Was bringt die Zertifizierung zum PMI Agile Certified Practitioner (PMI ACP)®?

Mit der PMI ACP® Zertifizierung weisen Projektmanager nach, dass sie über ein fundiertes Wissen über Agilität verfügen und in der Lage sind, die besten Praktiken und Methoden anzuwenden. Aber ist das auch die beste Zertifizierung für Sie? Unser Trainer Eckhard Hauenherm beantwortet die 7 wichtigsten Fragen.

Autor/in Dr. Eckhard Hauenherm
Datum 21.04.2023
Lesezeit 9 Minuten

Agilität ist in aller Munde und wird sehr oft mit vielen, wenn nicht sogar allen Arten von Projekten in Verbindung gebracht. Aber nicht jede Art von Projekt wird durch Agilität automatisch erfolgreicher. Um Projektmanagerinnen und Projektmanager dabei zu unterstützen, die für das jeweilige Projekt am besten geeigneten Vorgehensweisen und Methoden auszuwählen, hat das Project Management Institute (PMI) eine Zertifizierung für agiles Projektmanagement ins Leben gerufen, den PMI Agile Certiefied Practitioner (PMI-ACP)®.

Auch Digicomp bietet neu den Vorbereitungskurs für die PMI-ACP®-Zertifizierung an. Aber für wen ist die Zertifizierung überhaupt zu empfehlen und welchen Nutzen bietet Sie Ihnen?

Um diese Fragen zu beantworten ist es hilfreich, sich zunächst mit der grundsätzlichen Einordnung von Agilität im Projektmanagementkontext zu beschäftigen.

Was bedeutet Agile im Projektmanagement?

Auch wenn heute oft von agilem Projektmanagement die Rede ist, gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen Agilität und Projekten. Vielmehr löst Agilität, konsequent zu Ende gedacht, den klassischen Projektbegriff auf.

Ein Projekt wird klassisch als ein komplexes, zeitlich begrenztes Vorhaben definiert, das ein bestimmtes Ergebnis liefern soll. Ist das Ergebnis geliefert, ist das Projekt beendet. Hinter Agilität steht jedoch die Idee, komplexe Produkte in kleinen Schritten kontinuierlich zum Nutzen der Kundinnen und Kunden weiterzuentwickeln. Die Verbindung zwischen Agilität und Projekten liegt deshalb in der Komplexität der Projekte und nicht in der Vorgehensweise.

Projekte werden seit jeher unter grossen Unsicherheiten geplant und durchgeführt. Wenn dann noch das Umfeld, in dem das Ergebnis entsteht, schnellen und starken Veränderungen unterworfen ist, versprechen agile Vorgehens- und Arbeitsweisen in Projekten Erfolg.

Ist Agile eine neue Art des Projektmanagements?

Agilität ist also keine neue Art des Projektmanagements, sondern eine Erweiterung der Methodik. Diese müssen Projektmanagerinnen und Projektmanager beherrschen, um Projekte erfolgreich durchzuführen. In vielen erfolgreichen Arbeitsweisen des traditionellen Projektmanagements finden sich bereits Grundideen des agilen Arbeitens wieder, wie z.B. die Arbeit mit interdisziplinären Teams oder die Anwendung prototypenbasierter Ansätze.

Da es sich bei einem Projekt immer um ein spezifisches Vorhaben handelt, das per Definition durch seine Einmaligkeit gekennzeichnet ist, bedarf es einer jeweils angepassten Methodik. Daher beschreibt das PMI in seinen Standards auch keine spezifische Methodik, sondern Prinzipien und Aufgaben des Projektmanagements, die mit der für das Projekt und sein Umfeld geeigneten Methodik durchgeführt werden sollen.

Frage 1: Warum gibt es mit dem PMI-ACP® eine eigene Agile-Zertifizierung beim PMI?

Einige dieser Ansätze und Arbeitsweisen sind bereits seit einigen Jahren Bestandteil des im PMBOK-Guide beschriebenen Vorgehens. Bereits in der sechsten Ausgabe des PMBOK-Guides werden agile Methodiken wie Backlogs, Releaseplanung oder iterative Vorgehensweisen als mögliche Arbeitsweisen beschrieben, um den Anforderungen des Projektmanagements gerecht zu werden. Agiles Arbeiten in Projekten geht jedoch über die Anwendung von Methoden hinaus und erfordert ein verändertes Mindset in Projekten.

Diesem Mindset will das PMI mit der PMI-ACP®-Zertifizierung Rechnung tragen. Die Zertifiizerung richtet sich zwar an Projektmanagerinnen und Projektmanager, die in ihren Projekten agil arbeiten, der Fokus liegt aber nicht auf dem Projektmanagement selbst, sondern auf dem agilen Mindset und seiner Anwendbarkeit in Projekten.

