Open Broadcast: Ein Netzwerk, das allen nützt (2/2)
Open Broadcast ist eine Musikplattform und ein Musikarchiv für Radios und Kulturschaffende. Sie eröffnet ihnen neue Möglichkeiten sowie der Community.
Musikredaktionen vernetzen sich
Das Beschaffen von Musik und Interviews ist mitunter sehr aufwändig. Diese Arbeit kann mit der Open-Broadcast-Plattform in Zukunft aufgeteilt werden. Dank der Musikplattform eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für die Redaktionen und für Bands.
Die Ausgangslage
Bisher bestellt jede Radioredaktion ihre Musik in aller Welt: Bei Labels, Bands, Managements und Promoagenturen. Und gelegentlich wird auch Musik gekauft. Der Aufwand ist mitunter gross. Oft ist die Musik nicht einfach zu erhalten. Oder es braucht zeitaufwändige Recherchen, um Kontakte zu den Labels und Promotern aufzubauen. Das gilt vor allem für Musik abseits der Hitparade – das Kernthema der meisten nicht-kommerziellen Radios.
Die nicht-kommerziellen, zum Verband der Unikom zusammengeschlossenen Radios, spielen Musik abseits von Mainstream. Ohne Rücksicht auf Airplaycharts und Verkaufs-Hitparaden.
Aufteilung von Arbeit und Kosten
Das Beschaffen von Musik und Interviews kann mit der Open-Broadcast-Plattform aufgeteilt werden. Jedes Radio bzw. jede Gruppe von Sendungmachenden könnte für eine spezielle Liste von Labels zuständig sein. Sobald die Musik bei ihnen eintrifft (meist in Form von Downloads, gelegentlich auf physischen Tonträgern), wird sie auf Open Broadcast geladen und getaggt. Danach steht sie allen angemeldeten Sendungsmachenden und Redaktionen zur Verfügung. Kostenlos und legal, «zum Zwecke der Sendung», wie es in den Leitlinien der Musikplattform Open Broadcast heisst.
Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Da die Daten der Open-Broadcast-Plattform auf diversen grossen Servern gesichert sind, dient das System als kostenloses Backup. Sollte eine Musiksammlung etwa durch einen Brand zerstört werden, ist sie immer noch auf der Plattform gesichert. Um ein solches Backup wäre wohl Radio 3fach in Luzern vor ein paar Jahren froh gewesen, als es einen Verlust seiner Musikdateien auf den Harddisks erlitt.
Musikarchive zusammenlegen
Spannende Möglichkeiten bietet die Open-Broadcast-Plattform aber auch Sendungsmachenden. Vor allem denjenigen, die sich auf ein Gebiet spezialisiert haben – geografisch, thematisch oder musikalisch. Gerade in den Sendungen, die von ausländischen Sendungsmachenden gestaltet werden, sind seltene oder vergriffene Tonträger im Einsatz. In einigen Ländern spielt sogar die gute alte Musikkassette eine grosse Rolle. Releases werden dabei oft nur in kleiner Stückzahl hergestellt. Solche Tonträger werden oft von Besuchen in der fernen Heimat mitgebracht. In vielen Fällen sind sie nicht im offiziellen Handel erhältlich.
Von nun an kann diese Musik auf Open Broadcast geladen werden. Damit wird sie allen anderen Sendungsmachenden zugänglich gemacht. Auf diese Weise können beispielsweise Sendungen mit Kultur und Musik aus Eritrea ihre Musikarchive unkompliziert und kostenlos zusammen legen. Es ist aber auch möglich, Interviews mit Musikschaffenden oder VertreterInnen aus der Politik auf Open Broadcast zu speichern. Sofort können alle anderen darauf zugreifen und die Infos verwenden.
Beim Aufbau der Sende-Communitys spielen tags eine grosse Rolle. Dank entsprechendem Tagging – etwaEritrea», «Thai-Pop», «Rockabilly» etc. – sind die Beiträge für die Interessensgruppen auffindbar. Zentraler Punkt ist auch hier: Es werden Telefon- und Musikbeschaffungskosten gespart. Auf diese Weise können sich Sendungsmachende zu Communitys zusammenschliessen.
Weitere Beispiele und Ideen für den Einsatz der Musikplattform:
- Gothic-Radiospecials verbinden sich
- Reggae-Specials diverser Sender tauschen sich über Neuheiten aus
- Gemeinsame Track-Tipps/Liste mit Lieblingssongs der Indie-Sendungen
- Gemeinsame Sendung mehrerer Radios: Jedes Radio stellt Tracks mit KünstlerInnen aus seiner Senderegion zusammen. Diese werden dann in einer gemeinsamen Sendung ausgestrahlt.
- Bands spielen live im Studio, etwa bei DJLeo. Die Livesessions werden auf Open Broadcast geladen und stehen auch anderen Radios zur Verfügung. Damit erhält die Unikom ein Archiv mit Eigenproduktionen, analog zu den legendären BBC- oder John-Peel-Sessions.