GEO in der Praxis: Inhalte für KI-Suchsysteme optimieren

Die Spielregeln der digitalen Sichtbarkeit verändern sich radikal. Klassisches SEO läuft nicht mehr von selbst. Heute muss Content so aufbereitet sein, dass er nicht nur Menschen und Suchmaschinen überzeugt, sondern vor allem KI‑Systeme wie ChatGPT, Perplexity oder Google AI Overview direkt bespielt. Willkommen in der Ära von GEO (Generative Engine Optimization).

Kathrin Zemp 24.07.2025

AI‑Chatbots erleben ein rasantes Wachstum: Ihre Nutzung ist innerhalb eines Jahres um über 80 % gestiegen, auch in der Schweiz. Trotzdem entfallen bisher noch weit über 95 % des Webverkehrs auf klassische Suchmaschinen wie Google, die etwa 34‑mal mehr Visits pro Tag verzeichnen als ChatGPT & Co.

Doch immer mehr Schweizerinnen und Schweizer starten ihre Recherche aber direkt mit KI‑Assistenz  und umgehen damit traditionelle Suchresultate. Wer weiterhin nur auf Google‑Links setzt, bleibt in diesen Antwortfeldern unsichtbar und verliert darum an Relevanz und Reichweite.

Was heisst das konkret? Wie unterscheiden sich SEO und GEO? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Und wie gelingt der Einstieg in diese neue Disziplin?

Was ist GEO? Eine Begriffserklärung

GEO steht für «Generative Engine Optimization». Gemeint ist die gezielte Aufbereitung von Inhalten, damit sie nicht nur in klassischen Suchmaschinenrankings auftauchen, sondern in den Antworten generativer Systeme erscheinen, also genau dort, wo User heute ihre Fragen stellen.

Statt also nur mit dem besten Keyword zu glänzen, geht es darum, die beste Antwort zu liefern. Strukturiert, maschinenlesbar und kontextbezogen.

Generative KI-Systeme arbeiten anders als klassische Suchmaschinen. Sie nutzen Retrieval-Augmented Generation (RAG): Das heisst, sie ziehen relevante Textpassagen aus Webseiten, die am einfachsten lesbar und am klarsten strukturiert sind, und generieren daraus eine Antwort.

1. Klarer Text statt versteckte Inhalte

KI-Systeme bevorzugen Bereiche mit klaren Antworten, gut strukturierten Abschnitten, FAQ-Blöcken, How-To’s usw. Inhalte, die hinter PDFs, Pop‑ups oder in Meta-Tags verborgen sind, werden kaum oder gar nicht berücksichtigt.

2. Struktur schlägt Stil

Inhalte müssen extrahierbar sein: Hochwertige, direkte Antworten. Also kurze, klar formulierte Absätze, die leicht herauskopiert oder paraphrasiert werden können.

3. PDF’s werden durchaus gelesen, wenn sie gut aufbereitet sind

Generative Systeme können PDFs crawlen. Aber nur solche mit gut eingebetteten strukturierten Daten und Metadaten. Mangelnde Barrierefreiheit oder fehlende Auszeichnung macht sie hingegen zu schwarzen Kästen.

GEO ≠ SEO – aber SEO bleibt relevant

Wer jetzt alles bisherige SEO über Bord werfen will, sollte kurz durchatmen. GEO ersetzt SEO nicht, SEO wird durch GEO ergänzt. Und zwar auf eine Weise, die neue Anforderungen an Content stellt, ohne alte Tugenden komplett zu entwerten.

Aspekt SEO GEO
Fokus Ranking in Linklisten Erscheinen in KI-generierten Antworten
Struktur Keywords, Meta-Tags, interne Verlinkung Klartext, semantische Strukturen, schema.org
Inhalt Keyword-Dichte, Lesbarkeit Relevanz, Kontext, Fragestellung der User
Technik Mobilfreundlichkeit, Ladezeit, saubere URLs Maschinenlesbarkeit, strukturierte Daten, Barrierefreiheit
Ziel Klick auf Link direkte Antwort, Erwähnung im Antworttext

 

Wer SEO kennt und anwenden kann, hat ein solides Fundament. Aber wer GEO nicht versteht, wird künftig nicht mehr wahrgenommen. Vor allem nicht von den Systemen, die unsere Antworten liefern und die immer mehr an Stelle von Suchmaschinen genutzt werden.

In Antworten denken statt in Links

Wer für Google schreibt, denkt in Links. Wer für KI schreibt, denkt in Antworten.
Dieser Satz bringt den Mindshift auf den Punkt: GEO orientiert sich am Informationsbedarf, nicht am Traffic-Tunnel.

Praktisch heisst das:

  • Frage-Antwort-Strukturen im Text verwenden («Was ist GEO?» statt «GEO ist eine Methode, die …»).
  • Formulieren Sie vollständige, präzise Sätze, wie ein guter Ratgeber, nicht wie ein Marketingtext.
  • Machen Sie Inhalte direkt zugänglich, ohne sich hinter PDFs, PDFs von PDFs oder Login-Walls zu verstecken.

