Was ist die Dwell-Time? Und welchen Einfluss hat Sie auf Google-Rankings?

Die Dwell-Time misst, wie lange Nutzerinnen und Nutzer auf einer Website verbringen. Für Google ist sie eine Messgrösse für die Qualität. Also gilt es, die Dwell-Time zu optimieren. Nein, sagt unser SEO-Experte, das sei die falsche Schlussfolgerung.

Autor/in Alex Kereszturi
Datum 01.09.2022
Lesezeit 10 Minuten

Wissen Sie, was ein Faulbett ist? Heute würde man wohl eher Couch dazu sagen.

Das Wort «Faulbett» taucht in Goethes «Faust » auf, kurz vor der bekannten Passage: «Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! » 

Manche meinen, es sei der Sinn des Lebens, einen solchen Augenblick zu erleben, von dem man sich wünscht, er solle verweilen. Sozusagen (endlich) die richtige «Couch» zu finden, auf der man sich ausruhen kann.

Andere halten es mit Goethe und behaupten, dass es genau darum gehe, das Verweilen zu meiden, da man sich sonst nicht weiterentwickelt.

Wie Google als Suchmaschine das sieht, wenn es um die Verweildauer (engl. Dwell-Time) und wie Sie ohne die Dwell-Time zu optimieren, die Dwell-Time optimieren, darum soll es im Folgenden gehen.

Geben Sie mir einen Blog-Beitrag lang Zeit, um Ihnen zu zeigen, was Goethes Faust mit dem Verweilen auf einer Couch, Paar-Therapie aber vor allem mit Suchmaschinenoptimierung (SEO) – im Speziellen mit der so genannten Dwell-Time – zu tun hat. 

Dass dabei auch eine Bohrmaschine vorkommt, macht das Ganze irgendwie noch interessanter, oder?!

Was ist die Dwell-Time?

Die Dwell-Time oder Verweildauer sagt aus, wie viel Zeit Ihre Besucherinnen und Besucher auf einer Website und Ihren Unterseiten verbringen. Diese wird als Durchschnittswert häufig herangezogen, um Aufschluss über die Relavanz und Qualität einer Seite zu analysieren. Als eine Messgrösse für Qualität beeinflusst sie auch Suchmaschinen-Rankings. In der Regel gilt, wenn die Besucherinnen und Besucher länger auf einer Website bleiben, wird diese als relevantes Suchergebnis gewertet.

Die Dwell-Time oder Verweildauer sagt aus, wie viel Zeit Ihre Besucherinnen und Besucher auf einer Website und Ihren Unterseiten verbringen. Diese wird als Durchschnittswert häufig herangezogen, um Aufschluss über die Relavanz und Qualität einer Seite zu analysieren. Als eine Messgrösse für Qualität beeinflusst sie auch Suchmaschinen-Rankings. In der Regel gilt, wenn die Besucherinnen und Besucher länger auf einer Website bleiben, wird diese als relevantes Suchergebnis gewertet.

Ist die Qualität von Websites messbar?

Ging es vor der Jahrtausendwende noch darum, überhaupt etwas im WWW zu finden, ist es für Suchmaschinen heute nicht mehr ganz so einfach. Es reicht nicht mehr nur einfach jene Seiten aufzulisten, welche den gesuchten Begriff enthalten. User erwarten heute, dass die gelisteten Ergebnisse auch qualitativ etwas hergeben.

Für manche Suchmaschinen-Optimiererinnen und -Optimierer ging es deshalb früher darum, Google & Co zu überlisten und vorzugaukeln, dass der gesuchte Inhalt auf der Seite in einem relevanten Kontext – und nicht nur zwischen 1000 Werbe-Ads – zu finden sei.

Diese Zeiten sind vorbei. Da User Qualität erwarten, müssen Content-Creators auch Qualität liefern. 

Doch was ist Qualität, wenn es um Websites geht? Wie misst man die Qualität einer Webseite? Und Achtung: es geht hier nicht um die Code-Qualität des HTML – das wäre einfach! 