Die Zertifizierung bescheinigt zudem ein tiefes Verständnis von Agilität, ihren Vorteilen und Grenzen im Projektmanagement sowie umfassende Kenntnisse über agile Arbeitsmethoden in Projekten. Sie zeigt, dass man in der Lage ist, aus der agilen Methodenvielfalt die geeigneten Methoden und Arbeitsweisen für die Arbeit in Projekten auszuwählen und anzuwenden.

Frage 2: In welchem Verhältnis steht der PMI-ACP® zu Frameworks wie Scrum, Design Thinking oder SAFe?

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Themen der Zertifizierung über einzelne agile Ansätze wie Scrum, Design Thinking oder SAFe hinausgehen. Die in diesen Ansätzen beschriebenen Methoden werden als Erweiterung des Projektmanagements verstanden. In der PMI-ACP® Prüfung werden daher nicht einzelne Arbeitsmethoden abgefragt, sondern vor allem der sinnvolle und zielgerichtete Einsatz dieser Methoden in Projekten.

Frage 3: Welche Kenntnisse verlangt die PMI-ACP Zertifizierung?

Für die Zertifizierung ist daher nicht nur die Kenntnis eines agilen Ansatzes und seiner Funktionsweise erforderlich, sondern die Kenntnis mehrerer Ansätze und insbesondere ein gutes Verständnis der zugrunde liegenden Erfolgsfaktoren. Neben den bekannten Ansätzen umfasst die Prüfung auch Themen, die in vielen agilen Frameworks oft ausgeblendet werden, aber für die Projektarbeit von nicht zu unterschätzender Relevanz sind. Zum Beispiel die Art der Erfolgsmessung, ein sinnvolles Projekt-Reporting in agilen Umgebungen oder die Anwendbarkeit in eher traditionell geprägten Projektumgebungen.

Frage 4: In welchem Verhältnis steht die ACP-Zertifizierung® zu anderen PMI-Zertifizierungen wie dem PMP?

Obwohl die ACP-Zertifizierung unabhängig von anderen PMI® Zertifizierungen erworben werden kann, ist sie besonders nützlich in Kombination mit einer Projektmanagement-Zertifizierung wie dem PMP® oder dem CAPM® (Certified Associate in Project Management). In dieser Kombination bescheinigt dasPMI-ACP®-Zertifikat , dass der Kandidat oder die Kandidatin in der Lage ist, die für das jeweilige Projekt am besten geeignete Vorgehensweise zu wählen und die erfolgsversprechendsten Arbeitsmethoden flexibel einzusetzen.

Frage 5: Für wen ist der PMI-ACP® besonders sinnvoll?

Die Zertifizierung richtet sich an alle, die einen breiten Überblick über agile Arbeitsmethoden haben, in Projekten verschiedene Methodiken anwenden und Projekte in unterschiedlichen Umgebungen (sowohl agil als auch traditionell) managen. Sie ist insbesondere für Projektmanagerinnen und Projektmanager interessant, die bisher mit einer agilen Methodik wie z.B. Scrum gearbeitet haben und ihre Kenntnisse mit anderen Ansätzen erweitern möchten.

Frage 6: Wie praxisrelevant ist die PMI-ACP® Zertifizierung?

Wie bei allen weiterführenden Zertifizierungen des PMI ist auch für die PMI-ACP® Zertifizierung Erfahrung im Projektmanagement erforderlich. Ein Teil dieser Erfahrung wird durch die PMP-Zertifizierung nachgewiesen. Zusätzlich wird jedoch Erfahrung in der Führung von agilen Teams verlangt.

Durch diese Anforderungen, aber auch durch die breite Ausrichtung und die Berücksichtigung verschiedener Frameworks ist die Zertifizierung für Projektmanagerinnen und Projektmanager praxisrelevanter als die Fokussierung auf einen agilen Ansatz, z.B. durch eine Zertifizierung als Scrum Master oder Scrum Product Owner.

Gerade in der Projektarbeit besteht in der Regel die Anforderung, mit unterschiedlichen Umgebungen umgehen zu können und geeignete Arbeitsmethoden auszuwählen, anstatt das Projekt mit einem vordefinierten Ansatz durchführen zu müssen.

Frage 7: Was wird im offiziellen PMI-ACP® Prüfungsvorbereitungs-Kurs vermittelt?

Der Kurs beschäftigt sich praxisnah mit den Gründen und Erfolgsfaktoren für agiles Arbeiten in Unternehmen, beleuchtet verschiedene agile Ansätze und stellt den Bezug zu den Aufgaben des Projektmanagements her. Im Kurs erwerben Sie alle notwendigen Kenntnisse für die Zertifizierung und werden zudem ideal auf die Prüfung vorbereitet.

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Autor/in

Dr. Eckhard Hauenherm

Dr. Eckhard Hauenherm arbeitet seit über 15 Jahren in IT-Projekten. Seit 2007 ist er zertifizierter Projektmanager nach PMI® und seit 2021 Mitglied des Vorstands des PMI® Germany Chapters. Sein besonderes Interesse gilt der Umsetzung strukturierten Projektmanagements mit IT-Werkzeugen wie MS Project und SharePoint Server.