Berufsbegleitende Weiterbildung auf Hochschulniveau - CAS, DAS, MAS
Berufsbezogenes Wissen kann heute nicht mehr nur über die Berufsbildung erlangt werden. In der Schweiz sind seit der Einführung des europaweiten Bologna-Hochschulsystems neue Möglichkeiten in der berufsbegleitenden Weiterbildung entstanden. Lesen Sie das Interview mit Peter Statz, Leiter Weiterbildung an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ).
Berufsbezogenes Wissen kann heute nicht mehr nur über die Berufsbildung erlangt werden. In der Schweiz sind seit der Einführung des europaweiten Bologna-Hochschulsystems neue Möglichkeiten in der berufsbegleitenden Weiterbildung entstanden. Die Hochschulen können dank den Certificate of Advanced Studies (CAS), Diploma of Advanced Studies (DAS) und Master of Advanced Studies (MAS) sehr praxisbezogene und konzentrierte Weiterbildungen anbieten.
Folgende Infografik dient als Beispiel für die Funktionsweise der Titellandschaft. Sie zeigt eine von vielen Möglichkeiten auf, wie die drei Abschlüsse CAS, DAS und MAS erworben werden können.
Im Beispiel wird aufgezeigt, dass mit dem Abschluss von zwei Certificate of Advanced Studies (CAS, jeweils 10 ECTS-Credits) und einer Diplomarbeit ein Diploma of Advanced Studies (DAS) erworben wird. Nach fünf erfolgreichen CAS (jeweils 10 ECTS-Credits) und einer Masterarbeit gelangt man zum Master of Advanced Studies (MAS). Wichtig: Es sind auch andere Kombinationen von CAS möglich, da für viele CAS-Lehrgänge auch mehr als 10 ECTS-Credits angerechnet werden. Die abgebildete Zählweise kann also nicht generalisiert werden.
Folgend werden die Anforderungen für die drei Weiterbildungsstufen aufgezeigt. Der Arbeitsaufwand und die erworbene ECTS-Credits hängen, wie bereits weiter oben erwähnt, jeweils von den gewählten Lehrgängen ab.
Certificate of Advanced Studies (CAS)
- Voraussetzung: Aufnahme nach Vorgabe der jeweiligen Hochschule
- Credits: Mindestens 10 ECTS-Credits
- Arbeitsaufwand : ca. 300 Stunden
- Abschlussarbeit: fakultativ
Diploma of Advanced Studies (DAS)
- Voraussetzung: Aufnahme nach Vorgabe der jeweiligen Hochschule
- Credits: Mindestens 30 ECTS-Credits
- Arbeitsaufwand: ca. 900 Stunden
- Abschlussarbeit: z.T. Diplomarbeit
Master of Advanced Studies (MAS)
- Voraussetzung: Hochschulabschluss und mehrjährige Berufserfahrung (je nach Studium auch Führungserfahrung); sur dossier Zulassungen möglich
- Credits: Mindestens 60 ECTS Credits
- Arbeitsaufwand: ca. 1800 Stunden
- Abschlussarbeit: Masterarbeit obligatorisch
Certificate of Advanced Studies (CAS) bei DigicompLehrgang: Projektmanager SGO (CAS) (651) Lehrgang: CAS in IT Service Management (CASITS) Lehrgang: Changemanager SGO (CAS) (691) |
Zusammenarbeit Digicomp und Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ
Digicomp bietet verschiedene Lehrgänge an, die mit einem von der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) verliehenen «Certificate of Advanced Studies (CAS)» abgeschlossen werden können.
Wir haben mit Peter Statz, Leiter Weiterbildung an der HWZ darüber gesprochen, für wen sich dieses Angebot eignet und wie die Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen:
Für wen bietet sich die berufsbezogene Weiterbildung an einer Hochschule an?
Grundsätzlich sind alle Personen angesprochen, die ihre Berufserfahrung einerseits mit den neuesten Erkenntnissen in einem bestimmten Thema erweitern oder festigen möchten und denen andererseits ein fundiertes wissenschaftliches Fundament wichtig ist.
Das Credo in der Hochschulweiterbildung muss lauten «next practise» und nicht «best practise».
Idealerweise handelt es sich um Personen mit einem Hochschulstudium sowie einigen Jahren Berufs- und Führungserfahrung. Selbstverständlich steht die Hochschulweiterbildung auch allen Interessentinnen und Interessenten offen, die nicht über einen Hochschulabschluss verfügen. Wir sind aber in der Zulassung dieser sogenannten «sur Dossier»-Aufnahmen limitiert.
Welchen Nutzen können Absolventen aus den Modulen ziehen?