Es geht um eine Art sehr subjektive, von jeder Person wahrscheinlich sogar jeweils anders empfundene Qualität.

Diese persönlich-subjektive Qualität von Websites zu messen, ist für eine Suchmaschine nicht ganz einfach, da sie ja nicht nach jedem Klick auf ein Suchergebnis einen Fragebogen an die User schicken kann, in welchem diese dann die besuchte Seite bewerten können. 

Folglich arbeitet eine Suchmaschine mit Indizien für eine hohe Seiten-Qualität.

Die Dwell-Time, also die Zeit, die ein User auf einer Seite verweilt, ist ein solches Indiz, da sie Rückschlüsse auf die Qualität eines Suchergebnisses erlaubt. 

Ein paar Beispiele: 

  • Jemand verweilt nur eine Sekunde auf der angeklickten Seite (A) und kommt sofort wieder zu den Suchergebnissen zurück, um den nächsten Suchtreffer (B) anzuklicken. Da wird (A) wahrscheinlich nicht das gewesen sein, wonach gesucht wurde.
  • Jemand klickt ein Suchergebnis an und kommt nie wieder mit derselben Suchanfrage zu Google zurück. Entweder wurde genau das Gesuchte gefunden oder der User hat sich entschieden, Digital-Abstinenz zu praktizieren.

Als Autor solcher Beiträge höre ich beim Schreiben schon die Fragen der Leser: Dann ist eine lange Verweildauer also gut? 

Wer andere meiner Blog-Beiträge gelesen hat, weiss: die Frage ist (wie so häufig) falsch gestellt.

Plakativ formuliert: Fragen Sie nicht, was Sie für eine gute Dwell-Time tun müssen, fragen Sie, was Sie für die Besucher Ihrer Webseiten tun können – und überlassen Sie das Berechnen der Qualität und Relevanz Ihrer Website den Algorithmen von Google & Co.

Dazu gern ein Beispiel aus dem alltäglich Leben – ganz ohne Internet.

Exkurs: Von der Bohrmaschine zur Wohnzimmer-Couch und zur Paar-Therapie

Zum Glück bin ich Kursleiter bei Digicomp, CEO & Solution Developer bei Smilecom und Coach für Persönlichkeitsentwicklung bei Mann-coacht-Mann.ch. Wäre ich nämlich Verkäufer in einem Baumarkt, wäre folgende Story wahrscheinlich an der Tagesordnung:

Kunde: Guten Tag! Ich brauche eine Bohrmaschine!

Ich: Nein, brauchen Sie nicht.

Kunde: Doch!

Ich: Nein.

Kunde (leicht genervt): Doch! Ich brauche eine Bohrmaschine, weil ich ein Loch in die Wohnzimmerwand bohren möchte.

Ich (leicht triumphierend): Aha! Sehen Sie! Sie brauchen keine Bohrmaschine, sondern ein Loch in der Wand.

Kurzes Schweigen.

Ich (lächelnd): Wozu brauchen Sie denn ein Loch in der Wand?

Kunde: Ich möchte einen Dübel reinstecken.

Ich: Warum?

Kunde (leicht irritiert): Damit ich eine Schraube reindrehen kann.

Ich: Warum?

Kunde: Ich möchte gern ein Bild daran aufhängen.

Ich: Warum?

Kunde: Meine Frau mag das Meer und ich möchte ihr eine Freude bereiten, indem ich ein Bild vom Meer im Wohnzimmer aufhänge.

Ich: Warum?

Kunde: Dann kann sie sich nach der Arbeit, wenn sie nach Hause kommt entspannen, auf der Couch sitzen und das Bild anschauen, statt dass sie mir dauernd ihre Probleme erzählt.

Ich: Aha…!? Warum?

