Salutogenese und Entstressung
Was haben Verständnis, Machbarkeit, Sinnhaftigkeit mit Ihrer Gesundheit zu tun? In diesem Beitrag gibt Alexandra Meures einen Überblick über Stress, Stressoren und Salutogenese.
Was haben Verständnis, Machbarkeit, Sinnhaftigkeit mit Ihrer Gesundheit zu tun? In diesem Beitrag gibt Alexandra Meures einen Überblick über Stress, Stressoren und Salutogenese.
«Nichts ist am Anfang gut oder schlecht – erst unser Denken macht es dazu.»
– Winston Churchill
Unsere Gedanken und unsere Gefühle bestimmen all unsere Handlungen und jeden Schritt in unserem Tagesablauf. Alle 1,5 Sekunden haben wir einen Gedanken. Das sind über 50’000 Gedanken pro Tag. Wie viele Ihrer Gedanken sind negativ, kontraproduktiv oder laufen repetitiv in einer Endlosschlaufe? Kommt man aus dieser Negativspirale nicht raus, ist Unsicherheit, Frust und Ärger im Privat- und/oder Berufsleben vorprogrammiert. Dies wiederum verursacht emotionalen Stress. Zeit zum Umdenken, denn die Wahl Ihrer Gedanken bestimmt Ihre Lebensqualität.
Was ist am Morgen Ihr erster Gedanke? Ist dieser positiv, teilweise negativ oder sogar sehr negativ?
- Wer denkt «ich muss wohl oder übel», wird sich entsprechend so fühlen und seinen Tag in diesem Gefühl verbringen
- Wer denkt «ich bin gespannt auf diesen neuen Tag», der wird mit dieser Vorfreude starten
- Wer denkt «ich freue mich auf diesen Tag und auf das, was ich heute alles machen und erreichen werde», der wird voller Energie all seine Gedanken in die Tat umsetzen
Also lassen Sie sich nicht stressen.
Was ist eigentlich Stress?
Der Begriff «Stress» stammt aus dem Englischen und wurde dort ursprünglich zur Materialprüfung verwendet. Hierbei ging es darum, die Spannung von Materialien auszudrücken. 1950 wurde die Definition von «Stress» vom Psychologen Hans Selye erstmals in Bezug auf den Menschen dargestellt. In diesem Zusammenhang bezeichnet Stress die körperlichen und psychischen Antworten des Organismus auf Belastungen. Die auslösenden Ursachen nennt man Stressoren. 1961 wurde der Begriff in den Rechtschreibduden aufgenommen – mit der Bezeichnung: erhöhte Beanspruchung, Belastung physischer oder psychischer Art, Ärger, Anstrengung, Anspannung, Mühe, Strapaze u.a.
Heute wird Stress in folgenden komplexen Zusammenhang gestellt:
Stress ist allgemein eine Alarmreaktion des Körpers auf eine belastende oder gar bedrohende Situation. Diese verschiedenen Situationen im Leben werden zum einen durch äussere Reize hervorgerufen, zum anderen selbst impliziert. Dabei ist es unerheblich, ob der Ursprung auf der körperlichen, emotionalen oder mentalen Ebene entsteht – und auch, ob die Situation real oder fiktiv ist.
Wie oft fühlen Sie sich privat oder beruflich angespannt, überfordert, gereizt, nervös, wütend oder niedergeschlagen und fast ohnmächtig?
Stress gehört zum täglichen Leben und ist in einem gewissen Mass «ok». Das Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung, Aktivität und Ruhe, Stress und Erholung ist heute jedoch oft gestört. Zu viel negativer Stress macht sogar krank.
3 Dinge muss der Mensch wissen, um gut zu leben:
Was für ihn zuviel
was für ihn zuwenig
und was für ihn genau richtig ist!
Ihr Weltbild entspricht Ihrer Grundeinstellung
Wie zählt man zu jenen Menschen, die sich auf jeden neuen Tag freuen? Gibt es das überhaupt? Nun, jeder von uns hat mal einen schlechten Tag – doch unsere Grundeinstellung ist natürlich ausschlaggebend dafür, wie wir unseren Tagesablauf gestalten.