Maschinenlesbarkeit ist Pflicht

Die beste Antwort nützt nichts, wenn sie für Maschinen nicht lesbar ist. GEO braucht Struktur  und dies im wörtlichen und technischen Sinne. Das bedeutet konkret:

  • Einsatz von schema.org zur strukturierten Auszeichnung relevanter Inhalte (z. B. FAQs, Events, Personen, Organisationen)
  • Barrierefreiheit sicherstellen, denn: screenreader-tauglich heisst auch KI-tauglich
  • Semantisches Chaos vermeiden: keine Headlines mit Klickbait-Charakter, keine Bulletlisten mit wechselnden Schriftgrössen, keine Tabellen als Screenshots
  • Inhalte klar, strukturiert und maschinenlesbar aufbereiten – für Menschen und Systeme gleichermassen zugänglich

GEO-Traffic in KI-Antworten messen: Herausforderungen und Lösungsansätze

Einer der grössten Unterschiede zwischen klassischem SEO und GEO zeigt sich bei der Erfolgsmessung. Während SEO auf ein etabliertes Ökosystem aus Search Console, Analytics und Keyword-Trackern zurückgreifen kann, fehlen bei GEO bislang standardisierte Metriken. KI-Systeme wie ChatGPT, Google AI Overview oder Perplexity liefern keine klassischen Rankings oder Positionsdaten, der Klick ist nicht mehr die zentrale Einheit.

Doch GEO-Erfolge lassen sich trotzdem sichtbar machen. Über indirekte Wege, gezielte Tests und smarte Analyseansätze.

4 Indirekte Methoden zur GEO-Messung

1. Prompt-Test und Sichtbarkeitsprotokolle

Stellen Sie typische Nutzerfragen in ChatGPT, Perplexity oder Google AI Overview. Wird Ihre Seite als Quelle genannt oder zitiert? Dokumentieren Sie die Resultate regelmässig – Screenshots, Rankings in Antwortblöcken oder Link-Nennungen. Ein einfaches Spreadsheet mit Datumsstempel reicht als Startpunkt.

2. User Journey Tracking auf GEO-optimierten Seiten

Beobachten Sie, wie sich der Traffic auf spezifisch GEO-freundlichen Seiten entwickelt. Kommen User häufiger direkt auf Inhalte mit FAQ- oder How-To-Strukturen? Verändert sich das Verhalten (Verweildauer, Scrolltiefe, Conversions)?

3. UTM-Parameter und Referrer-Daten auswerten

Einige KI-Systeme versehen verlinkte Seiten mit eindeutigen Parametern, zum Beispiel ?utm_source=chatgpt.com oder utm_source=perplexity.ai. Über Ihre Webanalyse lassen sich diese Besuche identifizieren. Zwar nicht systematisch für alle KI-Tools verfügbar, aber ein nützlicher Indikator, wenn vorhanden.

4. Feedback direkt aus dem Kontrapunkt

Fragen Sie in Kontaktformularen oder im Supportgespräch gezielt nach, woher die auskunftssuchende Person die Information erhalten hat – zum Beispiel «Google», «ChatGPT» oder «Perplexity». Solche Rückmeldungen liefern qualitative Hinweise darauf, wie stark Ihre Inhalte bereits über GEO sichtbar sind, insbesondere bei beratungsintensiven Angeboten.

GEO ist nicht weniger messbar als SEO – es ist nur anders messbar. Wer neue Sichtbarkeit will, muss auch neue Analysepfade gehen. Langfristig werden spezialisierte Monitoring-Tools entstehen. Bis dahin bleibt Experimentierfreude das wertvollste Tracking-Tool.

Risiken: Was passiert, wenn man einfach so weitermacht?

Unternehmen, die weiter rein auf klassisches SEO setzen, bleiben vielleicht sichtbar, aber nicht relevant. Sie tauchen in Google-SERPs auf, aber nicht in den KI-gestützten Antworten, die viele User bevorzugen.

Folgen:

  • Sichtbarkeit in generativen Systemen nicht vorhanden
  • Wettbewerber mit GEO-Strategien erscheinen als erste Anlaufstelle
  • Verlust von Vertrauen & Relevanz, selbst bei stabilem SEO-Traffic

Statt zu sagen: «Das betrifft uns (noch) nicht», besser fragen: «Welche Fragen stellt unsere Zielgruppe morgen – und wer liefert die Antwort?»

Fazit: GEO ist ein neues Midset

GEO ist kein Hype. GEO ist die logische Weiterentwicklung digitaler Sichtbarkeit.
Wer Inhalte heute nicht auf den Dialog mit KI vorbereitet, bleibt morgen stumm geschaltet.

Die gute Nachricht: Vieles aus dem klassischen SEO bleibt gültig, wird aber ergänzt um neue Denkmuster, neue Tools und ein radikal nutzerzentriertes Verständnis von Content. SEO ist noch nicht tot. Wer in Antworten denkt, wird auch in Zukunft gefunden.

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Autor/in

Kathrin Zemp

Kathrin Zemp ist Spezialistin für Suchmaschinenmarketing. Sie verfügt über langjährige und vielseitige Berufserfahrung auf Agentur- und Kundenseite. Als Kursleiterin gibt sie ihr Wissen im digitalen Marketing weiter, individuell auf Sie und Ihre Bedürfnisse ausgerichtet und angereichert mit vielen Beispielen aus der Praxis. Ihr didaktisches Know-how belegt neben ihrer langjährigen Erfahrung als Dozentin das SVEB I Zertifikat.