7 Key Performance Indicators (KPI) im Projektmanagement: Aussagekräftige Kennzahlen

Um den Erfolg von Projekten zu beobachten, sollten sich Verantwortliche nicht auf ihr Bauchgefühl verlassen, sondern Key Performance Indicators (KPI) nutzen. Mit ihnen lassen sich die Fortschritte objektiv messen. Diese 7 KPI sind im Projektmanagement unverzichtbar.

Autor/in Martin Bialas
Datum 10.04.2025
Lesezeit 7 Minuten

Projektverantwortliche stehen ständig unter Druck und Beweislast: Stakeholder und das Management verlangen Aussagen zum Projektstatus und zum Fortschritt. Wie gut kommt das Projekt voran? Werden Zeit- und Budgetrahmen eingehalten? Sind die Beteiligten ausgelastet oder überfordert? Auf diese Fragen gilt es jederzeit Antworten zu liefern, und zwar verlässliche.

Die Einschätzung der/des Projektverantwortlichen darf deshalb nicht auf seinem subjektiven Bauchgefühl fussen, sondern muss mit objektiven Kennzahlen belegbar sein. Für Projektmanager und -managerinnen sind solche Kennzahlen nicht nur ein Rechtfertigungsmittel, sondern vor allem die Basis für ihre Entscheidungen. Anhand von Key Performance Indicators (KPI) erkennen sie, wie gut einzelne Schritte umgesetzt werden und funktionieren. So können sie die Leistungen ihres Teams effizient steuern, Probleme rechtzeitig erkennen und bei Bedarf Veränderungen vornehmen – bevor das Projekt gegen die Wand fährt.

Beispiele für Key Performance Indicators

Der Begriff KPI kommt aus der Betriebswirtschaftslehre und meint Kennzahlen, anhand derer der Fortschritt oder Erfüllungsgrad in Hinsicht auf wichtige Ziele oder kritische Erfolgsfaktoren gemessen wird. Es gibt eine Fülle solcher Kennzahlen, die sich jeweils auf unterschiedliche Beobachtungen beziehen.

Kategorie

Beispiel

Finanzielle Kennzahlen Budget, Sollkosten, Plankosten, Istkosten, Earned Value, …
Terminliche Kennzahlen geplante Termine, berechnete Termine, aktuelle Termine, Schedule Performance Index, Terminenge, Termintreue, …
Kennzahlen zu Ergebnisqualität Prozentualer Zielerreichungsgrad, Fehlerquote, Anzahl Rückfragen, Aufwand Nachbesserung, …
Kennzahlen zu Projektfortschritt Prozent Dauer abgeschlossen, Prozent Arbeit abgeschlossen, Fortschrittsgrad, Fortschrittswert, …
Kennzahlen zu Teamperformance Motivationsgrad, Abarbeitungsrate, …

Wichtig: Die Key Performance Indicators an sich sind kaum aussagekräftig. Die Kennzahlen müssen zu Kennzahlensystem zusammengeführt werden und von den Projektverantwortlichen und -beteiligten interpretierbar sein.

Die Kennzahl «Fortschritt» zum Beispiel kann sich auf diverse Faktoren beziehen – Arbeit, Dauer, Ergebnis, Qualität. Deshalb müssen bestimmte Voraussetzungen im Team geschaffen und unter anderem die Bezugsgrössen im Team abgestimmt werden.

Elementare Voraussetzungen für den Einsatz von KPI

Damit die Beteiligten nicht aneinander vorbei, sondern über dasselbe reden, sind für den Einsatz von Key Performance Indicators bestimmte Voraussetzungen entscheidend.

Notwendig sind:

  • vollständige Daten
  • messbare Daten (quantitativ/qualitativ)
  • vergleichbare und nachvollziehbare Daten
  • verständliche und widerspruchsfreie Daten
  • standardisierte Nomenklaturen der Bezeichnungen
  • Zuordnungen der Kennzahlen zu Zielen
  • transparente Darstellungen

Diese KPI sind im Projektmanagement besonders wichtig

Mit Hilfe von KPI stellen Projektmanagerinnen und -manager sicher, dass die gesteckten Ziele erreicht werden und das Projekt im geplanten Rahmen bleibt. Diese Kennzahlen sind hier besonders aussagekräftig:

  1. Schedule Perfomance Index (SPI)

    Der SPI misst den Projektfortschritt in Bezug auf den Zeitplan und gibt Auskunft darüber, ob Verzögerungen auftreten. Die Berechnung erfolgt so: Geleistete Arbeit (Earned Value) durch den geplanten Wert (Planned Value). Ein SPI von 1,0 bedeutet, dass das Projekt genau im Zeitplan liegt. Bei einem Wert unter 1,0 hinkt das Team hinterher.

