Was bringt uns die Cloud in den nächsten 40 Jahren?
Was bringt uns die Cloud in den nächsten 40 Jahren? Trainer Matthias Gessenay wagt ein Blick in die Glaskugel. Lesen Sie hier seine Prognose.
Kurz vor Weihnachten habe ich von Digicomp die Anfrage erhalten, ob ich zu deren 40. Jubiläum nicht schreiben könnte, wie ich mir die Auswirkungen meines Fachbereichs (Microsoft Azure, Office 365) in 40 Jahren vorstelle. Gerne nehme ich die Herausforderung an.
Aktuell sehe ich drei technische Bereiche, die einen enormen Einfluss auf die Zukunft haben werden:
Internet of Things
Das Internet of Things, die Vernetzung kleiner Geräte zu einer Schwarm-Intelligenz, ist bereits heute aktuell und wird massiv an Bedeutung gewinnen. Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich. Es wird selbstverständlich werden, dass Geräte, insbesondere Steuerungsgeräte, an das Internet angeschlossen sind und ihre Daten dort aggregiert und verarbeitet werden. Wenn ich in 40 Jahren ein Auto kaufe, wird es selbstverständlich Informationen vom Verkehrsfluss bis zum Parkplatz, von der Strassenbeschaffenheit bis zu Road Pricing von anderen Fahrzeugen und IoT-Devices (Schilder, Sensoren) beziehen und ebenso als IoT-Member zur Verarbeitung weitergeben. Neben Hot Data Processing, das durchaus direkt im Device oder durch Nearby-Rechenleistung erfolgen kann, wird Big Data bzw. Data Science für die Warm und Cold Data relevante Langzeitprognosen, Trends und Korrelationen erkennen können. Smart Cities werden die Energieeffizienz massiv erhöhen, die Retail-Branche wird vermutlich vor grossen Herausforderungen stehen und massiv kundenorientierter werden. IoT kombiniert mit Blockchain als verteiltes Transaktionsbuch, das dezentral funktionieren kann, lädt regelrecht zum Träumen ein. Mikrowährungen, ähnlich den heute schon lokal existierenden, könnten für lokalen Handel möglich werden, aber auch Belohnsysteme wie Transaktionsmodelle für erneuerbare Energien oder sogar dezentrale Wahlen könnten denkbar sein.
Artificial Intelligence
Artificial Intelligence (AI) ist die Schwester von IoT – wo ich viele Daten habe, möchte ich sie automatisiert analysieren können. AI, konkret Machine Learning, kann hier wertvolle Dienste leisten. Generelle, bereits gut bekannte statistische Methoden dienen der Datenaufbereitung. Und Machine-Learning-Modelle, insbesondere kombiniert mit Deep Learning, können Zusammenhänge sehen und die Algorithmen stetig verbessern. Insbesondere geteilte sogenannte Graphen wie die für natürliches Sprachverständnis können durch den breiten Input an Daten schnell grosse Lernfortschritte machen. Dies wird in Zukunft in fast jeder entscheidungsrelevanten Branche prägend sein – von Trading über medizinische Behandlungen bis hin zur Justiz. Schon heute gibt es genügend Beispiele und Versuche in diese Richtung. AI wird auf eine Art lautlos sein, das heisst zunächst viele Entscheidungen vorbereiten, und menschlichen Instanzen die endgültige Wahl überlassen. Aber man darf wohl annehmen, dass dies nur eine Übergangserscheinung ist.
Digital Transformation
Die Digitalisierung hat diverse Branchen in Bewegung gebracht – man denke an die Musikindustrie, Versandhandel usw. Diese Umwälzung zum System heisst digitale Transformation. Sie verändert Verticals durch egale Arbeitsorte, nahezu beliebige Arbeitszeiten und eine enorme Geschwindigkeit. In der Regel ist das verbunden mit einer sehr hohen Kundenorientierung und der Eliminierung überflüssiger Prozesse. Arbeitende können ihre Freizeit optimieren, kleinere Dinge zwischendurch erledigen und einen ortsunabhängigen Lebensstil pflegen. Konsumenten wiederum haben wesentlich höhere Transparenz, grosse Auswahl und Geschwindigkeit. All das wird möglich über automatisierte (AI) und digitalisierte Prozesse. In der Zukunft wird das Arbeiten in der digitalen Transformation selbstverständlich und auch eine Forderung von Arbeitenden werden. Neue Geräte werden den Zugang niederschwelliger machen, neue Eingabetechniken ebenfalls. Durch Wearables werden wir zunehmend live an unser Arbeitsleben angebunden sein und erkennen, wann wir aktiv benötigt werden – und wann nicht.
Matthias Gessenay
8. Januar 2018
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