Autorität der Führungskraft: Was es bedeutet, Ziele zu setzen und zu erreichen
Autorität basiert in der Regel auf den fünf Säulen Vertrauen, Überzeugung, Überredung, Position und Zwang. Führungs-Experte Christopher Schneider erläutert in diesem Artikel, worauf es beim Einsatz der jeweiligen zu achten gilt.
Eine wesentliche Aufgabe von dir als Führungskraft ist, deinen Mitarbeitenden Ziele zu setzen. Diese Ziele werden (mehrheitlich) einen Beitrag zu den übergeordneten, unternehmensweiten Zielen leisten und somit helfen, das Unternehmen langfristig erfolgreich zu machen.
Doch damit Ziele umgesetzt und erreicht werden, benötigst du als Führungskraft Autorität. Ohne Autorität würden Teams dich nicht anerkennen und ihre Aktivitäten vermutlich nicht effektiv und effizient auf Zielsetzungen ausrichten.
Autorität ist nicht gleich Autorität
Als Autorität kannst du ganz allgemein den Einfluss oder die Macht einer Person und das daraus erwachsende Ansehen beschreiben. Dabei speist sich Autorität aus fünf Quellen:
- Vertrauen
- Überzeugung
- Überredung
- Position
- Zwang
Vertrauen
Du erfährst Vertrauen, wenn du in Bezug auf bestimmte Kriterien als erfahren, fähig und beispielhaft giltst, also bereits einen Leistungsausweis in einem relevanten Thema besitzt und dieser bekannt ist. Auch integres Verhalten, ein einfühlsamer Umgang mit den Teammitgliedern sowie glaubwürdige Kommunikation lassen Vertrauen ansteigen. Ebenso sind Einheit von Rede und Handlung («Walk your talk») sowie Charisma vertrauensfördernd. Wenn du solch charakterisiertes Verhalten an den Tag legst, dann wirst du häufig wie selbstverständlich als «Anführer» betrachtet und festgelegte Ziele werden akzeptiert und umgesetzt. Führen mit Vertrauen wird häufig auch als ein wesentliches Element von persönlicher Autorität beschrieben.
Überzeugung
Autorität aus Überzeugung hast du, wenn du versuchst, das Team mit Argumenten und Fakten von Zielen zu überzeugen, Zusammenhänge aufzuzeigen und somit an die Vernunft der Teammitglieder zu appellieren («Es ist ja offensichtlich, dass wir dieses Ziel haben, weil wir damit einen Beitrag an X leisten und somit später Y erreichen können.»). Du bewirbst also faktisch deine gesetzten Ziele und lädst die Teammitglieder via Argumentation ein, diese zu akzeptieren. Für Argumente gilt, dass sie umso mehr Autorität und Akzeptanz ermöglichen, je besser und einleuchtender sie sind. Das bedeutet auch, dass du deine Kommunikation möglicherweise je nach Teammitglied anpassen und die Betroffenen dort «abholen» musst, wo sie mit ihrer Sicht auf die Zusammenhänge im Unternehmen stehen.
Überredung
Überredung ist eher eine Incentivierung und kann auch als transaktionales Führungshandeln beschrieben werden. Es ist ein Verhandeln mit klaren (ausgesprochenen) oder impliziten (unausgesprochenen) Belohnungen für bestimmtes gefordertes Verhalten («Wenn du das Ziel fristgerecht erreichst, erhältst du einen Bonus von 2 % deines Jahreslohns.»). Du köderst also deine Mitarbeitenden und musst dazu die Motive deines Teams gut kennen. Andernfalls wird die angebotene Belohnung abgelehnt und die Ziele werden nicht erreicht. Das Vorgehen der Überredung bedeutet aber auch, dass du deine Versprechen an klare, messbare Bedingungen knüpfst, welche transparent und unverhandelbar sind. Andernfalls pochen Teammitglieder möglicherweise auf die Einlösung des Versprechens, obwohl unklar ist, ob das Ziel tatsächlich erreicht wurde.
Position
Autorität qua Position ergibt sich aus deiner Stellung als Führungskraft. Die von dir formulierten Zielsetzungen werden akzeptiert, weil die Teammitglieder anerkennen, dass sie von einer höheren, ihnen vorgeschalteten Position kommen und daran glauben, dass die Person, welche auf dieser Stelle sitzt, eine legitime Besetzung ist. Allerdings verhältst du dich immer wieder auch ungeschickt, wenn du häufig ausschliesslich auf deine Positionsmacht vertraust und glaubst, du wüsstest am besten, welche Ziele die richtigen seien, da du ja sonst nicht deine Position inne hättest (vgl. Great-Man-Theorie). Schnell kannst du dann von deinen Mitarbeitenden als anmassend, grenzüberschreitend und als Fehlbesetzung beurteilt werden und damit jegliche Glaubwürdigkeit verspielen.
Zwang
Zwang schliesslich ist die negativste und leider immer noch häufig eingesetzte Vorgehensweise, um Autorität zu erlangen. Du drohst dabei deinen Teammitgliedern im Falle der Nichtanerkennung von Zielen mit negativen Konsequenzen (z.B. Abmahnung, kritische Beurteilung, Streichung von Boni, Aussetzen einer Beförderung, Verlust von Privilegien). Dabei demonstrierst du offen deine Macht, kannst Zwang aber nur dann erfolgreich einsetzen, wenn du deine Entschlossenheit sichtbar machst und deine Machtmittel im Zweifelsfall auch einsetzt.
Erfolgreiche Führungskräfte bedienen sich verschiedener Elemente & handeln situativ
Teams sind individuell und unterschiedlich strukturiert. Jede und jeder Mitarbeitende bringt verschiedene Erfahrungen mit, hat persönliche Ziele und lässt sich auf seine Art und Weise führen. Deshalb gilt für dich in Bezug auf Autorität: Die Mischung macht’s. Du wirst dich aus allen fünf Quellen der Autorität bedienen, je nach Auftrag, Person und Situation. In einem hochkomplexen Umfeld mit einem Team aus spezialisierten Entwicklern solltest du dem Team eher mit vertrauensvollem und überzeugendem Verhalten begegnen. Umgekehrt liesse sich eine Behörde, Armee oder Milizorganisation kaum ohne Positions-Autorität führen. In Zeiten von permanentem Wandel, Fachkräftemangel und Alterung der Bevölkerung werden in vielen Branchen die Arbeitnehmenden aber immer mächtiger. Sie können es sich leisten, Vertrauen einzufordern und auf Überzeugung zu pochen. Das solltest du dir immer wieder ins Bewusstsein rufen..