Sprints statt Marathon: 5 Tipps für agile Führung
Die Zukunft ist ungewiss — das macht Planung in Unternehmen kompliziert. Erfahre, wie du als Führungskraft agile Prinzipien anwendest: fünf Tipps für sprintorientierte Teamführung.
Auf dem Markt gibt es mehr Ungewissheiten als vorhersehbare Fakten. Für Unternehmen sind Planungen und Neuentwicklungen von Produkten oder Dienstleistungen deshalb immer mit Risiken verbunden. Allzu gerne greifst du auf bekannte Muster zurück, handelst nach strikten Vorgaben und bleibst in deiner Komfortzone.
Zielführender ist jedoch eine agile Führung – gerade in Zeiten der digitalen Transformation. Die Digitalisierung erleichtert zwar die Arbeit und macht Arbeitsabläufe effizienter. Doch die IT-Branche ist schnelllebig. Unternehmen und Mitarbeitende müssen sich und ihre Arbeitsweise deshalb immer wieder anpassen. Mit agiler Führung fällt dir das leichter. Denn agile Führungskräfte gestehen sich und ihren Mitarbeitenden zu, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist. Agile Führung setzt auf kleine Projektteams, die in kleinen Schritten vorankommen und immer wieder überprüfen, ob diese Schritte die richtigen waren – und gegebenenfalls umkehren. Dadurch sind die Teams anpassungsfähiger.
Damit agile Führung im Unternehmen aber tatsächlich gelebt wird und nicht nur als bloße Handlungsmaxime über den Mitarbeitenden schwebt, musst du bestimmte Kompetenzen mitbringen und bereit sein, deinen Führungsstil zu verändern.
1. Agile Führungskräfte werden zum Mentor
Agile Leadership erfordert eine neue Denkweise. Deshalb löst du dich als agile Führungskraft vom Denken in starren Hierarchien. Du delegierst Verantwortung und Aufgaben an deine Mitarbeitenden, bist selbst Moderator und Coach. Agile Leadership stösst deshalb vor allem Führungskräfte im mittleren Management vor den Kopf: Das Top-Management sieht die Vorteile einer agilen Arbeitsweise, die ausführenden Mitarbeitenden freuen sich über mehr Autonomie. Dazwischen steht das mittlere Management, das nun umdenken muss. Auch Team- und Projektleiterinnen und Projektleiter gilt es bei der Transformation mitzunehmen und ihnen zu helfen, ihre neue Rolle zu finden.
Agile Führungskräfte benötigen manchmal neue Kompetenzen für ihre Rolle als Mentoren:
- Mut: Es gilt, die Angst vor dem Scheitern und dem Kontrollverlust zu überwinden und trotz Unsicherheit Veränderungen anzustossen. Dazu verlässt du deine Komfortzone, gibst Verantwortung ab und lässt Veränderungen zu
- Selbstführung: Nur wenn du dich selbst organisieren kannst, kannst du andere führen und Aufgaben delegieren. Du gehst mit gutem Beispiel voran und wendest selbst agile Methoden an. Dadurch bist du in der Lage, Teams zu begleiten und ihnen die nötige Unterstützung zu geben
- Teamfähigkeit: Du arbeitest auf Augenhöhe mit deinen Mitarbeitenden. Du bist einfühlsam, offen für neue Ideen und schaffst Raum für gegenseitiges Feedback
- Empathie & Respekt: Teamarbeit bedeutet Zusammenarbeit. Gegenseitiges Verständnis und Hilfestellung sind wichtige Bestandteile agiler Arbeitsweisen. Ein respektvoller Umgang miteinander und die Wertschätzung der bisher erbrachten Leistungen sind ebenfalls elementar
- Problemlöser: Du erkennst Probleme schnell und reagierst unverzüglich. Du bist bereit, trotz Unsicherheiten tragfähige Entscheidungen zu treffen. Du gehst auch Konflikten im Team, die durch die neue Gruppendynamik zwangsläufig entstehen, nicht aus dem Weg
- Begeistern & aktiv zuhören: Du musst deine Mitarbeitenden mitnehmen – das gelingt durch gezielte Kommunikation. Du sprichst Probleme offen an, hörst aber auch aktiv zu.
