Tipps und Tricks zum richtigen Sprechen

Reden müsste man können … Und dabei geht es nicht immer um die «grosse Rede», sondern auch um die vielen kleinen Alltagsgespräche, die überzeugen sollen. Dagmar Kohlmann gibt in ihrem Beitrag Tipps, wie Sie Ihre Zuhörer überzeugen können.

Autor/in Dagmar Kohlmann
Datum 23.10.2015
Lesezeit 6 Minuten

Reden müsste man können … Und dabei geht es nicht immer um die «grosse Rede», sondern auch um die vielen kleinen Alltagsgespräche, die überzeugen sollen: in Meetings verbal punkten, nicht aneinander vorbeireden, die «semantische Falle» umgehen und generell die Zuhör-Bereitschaft erhöhen. Einige Tipps und Tricks gibts in diesem Beitrag.

Um die Zuhörer auch mit unspektakulären Themen zu fesseln:

  • Sprechen Sie in die Herzen und nicht «nur» in die Köpfe
  • Wissen Sie, worüber Sie reden und befreien Sie sich aus der «Ich-Falle»
  • Erzeugen Sie durch Ihre Stimme die zum Inhalt passende Stimmung
  • Berücksichtigen Sie den «semantischen Hof»

Reden Sie sich mit passender Sprache in die Herzen Ihrer Zuhörer

Achten Sie auf Ihren Ton

Halten Sie sich im ersten Schritt an eine Redewendung aus dem Volksmund: «C’est le ton qui fait la musique.» Oder: Der Ton macht die Musik. Übersetzt heisst das: klar und deutlich in der Sache und freundlich/herzlich/heiter/ernst im Ton – je nach Anlass.

Verwenden Sie mehr Verben

Der zweite Schritt heisst: verbale Distanz zum Zuhörer überwinden. Ein in Schriftdeutsch verfasster Text eignet sich nicht zum Vortragen. So klingt die Information aus der Marketing-Abteilung in Schriftdeutsch folgendermassen: «Unter Berücksichtigung der letzten auf das Verbraucherverhalten gezielten Umfrage besteht Veranlassung zu der Annahme einer ungebrochenen Nachfrage …» Gesprochen könnte es sich so anhören: «Sie kennen die letzte Umfrage zum Kaufverhalten unserer Kunden. Das Ergebnis erfreut und ermutigt uns – wir rechnen weiter mit einer ungebrochenen Nachfrage …»

In der gesprochenen Sprache würden Sie nie so viele Substantive gebrauchen, aber schriftlich formuliert ergeben Aneinanderreihungen von Hauptwörtern durchaus einen Sinn. Sie verkürzen damit den Text und sprechen das Wesentliche an – aber: Sie erzeugen keine Emotionen. Sie klingen distanziert, sachlich und unpersönlich.

Manchmal ist es notwendig, sich distanziert auszudrücken, dann soll es aber Ihre Entscheidung sein und nicht versehentlich geschehen.

Das Gehirn ist ein Erlebnisspeicher und kein Faktenspeicher, deshalb: Verwenden Sie mehr Verben. Statt einen «Einkauf getätigt» zu haben sind Sie «einkaufen gegangen». Setzen Sie mehr Adjektive ein: sonnig anstelle von Sonne, die «raschelnde» Zeitung erzeugt andere Gefühle als nur «Zeitung».

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Zuhörer, nicht auf sich selbst

In die erwähnten «Ich-Falle» treten Sie, wenn Sie sich (Lampenfieber-bedingt) zu stark auf sich konzentrieren: «Hoffentlich bleibe ich nicht hängen … hoffentlich kann ich überzeugen … hoffentlich habe ich an alles gedacht …» Sie verlassen die Ich-Falle sofort wieder, wenn Sie sich auf Ihre Zuhörer konzentrieren: «Wer sind sie … was interessiert sie … was für ein Bedürfnis haben sie …»

Berücksichtigen Sie den semantischen Hof

Bei der eben beschriebenen Umgehung der Ich-Falle und einer entsprechend dem Zuhörer zugewandten Denkweise begegnen Sie automatisch dem «semantischen Hof». Die Semantik ist die Lehre von der Bedeutung der Wörter. Allerdings geschieht die Interpretation von Wörtern oft mit unserem persönlichen Erfahrungshintergrund.

Wenn Sie ein Statement über «Geld» abgeben, dann sind Ihre Worte mit der Bedeutung aus Ihrem semantischen Hof geprägt: Sollten Sie in Ihrem Leben lange unter Geldknappheit gelitten haben, dann wird Ihr Schwerpunkt eher auf stets neu zu erschliessenden Geldquellen liegen, wenn Sie hingegen immer flüssig waren, werden Sie unbewusst dem Erhalt des Geldes mehr Gewicht geben. So geht es Ihren Zuhörern auch. Es gibt Worte, die für Sie völlig neutral sind – für Ihr Gegenüber aber kontaminiert.

Ergo: Jeder hat seinen persönlichen semantischen Hof und je besser Sie sich über Ihre Zuhörer informieren, umso eher können Sie negativ besetzte Begriffe vermeiden. Falls Sie dennoch einen Begriff erwischt haben, der Ihrem Gegenüber nicht passt, tauschen Sie ihn kommentarlos aus (Sie kennen jetzt einen «Bewohner» seines semantischen Hofs) und die Zuhörbereitschaft kehrt sofort zurück.

Achten Sie auf die Lautstärke Ihrer Stimme

Ein Punkt, der leicht ins Hintertreffen gerät, sei noch erwähnt: die Lautstärke. Wenn Sie gehört werden wollen, dann reden Sie so laut, dass sich das anfängliche Stimmengewirr sofort legt, sobald Ihre Stimme ertönt. Viele Redner wissen häufig nicht, dass sie ihr Stimmvolumen nicht voll ausschöpfen. In der Selbstbeobachtung erfahren Sie es:

  • Werden Sie oft gebeten, das Wort oder den Satz noch einmal zu wiederholen?
  • Werden Sie immer wieder überhört und brauchen einen zweiten Anlauf, um sich erneut ins Gespräch zu bringen?
  • Blicken Sie in fragende Gesichter, wenn Sie sprechen?

Das sind nur einige Anhaltspunkte für zu leises Sprechen. Eine leise Stimme klingt fast immer monoton, da sie nicht lauter wird, um etwas zu betonen oder leiser wird, um dadurch Wirkung zu erzielen – sie bleibt immer gleich und die Zuhörer driften in ihre eigene Gedankenwelt ab.

Sprechen Sie deshalb generell laut(er). Dann reden Sie automatisch mal lauter, mal leiser und erzeugen eine zuhörfreundliche Sprachmelodie. Damit erhöhen Sie die Aufmerksamkeit.


Autor/in

Dagmar Kohlmann

Dagmar Kohlmann selbstständige Trainerin für Reden, Kontern und Verkaufen. Ihre Bücher «Gestern Kollege – heute Vorgesetzter» und «Kontern - aber wie?» erschienen im Gabal Verlag. 1996 gründete sie die heutige DKS-Akademie GmbH.