Gekonnt kontern – schlagfertig argumentieren: Konkrete Tipps
Wie oft ärgert man sich nach einem Gespräch, wenn einem das passende Argument erst zu Hause in den Sinn kommt? Gekonnt zu kontern will gelernt sein … Hier gibts einige konkrete Tipps.
Vermutlich kennen Sie die Situation: Sie werden verbal angegriffen und sind vor Überraschung total sprachlos. Sie schnappen hörbar nach Luft, die Empörung steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Jetzt – und nur jetzt – würden Sie gerne schlagfertig kontern. Doch bis Ihnen die richtige Antwort einfällt, ist der «Gegner» schon wieder weg.
Entweder führen Sie noch Stunden später innere Selbstgespräche oder Sie kochen weiter vor Zorn und nehmen sich vor, beim nächsten mal garantiert die richtige Antwort auf der Pfanne zu haben!
Leider kommt das «nächste Mal« wieder ohne Ankündigung und die Situation wiederholt sich …
Was spielt sich denn während der verflixten Sprachlosigkeit in uns ab?
Hier eine Mini-Erklärung
Wir alle (wirklich alle) haben einen automatischen Reaktionsmodus – je nach Erziehung und Naturell sind wir vielleicht sehr überlegte Menschen und überdenken das gerade Gehörte erst einmal gründlich, dann reicht die Zeit nicht, um eine passende Antwort zu finden. Oder wir sind eher temperamentvoll veranlagt, reagieren schnell und fallen früh ins Wort. Damit stehlen wir uns die Chance, gezielt auf das Gehörte mit einer passenden Antwort zu reagieren – denn im Angriff liegt oft schon die Antwort parat.
Oder wir haben uns durch schlechte Erfahrungen ein äusserst vorsichtiges Verhalten angeeignet, das schnell Gefahren wittert und dadurch leider potenzielle Angreifer erst anlockt. Und manchmal hat man einfach nur einen schlechten Tag und keine Lust, sich zum Affen machen zu lassen.
Jetzt sagen Sie sicher: «Jetzt bin ich auch noch selbst schuld, wenn mich einer blöd anredet.» Und ich sage: «Jein!»
- Ja insofern, als dass wir unser Angreifer-Pendant anziehen. Wenn es einer darauf angelegt hat, jemanden zu provozieren, dann sucht diese Person sich sicher keinen starken, wortgewandten Gegner aus, oder? Der Angreifer ist schliesslich auf «Sieg» aus. Am Liebsten vor Publikum.
- Nein insofern, als dass es sehr viele Fettnäpfchen-Treter gibt, die gar nicht merken, dass sie anecken. Die holzen unbefangen verbal in der Gegend herum, sind eventuell peinliche «Witz-Maker» (immer auf einen guten Spruch aus) oder einfach nur unüberlegt.
Sie sehen, es ist – wie alles im Leben – eine Frage des Standpunkts und der Betrachtung.
Jetzt zum praktischen Teil
Falls Sie immer mal wieder Angriffssituationen auf sich zukommen sehen, können Sie vorsorgen und sich prophylaktisch schon einmal Antworten zurechtlegen. Sie kennen (meistens) Ihre Pappenheimer, von denen Sie verbale Angriffe am ehesten zu erwarten haben.
Wenn Ihnen zum Beispiel während einer wichtigen Besprechung der Satz um die Ohren fliegt: «Können Sie das als so junger Teilnehmer in dieser Runde überhaupt schon beurteilen?» (kann auch in Richtung «zu unerfahren» «zu alt», «Tunnelblick», festgefahren» etc. gehen), dann fallen Sie bitte nicht in Ihren automatischen «Werksmodus» und verteidigen sich. Nein. Sie schauen dem Sprecher freundlich in die Augen und antworten mit klarer Stimme zum Beispiel: «Bitte bleiben wir bei den sachlichen Argumenten …» und fahren mit Ihrer Darbietung fort.
Oder wenn Ihnen in einem Meeting zum Beispiel der Satz begegnet: «Ziemlicher Unsinn Ihr Vorschlag …», bitte auch hier sofort aus dem Werksmodus aussteigen und nicht verteidigen. Warum? Weil diese Ablenkung Ihrem Gegner nur in die Hände spielt und er Ihnen das Wort/Argument aus dem Mund nimmt. Sie antworten zum Beispiel: «Ihre Zeit ist genauso knapp wie meine, bitte vergeuden wir sie nicht mit Killerphrasen …», und fahren mit Ihrem Beitrag fort.
Manchmal ist es ratsam, sich überhaupt nicht laut zu äussern. Sie schweigen Ihren «Gegner» einfach nieder. Da ist Ihr ganzer Körper im Einsatz, Ihre Haltung ist der stumme Wortführer, Ihr starker Blick ist in die Augen des anderen gerichtet. Ihr Gedanke: «Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt», darf gerne atmosphärisch durchschimmern und danach wenden Sie sich wieder Ihrer Aufgabe zu. Nein, der andere denkt jetzt nicht: «Dem ist nix eingefallen, hi, hi». Das hat Ihre Körperhaltung verhindert.
Manchmal reicht auch ein schlichtes «ach was» oder «so, so», um sich selbst etwas sagen zu hören, ein spitzbübisches Lächeln und Sie wenden sich ab, sollte Ihnen zum Beispiel jemand mit dem Scherz «Wenn Denken quietschen würde, bliebe bei Dir alles stumm …» kommen.