2. Tolerante Fehlerkultur etablieren
Agile Führung stellt keine Lösung dar, sondern ist eine innere Haltung. Zu dieser Haltung gehört der Mut, Neues auszuprobieren und Fehler zuzulassen. Du etablierst daher eine tolerante Fehlerkultur, die Fehltritte zulässt und nicht sanktioniert. Bei der Scrum-Methode beispielsweise nähern sich die Teams Schritt für Schritt dem Ziel und überprüfen regelmässig, ob die einzelnen Schritte (Sprints) richtig waren und ob sie noch auf dem richtigen Weg zum Ziel sind. Machen die Teams Fehler, erkennen sie diese umgehend und arbeiten anders weiter. Kleine Schritte und Experimente helfen so, das Scheitern weniger schmerzhaft zu machen.
Wichtig ist dabei auch, transparent zu arbeiten und Wissen zu teilen. Nur so ist es möglich, Feedback zu geben. Feedback wiederum zeigt Fortschritte oder auch Fehler auf.
3. Fokus auf einzelne Projekte
Multitasking wird oft noch als Stärke angesehen. Dabei ist es wenig sinnvoll, deine Mitarbeitenden gleichzeitig an verschiedenen Projekten arbeiten zu lassen. Denn Multitasking führt zu geistiger Rüstzeit und ist damit eine Produktivitätsfalle: Statt fokussiert an einer Aufgabe zu arbeiten, müssen die Mitarbeitenden immer wieder umdenken und sich neu konzentrieren. Das kostet in der Summe viel Zeit. Du unterstützt deine Mitarbeitenden darin, sich auf wenige Projekte zu fokussieren und an diesen zielgerichtet zu arbeiten.
4. Fokus auf den Kundennutzen
Im Mittelpunkt der agilen Führung steht der Kundennutzen. Zunächst musst du die Kundenprozesse analysieren und klären, welchen Beitrag dein Produkt zur Kundenzufriedenheit leistet. In der Scrum-Methode nimmt dazu ein Teammitglied permanent die Kundenperspektive ein (Product Owner). Nach jedem Entwicklungsschritt vergleicht er mit seinem Team, ob der Kundennutzen noch gegeben ist. Marktveränderungen und sich ändernde Kundenwünsche fliessen in diesen Abgleich ein. Agile Leadership ermöglicht so die Entwicklung eines zielgerichteten Produkts, das auf den Kunden und seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
5. Klein anfangen und wachsen
Agilität kann nicht wie ein Deckel übergestülpt werden. Du musst die Mitarbeitenden mitnehmen und von der neuen Arbeitsweise überzeugen. Gerade in grossen Unternehmen hat es sich bewährt, agile Methoden zunächst bei der Entwicklung kleiner, innovativer Produkte auszuprobieren. Durch diese Experimente sammelst du wertvolle Erfahrungen, auf denen du aufbauen kannst.
Agilität muss wachsen. Auch einzelne Methoden wie Scrum oder Kanban lassen sich skalieren: Die Methode SAFe beispielsweise kommt zum Einsatz, wenn die Entwicklung eines Produkts den Rahmen eines einzelnen Teams sprengt. Mehrere Teams arbeiten dann eigenständig, sind aber voneinander abhängig. Zu den Feedbackschleifen der Teams kommt dann in regelmässigen Abständen eine grosse Feedbackschleife, die PI-Planung. Ein solches Bällebad von Teams zu koordinieren ist schwierig, aber mit der nötigen Erfahrung und den entsprechenden Kompetenzen für agile Leader möglich..