Der Nutzen ist immer berufs-und kontextabhängig. Der Trend zur modularisierten Weiterbildung eröffnet zusätzliche Möglichkeiten. Man kann sehr flexibel auf die Bedürfnisse einzelner Zielgruppen reagieren. Ich nenne ihnen ein Beispiel: Menschen deren beruflicher Alltag stark geprägt ist durch Beratungsleistung und Projektmanagement, schätzen die Möglichkeit, Teile des Studiums individuell gestalten zu können, insbesondere hinsichtlich zeitlicher Belastung und inhaltlicher Ausrichtung. In unserem Center for Business Engineering, in dem auch die Partnerschaft mit Digicomp angesiedelt ist, leben wir diese Philosophie sehr ausgeprägt.
Welchen Stellenwert haben die Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt? Kann man einen MAS mit einem konsekutiven Master vergleichen?
Der Stellenwert dieser Abschlüsse ist mittlerweile unbestritten. Seit Einführung der neuen Titel im Jahr 2005 steigt die Nachfrage laufend. Unterstützt wird diese Entwicklung durch die die Tatsache, dass Leitungsgremien und HR-Abteilungen unserer Unternehmen immer internationaler besetzt sind. Masterabschlüsse sind als Qualifikation global bekannt und akzeptiert.
Hingegen kann man einen Master of Science (MSc) nur schwer mit einem MAS vergleichen. Es handelt sich um zwei völlig unterschiedliche Studiengänge. Der MSc ist ein akademischer Abschluss, dem ein an der HWZ 8-semestriges, berufsbegleitendes Bachelorstudium vorausgeht und dann in weiteren 4 Semestern zum Titel Master of Science führt. Das Studium selber ist ausgesprochen wissenschaftlich ausgerichtet. Dagegen ist ein MAS-Studiengang deutlich kürzer, in der Regel 4 Semester und stärker praxisorientiert. Es handelt sich letztendlich um ein berufliches Vertiefungsstudium.
Wie wichtig ist für die HWZ die Zusammenarbeit mit externen Institutionen wie Digicomp?
Sehr wichtig. Als moderne Hochschule kann man sich Kooperationen nicht verschliessen. Wir haben akademische Partner und Praxispartner. Ziel ist es, voneinander zu lernen, um die Studierenden mit dem aktuellen Wissen auszustatten. Da die HWZ ausschliesslich berufsbegleitende Studiengänge anbietet, haben diese Kooperation, wie die zwischen HWZ und Digicomp einen besonderen Stellenwert. Wir wollen erfahren und vermitteln, was in der Praxis «State oft the Art» ist.
Ist die Finanzierung der Weiterbildungen nicht oft ein Hindernis?
Unserer Erfahrung nach eher selten, aber die Weiterbildungsstudiengänge an Fachhochschulen und Universitäten haben ihren Preis. Mit dem Vorteil, dass im Vergleich zu einem Autokauf die Investition keinen unmittelbaren Abschreiber zu Folge hat. Im Gegenteil!
In der Regel wird ein Teil der Finanzierung immer von den Unternehmen übernommen, auch wenn dieser Anteil tendenziell rückläufig ist. Im Gegenzug lässt sich aber auch beobachten, dass die Zahl derer steigt, die bewusst ihre Weiterbildung aus der eigenen Tasche finanzieren.
Kann bei der Finanzierung auf Unterstützung gehofft werden?
Da liegen mir keine konkreten Daten vor. Allerdings gibt es Institutionen, die Stipendien vergeben. Dies aber eher in der Ausbildung und weniger in der Weiterbildung. Zumindest kann man in immer mehr Kantonen die Weiterbildung steuerlich geltend machen.
Welche Erfahrung haben Sie bei Teilzeitstudenten mit der Doppelbelastung Arbeit/Weiterbildung gemacht? Wo liegen die Gefahren?
Die grösste Gefahr liegt – wie so häufig – in der schlechten Planung des Projekts Weiterbildung. Ich muss mich rechtzeitig mit dem Arbeitgeber, aber auch mit meinen unmittelbaren Mitarbeitern und Kollegen an einen Tisch setzten und alle Parteien ins Boot holen. Immer wieder wird auch «vergessen», dass die Familie Zeit braucht, dass es sich um eine Dreifachbelastung, und nicht um eine Doppelbelastung handelt. Eben auch für den Partner.
Darüber hinaus stellen Jobwechsel, Reorganisationen und das Unterschätzen des Arbeitsaufwands die grössten Stolpersteine dar.
Vielen Dank, Herr Statz, für dieses Interview!