Führungsgrundsätze: Orientierungswerkzeug mit Stolpersteinen bei der Implementierung
Damit erarbeitete Führungsgrundsätze auch zur positiven Wirkung kommen, gibt es einige Dinge zu berücksichtigen. Experte Christopher Schneider hat für uns die wichtigsten Aspekte und Regeln beleuchtet.
Führungsgrundsätze sind in vielen Unternehmen fester Bestandteil der normativen «Verkehrsordnung» für Führungskräfte. Sie bieten Orientierung im Sinne einer übergeordneten Führungsphilosophie, lassen aber jeder einzelnen Führungskraft noch genügend Spielraum, individuelles Führungsverhalten an den Tag zu legen und damit ihren ganz persönlichen Führungsstil zu leben.
Doch mit der Zeit hat sich die Art und Weise der Zusammenarbeit in Organisationen verändert und Mitarbeitende sowie auch Vorgesetzte pflegen heutzutage einen eher partizipativen Stil. Sie legen grossen Wert auf Kommunikation und möchten Prozesse mitgestalten. Es stellt sich also die Frage, wie du Führungsgrundsätze vor diesem Hintergrund einführen musst, um die Ansprüche von Mitarbeitenden sowie Vorgesetzten genügend zu berücksichtigen und schlussendlich positive Effekte wie verbesserte Leistung und Effizienz zu ermöglichen.
Häufige Fehler & Missverständnisse
Häufig lässt sich beobachten, dass Führungsgrundsätze in Organisationen lediglich auf dem Papier existieren und nicht gelebt werden. Ein Grund ist häufig, dass die Grundsätze eher abstrakt und wenig praxisbezogen formuliert sind. Es ist ausserdem festzustellen, dass Führungsgrundsätze immer wieder ausschliesslich top-down entwickelt werden, ohne die Mitarbeitenden in die Entwicklung einzubeziehen. Auch richten sich Führungsgrundsätze häufig nur an Führungskräfte und werden nicht oder nur unzureichend in der Organisation verankert. Doch es ist wichtig, dass du auch Mitarbeitende bei der Entwicklung von Führungsleitlinien einbindest. Damit stellst du sicher, dass Bedürfnisse aller Anspruchsgruppen einfliessen können und Identifikation mit den Grundsätzen entstehen kann.
Nur, wenn das Erarbeitete auch akzeptiert wird, kann es mit Leben gefüllt werden und positiv in die Organisation hineinwirken.
Die Schwierigkeit bei diesem partizipativen Entwicklungsansatz liegt darin, das unterschiedliche Führungsverstaendnis von Mitarbeitenden und Führungskräften zu ermitteln. Denn erst wenn die diversen Perspektiven klar auf dem Tisch liegen, kann daraus gemeinsam ein geteiltes Führungsverständnis erarbeitet werden. Dieses Vorgehen hilft ebenfalls, Vorurteile abzubauen und die Motivation zu erhöhen, die Grundsätze später auch wirklich zu leben und weiterzuentwickeln. Andernfalls bleiben sie bedrucktes Papier.
Wichtige Aspekte der Verankerung
Auch die Verankerung stellt einen kritischen Erfolgsfaktor dar. Hierfür bieten sich verschiedene Methoden und Vorgehensweisen an:
- Sensibilisiere alle Führungskräfte für das Thema;
- Lege gemeinsam Entwicklungsschwerpunkte im Bereich Führung fest, inkl. Umsetzungsplanung;
- Entwickle die Führungsleitlinien zusammen mit Führungskräften und Mitarbeitenden;
- Leite einen Aktionsplan zur Einführung der Führungsgrundsätze ab.
Ausserdem musst du für eine erfolgreiche Verankerung diejenigen Mitarbeitenden, welche bei der Entwicklung nicht beteiligt waren, ausreichend Möglichkeiten des Akzeptanzaufbaus anbieten. Das geht über reine Informationsanstrengungen (z.B. Artikel in Mitarbeiterzeitschrift, Erfolgsgeschichten im Intranet, Plakate in Büros) hinaus. Was bedeuten die Grundsätze konkret für dich? Können oder sollen die Grundsätze dein Handeln auch leiten, obwohl du keine Führungskraft bist? Was passiert, wenn du die Grundsätze nicht akzeptierst? Solche Fragen lassen sich am besten beantworten, wenn die Betroffenen Grundsätze ausprobieren und ihre Bedeutung «am eigenen Leib» erfahren können. Dazu eignen sich z.B. Seminare mit Rollenspielen.
Vorbildhaftes Handeln als Schlüssel zum Erfolg
Damit Führungsgrundsätze auch gelebt werden und im Arbeitsalltag Wirkung erzielen, gib sie allen Mitarbeitenden aus. Darüber hinaus musst du sie mit Leben füllen, zuerst am besten in Workshops. Was sollen die Grundsätze für die Zusammenarbeit im Team bedeuten? Wie fühlt es sich an, sie anzuwenden? Schliesslich integriere die Führungsgrundsätze in die bestehenden Führungsinstrumente und thematisiere sie im Führungsfeedback. Führungskräfte besitzen hier eine starke Vorbildfunktion, nicht nur im Leben der Grundsätze in der alltäglichen Führungsarbeit: Wenn sie von sich aus ihr eigenes Führungsverhalten thematisieren und kritisches Feedback von den Mitarbeitenden sowie ihren Führungskollegen einfordern, so ist dies ein professionelles und starkes Zeichen hin zu kontinuierlicher Verbesserung sowie wertschätzender Führung. Damit bleiben die Führungsgrundsätze im Fokus, werden mit Leben gefüllt und können sich weiterentwickeln.
Damit Führungsgrundsätze keine Lippenbekenntnisse bleiben, sind also sehr viele Aspekte im Rahmen der Implementierung zu berücksichtigen. Von grosser Bedeutung für die Entwicklung von Führungsgrundsätzen sind die Kundinnen und Kunden von Führung: Die Mitarbeitenden.
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