Zu eben jener Grundeinstellung zählt, wie wir unseren Alltag bewältigen.
- Sind Sie oft gestresst und fühlen sich ausgelaugt?
- Wächst Ihnen teilweise so einiges über den Kopf?
- Sehen Sie teilweise keinen Sinn in dem, was Sie tun (sollen)?
- Oder fühlen Sie sich in jeder Situation gut, ausgeglichen und voller Energie, um mit Tatkraft Ihre täglichen Obliegenheiten zu erledigen?
In welcher Konstitution Sie sich auch befinden – diese hat einen direkten Zusammenhang mit folgenden drei Begriffen:
- Verstehbarkeit
- Handhabbarkeit
- Sinnhaftigkeit
Ihre Gesundheit basiert auf Verständnis, Machbarkeit und Sinnhaftigkeit
Diese drei Begriffe stammen aus dem Salutogenese-Modell des Medizinsoziologen Prof. Aaron Antonovsky, der dieses Modell um 1970 entwickelte. Salutogenese leitet sich aus den griechischen Worten «saluto» (Gesundheit) und «genese» (Entstehung) ab. Bei der Salutogenese geht es konzeptionell um die Frage, warum und wie Menschen gesund bleiben bzw. wieder genesen – körperlich, mental und emotional.
Professor Antonovsky versteht unter Gesundheit «das Vorhandensein von Lebensqualität». Zum besseren Verständnis des Modells vergleicht er den dynamischen Zustand, in dem sich der Mensch befindet, mit einem Flusslauf. Folgt der Mensch diesem Fluss, gilt es, gefährliche Passagen zu überwinden, um erneut in ruhigere Gewässer zu kommen. Wichtig für das Überleben in diesem Fortlauf sind individuelle Schutzfaktoren und ein positives Lebensgefühl.
Für diese persönliche Einstellung prägte Antonovsky den Begriff Kohärenzgefühl (Sense of coherence = SOC). Zu einem positiven Kohärenzgefühl gehört eine lebensbejahende Grundeinstellung sowie das Verständnis für existierende Ressourcen. Diese Faktoren sind im Wesentlichen für Wohlbefinden und Gesundheit verantwortlich. Antonovsky hat die Bausteine des Kohärenzgefühls in drei Punkten charakterisiert.
- Als ersten Baustein nennt Antonovsky das Gefühl der Verstehbarkeit. Darunter fällt das Verständnis für und durch Ihr Umfeld
- Punkt zwei umfasst das Gefühl der Handhabbarkeit (Machbarkeit). Hier steht die Überzeugung im Vordergrund, Situationen zu beherrschen und nach den eigenen Vorstellungen bzw. mit den persönlichen Fähigkeiten bewältigen zu können
- Als dritter Aspekt kommt das zentrale Gefühl der Sinnhaftigkeit zum Tragen. Dieses Gefühl ist essenziell für die Stärkung des Kohärenzgefühls. Der Sinn und die Überzeugung in Bezug auf das eigene Schaffen müssen gewährleistet sein, um diesen wichtigen Baustein erfüllen zu können
Mit den hier genannten Faktoren im Einklang zu sein, ist der grundlegende Baustein, um Krankheit zu vermeiden und Gesundheit zu fördern. Grundsätzlich wird auch davon ausgegangen, dass Stress nicht unbedingt negativ wirkt.
Stress kann gar zu Leistungen, ja Höchstleistungen anspornen. Diese Art von Stress sollte allerdings kontrollierbar sein und nur in dem Ausmass gelebt werden, indem er als positiv empfunden wird und den Organismus nicht belastet. Wenn Sie eine Rede halten müssen und ein wenig aufgeregt sind, kann dies Ihren Denk- und Redefluss positiv beeinflussen und zu mehr Klarheit verhelfen. Sind Sie allerdings stark aufgeregt und nervös, führt dies eher zu Verwirrung und Vergesslichkeit.
Ein Übermass an Stress macht zudem krank. Ein gut trainierter Athlet mit einer guten Wahrnehmung für seine Leistung und seinen Körper kann über mentales Training für seine Spitzenleistungen das richtige Mass finden.
Diese Aussage gilt sowohl für das Berufs- als auch das Privatleben.
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