Kunde: Wissen Sie, dann kann ich in Ruhe auf der Couch liegen und die Sportschau fertig schauen …

Bevor ich nun zu weit von der Suchmaschinen-Optimierung in das Männer-Coaching abdrifte und Ihnen davon erzähle, dass der Kunde eigentlich gar keine Bohrmaschine braucht, sondern eher eine Paar-Therapie, hier eine andere Variante der Geschichte:

Kunde: Guten Tag! Ich hätte gern eine XT-120 Version 2.33 für Linkshänder in Rot.

Ich: Hier, bitteschön!

Kunde: Danke! Auf Wiedersehen.

Ich: Auf Wiedersehen!

Halten wir kurz die Verweildauer beider Geschichten fest:

  1. Vom Wunsch nach einer Bohrmaschine über die Wohnzimmer-Couch bis zu einer abgeschlossenen Paar-Therapie kann es locker mehrere Monate – vielleicht sogar Jahre – gehen.
  2. Vom klaren Wunsch nach der XT-120 bis zum Kauf ging es keine Minute.

Zur Repetition: Fragen Sie nicht, was Sie für eine gute Dwell-Time tun müssen, fragen Sie, was Sie für die Besucher Ihrer Webseiten tun können.

Ob dabei eine lange oder eine kurze Verweildauer herauskommt, muss Sie nicht kümmern. Google & Co sind schlau genug, um je nach Webseite, dem Suchverhalten des aktuellen Users, dem geografischen Ort und der Tageszeit die ermittelte Dwell-Time als ein Indiz für die Qualität der besuchten Website auszuwerten. 

Fazit – Goethes Faust und Googles Dwell-Time

Halten wir zusammenfassend fest:

  • Die Verweildauer kann ein Indiz für die Qualität einer Webseite sein.
  • Es gibt keine gute bzw. richtige Verweildauer. 
  • Ob eine bestimmte Dwell-Time als gut gewertet werden kann, hängt von diversen Faktoren ab.
  • Diese Faktoren sind unter anderem die Art des Inhalts der Seite, das individuelle Surf-Verhalten der Besucherinnen und Besucher, geografische Standorte und die Tageszeit

Grundsätzlich lässt sich auch im Kontext der Dwell-Time klar festhalten: wenn Sie beim Erstellen und Betreiben einer Website Ihren Fokus auf die Besucherinnen und Besucher legen, kommt der Rest von ganz alleine.

Warum das ganz von alleine kommt? Nun, Google & Co sind bestrebt, die möglichst besten Suchergebnisse zu liefern und legen sich deshalb richtig ins Zeug, das Angebot an potentiellen Suchergebnissen optimal zu analysieren. Sie suchen – so technisch das auch zu und hergehen mag – nach Qualität.

Und so schliesst sich mit dem Streben der Kreis wieder zu Goethes Faust: Denn gegen Ende von Teil 2 singen dort die Engel: «Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. » 

Wenn auch wir also danach streben, möglichst sinnvolle und benutzerfreundliche Websites zu produzieren, dann stimmt auch die Dwell-Time ganz von alleine.

Ich wünsche gutes Gelingen für Ihre SEO-Aktivitäten, angenehmes Verweilen auf qualitativ guten Webseiten und erfolgreiches Streben nach mehr Wissen. Vielleicht bei einem SEO-Kurs den ich leite? Würde mich freuen!

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Autor/in

Alex Kereszturi

Alex Kereszturi ist Web Solution Developer der ersten Stunden, Trike-Fahrer und Hobby-Psychologe. Als einer der ersten «Webpulisher SIZ» und als «Adobe Certified Instructor» entwickelt er seit seinem 15. Lebensjahr Lösungen für das WWW, Mobilgeräte und andere Lebenslagen. Er ist seit bald 25 Jahren Kursleiter bei Digicomp, liebt das Sein in der Natur und setzt bei seinen Schulungen auf einen guten Mix aus Information, Praxisübungen und Unterhaltung. Als Inhaber und CEO führt er die Smilecom GmbH als ein kleines aber feines Software-Entwicklungs-Unternehmen und immer wieder ein turbulentes Familienleben mit drei Töchtern.