Aufbruchstimmung – Interview mit unserer CEO Baki Ung

Digicomp feiert ihren 40. Geburtstag. Zum Jubiläum gab sich die Anbieterin von Weiterbildungen einen frischen Markenauftritt. CEO Bak-Heang Ung spricht über die neue Vision und den Weg Digicomps zu einer lernenden Organisation. Interview mit Bak-Heang Ung von George Sarpong, Computerworld

Autor/in Christine Mäder
Datum 15.06.2018
Lesezeit 8 Minuten

Digicomp feiert ihren 40. Geburtstag. Zum Jubiläum gab sich die Anbieterin von Weiterbildungen einen frischen Markenauftritt. CEO Bak-Heang Ung spricht über die neue Vision und den Weg Digicomps zu einer lernenden Organisation. Interview mit Bak-Heang Ung, von George Sarpong. Quelle: Computerworld 6–7/2018, 13.06.2018

Computerworld: Weshalb hat sich Digicomp einen neuen Markenauftritt gegeben?

Baki Ung: Wir bieten seit vierzig Jahren Kurse an mit dem Ziel, dass Menschen besser mit Maschinen arbeiten können. Doch seit einigen Jahren kommen die Herausforderungen der digitalen Transformation hinzu. Technik, Business, Kultur und agile Arbeitsweisen wirken zusammen. Wir hatten bereits vor zehn Jahren passende Soft-Skills-Kurse etwa zur Teamführung im Angebot, weil wir damals schon der Meinung waren, dass diese Kompetenzen an Bedeutung gewinnen. Unsere Kunden nahmen uns jedoch weiterhin als «Computerschule» wahr. Wir sehen uns aber als Partnerin, die umfassend an der Weiterentwicklung der Kompetenzen von Menschen in Unternehmen arbeitet. Der neue Auftritt soll dies spür- und erlebbar machen.

Welche Ziele verfolgen Sie noch mit dem Auftritt?

Der neue Auftritt und der Claim «Digital Competence. Made of People.» bringt erstens die Breite unserer Angebote auf den Punkt und zweitens betont er, wie wir die Herausforderungen des digitalen Wandels lösen möchten: über Befähigung der Menschen in ihren Kompetenzen wie Kultur, Empathie, Fachwissen, Technikbeherrschung, Umgang mit Komplexität, Kundenzentrierung und Freude an modernen Formen der Zusammenarbeit. Unser Claim vermittelt darüber hinaus eine positive Botschaft: Der Mensch ist für den Erfolg der Digitalisierung wichtig und muss keine Angst vor der Technik haben. Er wird nicht ersetzt durch Roboter oder künstliche Intelligenz.

Wie wirken sich diese Werte auf das Angebot aus?

Wir wollen, dass sich Mitarbeiter weiterentwickeln und für sich sowie für das Unternehmen einen Mehrwert schaffen. Konkret haben wir hierfür ein Modell mit sieben Handlungsfeldern erarbeitet. Hierzu zählen Kundenorientierung, digitale Strategien, agile Organisationen und automatisierte Prozesse. Die Basis bilden moderne IT-Systeme. Technik allein genügt nicht. Wir decken mit unserem Angebot die Schnittstellen dieser Handlungsfelder ab. Wichtig ist zudem eine Änderung der Grundeinstellung. Es braucht eine offene Kultur für die Kreation innovativer Produkte.

Wie zeigt sich das in der Praxis?

Ein Beispiel. Es reicht heute nicht mehr, einfach nur Office 365 zu implementieren und die Mitarbeiter im Umgang mit der Software zu schulen. Man muss den Menschen auch die neuen Arbeitsformen aufzeigen, die durch die Software überhaupt erst möglich werden. Ein Cloud-Produkt wie das aktuelle Office 365 ermöglicht das zeit- und ortsunabhängige Arbeiten. Daraus ergeben sich Folgen für die tägliche Zusammenarbeit im Team und für die Führung. Gerade hier sind neue Soft Skills gefragt.

Vorletztes Jahr übernahm Digicomp den Schulungsanbieter Somexcloud. Inwieweit trug der Zusammenschluss zum neuen Markenauftritt bei?

Die Verschmelzung mit Somexcloud ist mit dem Neuauftritt der Digicomp abgeschlossen. «Digital Competence. Made of People.» umfasst das Versprechen beider Firmen. Ich bezeichne es absichtlich als Verschmelzung, da in der neuen Digicomp viel vom Erbgut der Somexcloud steckt. Digicomp orientierte sich in vielem an der Frische der Somexcloud, was in der Folge zu unserem neuen Auftritt führte.

Ihr Angebot umfasst 1000 Kurse. Wie halten Sie Ihren Ausbildungskatalog aktuell?