  2. Cost Performance Index (CPI)

    Mit dem CPI stellen Projektverantwortliche fest, ob die finanziellen Ressourcen effizient genutzt werden. So wird er berechnet: Wert der geleisteten Arbeit (Earned Value) durch die tatsächlichen Kosten (Actual Cost). Ein CPI von 1,0 bedeutet, dass das Projekt im Budget liegt. Ein höherer Wert bedeutet höhere Kosten, ein niedrigerer Wert niedrigere Kosten als geplant.

  3. Return on Investment (ROI)

    Der ROI beschreibt die Rentabilität des Projekts, inddem er das Verhältnis des Nettogewinns zur Investition misst. Für die Berechnung werden die Kosten vom Gewinn subtrahiert und das Ergebnis durch die Kosten geteilt. Ist der Wert grösser als 1, fliesst das eingesetzte Kapital in knapp einem Jahr zurück.

  4. Scope-Erfüllung

    Die Scope-Erfüllung überprüft, ob die geplanten Anforderungen und Aufgaben tatsächlich umgesetzt werden. Sie ist kein quantifizierbarer Wert, sondern wird mit Hilfe anderer KPI ermittelt, z. B. Meilensteine.

  5. Qualitätssicherung

    Mit der Qualitätssicherung stellen Projektverantwortliche sicher, dass die Ergebnisse den vereinbarten Standards entsprechen. Auch für diese Kennzahl werden andere KPI hinzugezogen, z. B. Fehlerquote, Aufwand für Nachbesserungen.

  6. Ressourceneffizienz

    Mit dieser Kennzahl wird ermittelt, ob Ressourcen wie Personal, Material und Zeit effizient eingesetzt werden, um die Projektziele zu erreichen.

  7. Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden

    Oft vernachlässigt, aber sehr entscheidend ist die Kennzahl Kundenzufriedenheit. Ein hoher Wert ist ein wichtiger Indikator für den langfristigen Erfolg des Projekts. Ermittelt wird er durch u. a. durch Umfragen und Bewertungen.

Kennzahlen im Projektmanagement richtig einsetzen

Es hilft nicht, eine Liste von Key Performance Indicators abzuarbeiten. Häufig werden zu viele oder die falschen Kennzahlen herangezogen, mit denen letztlich keine verlässlichen Aussagen zum Projekterfolg möglich sind. Deshalb müssen folgende Massnahmen zum Einsatz von KPI beachtet werden:

  • Auswahl Vorfeld treffen: Es darf nur kontrolliert werden, was geplant wurde – und es wird nur geplant, was kontrolliert wird.
  • Auswahl hängt von Zielen ab: Die Ziele eines Projekts legen die Kennzahlen fest.
  • Spezifische Tools einsetzen: Die Kennzahlen müssen aktiv organisatorisch eingebunden und nicht durch die technischen Funktionalitäten der IT-Systeme vorgegeben sein.
  • Kennzahlen visualisieren: Die erhobenen Werte sollten grafisch aufbereitet werden, damit die Beteiligten die Aussagen schnell erfassen können.
  • Kontinuierliche Überwachung: Die Kennzahlen sollten regelmässig überprüft werden, um etwaige Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Projektmanagement leben: Ein erfolgreiches Projekt zeichnet sich nicht nur durch erhobene IST-Werte aus.
  • Kein Ersatz für Kommunikation: Alle Beteiligten müssen intensiv miteinander reden.

Künstliche Intelligenz gewinnt an Bedeutung

Mit der Entwicklung und Verbreitung von Künstlicher Intelligenz beginnt eine neue Ära des Projektmanagements. Nun kommen «intelligente» KPI zum Einsatz:

  • Deskriptive Kennzahlen kombinieren alte und aktuelle Daten und treffen Aussagen über das, was passiert ist und was gerade passiert.
  • Prädikative KPI antizipieren künftige Leistungen, prognostizieren zuverlässige Indikatoren und identifizieren Muster. So können sie präventive Massnahmen aufzeigen.

Laut einem Bericht der Boston Consulting Group (BCG) nutzen rund 34 Prozent der Unternehmen KI, um neue KPI zu erstellen. Rund 90 Prozent von ihnen stellen dabei eine Verbesserung ihres Kennzahlensystems fest. Sie sehen zudem dreimal häufiger finanzielle Vorteile.


Autor/in

Martin Bialas

Martin Bialas, Geschäftsführer der diventis GmbH, Arlesheim (BL), hat über 30 Jahre Praxiserfahrung im Bereich Projektmanagement. Er beschäftigt sich mit der Integration von Projektmanagement-Methodik und Künstlicher Intelligenz. Martin ist NLP Master und Mediator. Zudem ist er IPMA®-zertifizierter «Consultant, Coach and Trainer (CCT)» und VZPM Assessor für IPMA® Level A/B und Delta®. Er ist Honorar-Professor für Organisationsentwicklung und Innovation an der HEX Hochschule für Exzellenz.

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