Open Broadcast: Ein Netzwerk, das allen nützt (1/2)
Open Broadcast – eine Musikplattform der nicht-komerziellen Radios der Schweiz & Mehrwert für Medien- und Musikschaffende aus aller Welt
Weitgehend im Hintergrund ist in den letzten zehn Jahren eine Musik- und Medienplattform entstanden. Open Broadcast nimmt Gestalt an und entwickelt auch zu einem Netzwerk mit Social Media-Anbindung. Der Community-Gedanke spielt dabei eine grosse Rolle.
Die Geschichte von Open Broadcast
Radiomacherinnen und Radiomacher der nicht-kommerziellen Schweizer Unikom-Sender düften es längst kennen: das ambitionierte Open-Broadcast-Projekt. Konzipiert ist es als Musikarchiv, das den Medienschaffenden kostenlos zur Verfügung steht. Entwickelt wurde es natürlich in Einklang mit dem Schweizer Urheberrechtsgesetz. Der Gebrauch für angemeldete User ist ganz legal ist. In den letzten Jahren ist Open Broadcast stetig gewachsen.
Egentlich ist Open Broadcast ein Überbleibsel aus Zeiten der Dachkantine. Der Technoclub hatte ein eigenes User-generiertes Radio. Die Idee, dessen bestehende Musik-Plattform zu einer Musikplattform auszubauen, entstand 2008. Damasls beschlossen die Schweizer Major-Labels Sony, EMI und Universal von einem Tag auf den anderen, den nicht-kommerzeillen Radios keine Musik mehr zu schicken. Vielmehr sollten die Sender neue Musik über das heftig umstrittene Music Promotion Network (MPN) beziehen und dafür zahlen. Weil dieses System – abgesehen vom finanziellen und technischen Aufwand – nicht für Indie-Radios gebaut ist, weigerten sich die Sender, damit zu arbeiten. Dafür wurden sie mit Interviewverboten und einem Musikzuliefer-Stopp der drei Majors belegt (Hintergrund).
Aus der Zwickmühle entwickelte sich eine brillante Idee
Aus dieser Situation heraus entstand die Idee, das Open-Broadcast-Netzwerk zu einer Platform auszubauen. Sie sollte von den Medien kostenfrei benutzt werden können. Ab sofort wurden Künstler der Major-Labels von den Medienschaffrenden direkt angeschrieben. Sie erhielten per Mail natürlich Zeitungsartikel über die «fragwürdige und diskrimierende Promotionspolitik der drei Majorlabels», wie Kultur- und Medienschaffender deren Gebahren bezeichneten. Zudem die Bitte, die KünstlerInnen mögen den Radios neue Musik und Infos direkt schicken. Denn ein einziger Download eines neuen Albums reicht, um die Musik mehr als 20 Radios zugängig zu machen. Dies geschieht kostenlos. Einmal auf Open Broadcast geladen, haben alle angemeldeten Medienschaffenden per Login Zugang zur Musik. Im Gegensatz zu MPN entstehen dabei weder den Künstlern noch Medienschaffenden Gebühren.
Breite Zustimmung für das Vorhaben von Open Broadcast
Die Zustimmung gegenüber Open Broadcast ist gross. Die Acts, die bei Sony und Universal (haben 2011 mit EMI fusioniert, «Der Spiegel» berichtete) unter Vertrag sind, freuen sich darüber, dass sie mit ihre Musik trotz des bannes ihrer Labels die Indie-Radios erreichen. Vor allem KünstlerInnen, die trotz ihres Major-Vertrag keinen Mainstream-Sound machen, erreichen dennoch ihr Publikum. Denn oft sind die nicht-kommerziellen Sender die einzigen, die ihren Sound spielen.
Gleichzeitig profitieren die unzähligen Indie-Labels von der Plattform. Um RadiomacherInnen erreichen, können sie ihnen ihre Musik über Open Broadcast kostenlos zukommen lassen. In naher Zukunft sollen die Labels einen eigenen Zugang haben. Dadurch können sie ihre neuen Releases und Infos selbstständig auf die Open-Broadcast-Plattform laden. Diese Aufgabe muss bisher von den angemeldeten Medienschaffenden oder den Mitarbeitern von Open Broadcast übernommen werden.
Open Broadcast: Mehrwert für Medienschaffende und User
Einen Mehrwert bietet die Plattform aber auch den Medienschaffenden, die unkompliziert zu neuer Musik kommen und sich mit anderen vernetzen können. Vermehrt profitieren auch die User vom Netzwerk. Denn laufend wird es zu einer Art Comunity-Plattform ausgebaut. Der Social-Media-Gedanke spielt dabei eine grosse Rolle.
Mehr dazu in Teil 2:
«Open Broadcast: Die Rolle der Community (2/2)»