Discovery-Playlists
  • Starbucks: nutzt App, um Kundinnen und Kunden basierend auf Präferenzen individuelle Angebote zu machen

Autor/in

Julia Kowal

Julia Kowal ist freie Redakteurin. Sie hat Germanistik mit Zusatzbereich Medienwissenschaften studiert und während ihres Studiums als freie Mitarbeiterin bei einer Lokalzeitung gejobbt. Nach ihrem Master-Abschluss hat Julia ein zweijähriges Volontariat in einem Verlagshaus absolviert und anschliessend einige Jahre in der Online-Redaktion eines mittelständischen Unternehmens gearbeitet. Inzwischen schreibt sie als selbstständige Redakteurin und beschäftigt sich schwerpunktmässig mit den Themen IT und Tech sowie Human Ressources und Consulting.

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