Wir wollen uns als umfassende Wissensplattform am Markt platzieren, die Menschen hilft, die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern. Wir überprüfen permanent unser Angebot, messen, welche Kurse gut ankommen und welche nicht. Entsprechend fahren wir Angebote zurück oder bauen bei entsprechender Nachfrage das Portfolio aus. Unsere Produktmanager sind auf bestimmte Themen spezialisiert. Sie kennen sich mit der Materie gut aus und wissen, was gefragt ist. Bei der Pflege des Kursangebots ist auch Geduld gefragt. Ein neues Themengebiet wird anfänglich nicht gleich ausgebucht sein. Das braucht Zeit und man muss die Kursbelegung beobachten.

Sie sind seit 2006 im Unternehmen. Wie hat sich das Lernangebot seither verändert?

Früher waren Microsoft-Server-Kurse die meistgefragten Lehrgänge. Wenn man sich anschaut, wo Microsoft heute steht, wird klar, dass Lernangebote zu Azure, AWS, Docker und Kubernetes die Server-Kurse ablösen. Kurse zu ITIL, also zur Verbesserung des Service-Levels der IT, waren Renner und sind es teilweise auch heute noch, jedoch als Digital-IT-Service. Heute sind die Klassen voll bei Themen wie Scrum Master, Product Owner und Agile Leadership. Das liegt auch daran, dass sich die IT-Abteilung wandelt. Sie hat heute die Chance, vom vermeintlichen Kostenblock zum unentbehrlichen Treiber von Wertschöpfung zu werden.

Was bedeutet Digitalisierung für Digicomp selbst?

Auf technischer Ebene begannen wir vor über fünf Jahren, uns neu aufzustellen und migrierten unsere Systeme in die Cloud. 2015 bei der ersten Vergabe des Digital Transformation Award im Rahmen von «Best of Swiss Web» landete Digicomp auf Rang 6 der Shortlist – von 200 Unternehmen. Die Digitalisierung zwang uns auch dazu, unsere Sichtweise auf die Technik zu ändern. Wenn früher etwas nicht funktionierte, war einfach das System schuld. Dabei ist es umgekehrt. Wir müssen die Technik verstehen, um sagen zu können, weshalb etwas nicht läuft. Während der letzten zwei Jahre arbeiteten wir deshalb an Kultur, Sinn und Vision unseres Unternehmens. Momentan fokussieren wir auf Agilität und Digital Product Design. Wir müssen in der Lage sein, unsere physischen und digitalen Angebote schneller und konsequenter auf die Kundenwünsche hin auszurichten und sogar Wünsche vorwegzunehmen.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne für Digicomp aus?

Die positive Energie wollen wir in einer für uns passenden, agilen Organisationsstruktur abbilden. Bis Ende des Jahres führen wir rund 120 Workshops durch. Das sind zehn bis zwölf Workshops pro Arbeitsgruppe. Jedes Team untersucht, welches seine Aufgaben für den Kunden sind. Die Teams analysieren auch die Aufgaben der anderen Arbeitsgruppen. So ermitteln sie, was sie auszeichnet und was wichtig für ihre Kunden ist. Die Mitarbeiter erarbeiten sich letztlich eine Vision für ihr Team. Wir möchten uns von einer Projekt-, in eine Service-Organisation verwandeln. Also müssen wir zunächst identifizieren, wie wir unsere Leistungen in Form von Produkten und Services abbilden, bei denen wir den Nutzen für den Kunden laufend weiterentwickeln können. Dieser Prozess wird einige Konsequenzen nach sich ziehen.

Zum Beispiel?

Die sinnvolle Zusammenstellung von Service-Entwicklungsteams wäre so ein Beispiel. Es braucht neue geeignete Konstellationen, sodass die jeweiligen Teams eigeninitiativ und ausgestattet mit den nötigen Ressourcen Entscheidungen zur Weiterentwicklung treffen und umsetzen können. Diese Umgestaltung wird die derzeit bestehenden Rollen, Hierarchien, Job-Titel, Aufgaben und so weiter verändern. Wir werden auf dieser Reise alle Mitarbeiter miteinbeziehen, sicherlich manchmal einer falschen Abzweigung folgen, einen Umweg oder eine Sackgasse erwischen. Aber ich bin überzeugt, dass wir unser Ziel erreichen. Ich sehe bei allen meinen Kollegen, Partnern und Dozenten prall gefüllte Rucksäcke, jeder hat andere Elemente eingepackt und jeder teilt bei Bedarf seine Ressourcen mit den anderen. Das erfüllt mich mit Stolz und ich freue mich auf den weiteren Weg, der vor uns liegt.

Das ganze Interview lesen Sie auf computerworld.ch


Autor/in

Christine Mäder

Christine Mäder verfügt über einen Bachelor of Arts ZFH in Übersetzen der ZHAW und einen Master of Advanced Studies in Marketing Management der Uni Basel. Nach der Ausbildung zur Buchhändlerin stiess sie 2008 während dem Übersetzerstudium zu Digicomp und sorgte als Lektorin für den sprachlichen Durchblick. Nach einem Abstecher in den Sprachdienst eines Schweizer Konzerns, unterstützte sie bei Digicomp das Marketing-Communications-Team in sämtlichen Bereichen.