«Bring Your Own AI» (BYOAI): Chance oder Risiko für Unternehmen?

AI, Homeoffice und New Work prägen den modernen Arbeitsalltag: Mitarbeitende nutzen dabei auch eigene Geräte und AI-Tools, da diese nicht selten auf der Firmenhardware von der IT blockiert sind. Ohne klare Regeln heisst es immer öfter: Bring dein eigenes AI-Abo mit (BYOAI). Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Unternehmen mit dieser Entwicklung umgehen können.

Autor/in Roger Basler
Datum 14.11.2024
Lesezeit 4 Minuten

Das Aufkommen von AI-Tools wie ChatGPT, DeepL oder Gemini erleichtert Aufgaben im Arbeitsalltag in sehr vielen Arbeitsbereichen, etwa bei Präsentationen, der Analyse von Kundendaten oder dem Schreiben von E-Mails. 

Da viele Unternehmen jedoch noch keine Richtlinien oder sicheren Zugänge für diese Tools geschaffen haben, verwenden Mitarbeitende oft ihre persönlichen Geräte und Apps. Laut dem «Work Trend Index» von Microsoft und LinkedIn bringen 78% der Beschäftigten ihre eigenen KI-Tools mit. Dies signalisiert zwar Innovationsfreude, weist aber auch auf Sicherheitslücken hin, die Unternehmen kaum kontrollieren können.

Herausforderungen und Risiken durch BYOAI

Die Firmen sind nicht bereit, Mitarbeitende helfen sich selbst und das wird zum Problem. Die unkontrollierte Nutzung von KI-Tools durch Mitarbeitende birgt verschiedene Risiken für Unternehmen:

  • Datenverlust und IP-Leakage: Wenn Mitarbeitende ungesicherte Tools verwenden, besteht das Risiko, dass sensible Daten verloren gehen oder unautorisiert weitergegeben werden.
  • Sicherheitsverletzungen: Unsichere KI-Anwendungen können zu Malware-Infektionen und Phishing-Angriffen führen, wenn sie nicht den Unternehmensstandards entsprechen.
  • Compliance-Probleme: Gerade in stark regulierten Branchen wie Finanzen und Gesundheitswesen ist der unkontrollierte Einsatz von BYOAI heikel, da die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften gefährdet sein könnte.
  • Bias und Diskriminierung: Wenn Mitarbeitende auf Algorithmen setzen, die diskriminierende Muster aufweisen, kann dies zu unbewusster Voreingenommenheit führen.

Diese Risiken verdeutlichen, dass Unternehmen klare Richtlinien und Sicherheitsmassnahmen einführen müssen, um BYOAI zu regulieren und Risiken zu minimieren.

BYOAI als Innovationstreiber 

Sind wir ehrlich: Motivierte Arbeitskräfte, die sich neuen Technologien annehmen, sind ein gutes Zeichen. Sie engagieren sich, bleiben am Ball. BYOAI kann die Produktivität und Effizienz fördern, doch ohne klare Rahmenbedingungen kann es den Unternehmenserfolg beeinträchtigen.

 Laut einer Microsoft-Studie vom Mai 2024 erkennen 79% der Führungskräfte den Nutzen von KI für die Wettbewerbsfähigkeit an, jedoch zögern 60% bei der Implementierung geeigneter Strategien. Viele Unternehmen – insbesondere kleine und mittelständische Betriebe – haben erst wenige KI-Lösungen eingeführt: nur 15% der kleinen und 33% der mittleren Unternehmen nutzen geregelte KI-Technologien. Ein sicherer und effizienter KI-Einsatz verlangt jedoch mehr als nur den freien Zugang zu Tools.

Strategien zur BYOAI-Integration

Um die Chancen von BYOAI zu nutzen und gleichzeitig Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen auf folgende Schritte setzen:

  • Richtlinien und Genehmigungsverfahren: Unternehmen sollten spezifische Richtlinien für die Nutzung von BYOAI entwickeln und Genehmigungen durch die IT-Abteilung einholen.
  • Umfassende Schulungsprogramme: Mitarbeitende müssen in Datensicherheit und in der Nutzung von AI geschult werden, um ein Verständnis für mögliche Risiken und den sicheren Einsatz von AI-Tools zu entwickeln.
  • Überwachungs- und Kontrollsysteme: Durch Monitoring-Tools können Unternehmen die Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien überwachen und Sicherheitslücken frühzeitig erkennen.
  • Regelmässige Sicherheitsüberprüfungen: Regelmässige Kontrollen der eingesetzten KI-Tools sichern die Compliance und helfen, Sicherheitsrisiken zu minimieren.

Fazit: BYOAI als Wachstumschance mit Verantwortungsbewusstsein nutzen

«Bring Your Own AI» bietet Unternehmen Innovationspotenzial und fördert die Effizienz der Mitarbeitenden. Eine unkontrollierte Nutzung von KI-Tools birgt jedoch Sicherheitsrisiken und könnte die Unternehmensintegrität gefährden. Nur durch eine bewusste, sichere und gut strukturierte Integration von KI können Unternehmen die Vorteile von BYOAI ausschöpfen, ohne Compliance und Datensicherheit zu gefährden.


Autor/in

Roger Basler

Roger Basler ist Betriebsökonom FH und «Unternehmens-Architekt». In dieser Funktion leitet, begleitet und investiert er in Startups, die in den Bereichen High-Tech, E-Commerce und Social Entrepreneurship unterwegs sind. Seine Fachspezialisierungen sind E-Commerce, Social-Commerce, digitales Marketing, ROI on Social Media, klassisches Marketing und Startups.