Eidgenössische Diplome: grosser Vorteil am Arbeitsmarkt
Höhere Fachprüfungen bieten Berufsleuten den Zugang zur Tertiärstufe B des Schweizer Bildungssystems. Die praxisbezogenen Ausbildungen bieten eine fachliche Vertiefung und Spezialisierung und bereiten die Absolventen zudem auf die Leitung eines Unternehmens vor. In diesem Beitrag & im Interview mit Sandra Fickel, Geschäftsführerin dualstark, werden die Stärken dieses Ausbildungswegs betrachtet.
Höhere Fachprüfungen eröffnen Berufsleuten den Zugang zur Tertiärstufe B des Schweizer Bildungssystems. Diese praxisorientierten Weiterbildungen bieten fachliche Vertiefung, Spezialisierung und bereiten dich darauf vor, ein Unternehmen zu führen. Auch in den Medien wird derzeit wieder über den Nutzen und die Chancen dieser Ausbildungsform diskutiert. In diesem Beitrag erfährst du, worin die Stärken dieses Bildungswegs liegen.

Wenn du ein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis und mehrjährige Berufserfahrung in deiner Fachrichtung mitbringst, kannst du dich bei einem Bildungsanbieter auf die höhere Fachprüfung vorbereiten. Prüfungsträger ist jeweils der zuständige Branchenverband. Er legt die Prüfungsordnung fest, die Zulassung, das Berufsbild, die zu erreichenden Kompetenzen, das Prüfungsverfahren und den gesetzlich geschützten Titel regelt. Diese Ordnung wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) genehmigt.
Ein erfolgreicher Abschluss wird mit dem eidgenössischen Diplom ausgezeichnet und berechtigt dich, den geschützten Titel «eidgenössisch diplomierte/r» (eidg. dipl.) zu führen.
Angebote bei Digicomp
Digicomp bietet unter anderem den Lehrgang zum **eidgenössisch diplomierten ICT Manager** an. Prüfungsträger und somit verantwortlich für die Durchführung und die Diplome ist der Branchenverband ICT-Berufsbildung. Ebenfalls im Angebot findest du den eidgenössisch diplomierten Web Project Manager, der von simsa vergeben wird.
Wir haben mit **Sandra Fickel**, Geschäftsführerin von dualstark, über die Vorteile der höheren Berufsbildung in der Schweiz gesprochen.
Frau Fickel, wo liegt für dich der konkrete Mehrwert der höheren Berufsbildung?
Die höhere Berufsbildung (HBB) ist in ihrer Breite und Vielfalt wohl international einmalig. Sie ist ein bewährtes System zur beruflichen Weiterqualifizierung. Der Mehrwert liegt in der starken Praxisorientierung und der Nähe zum Arbeitsmarkt.
Die Qualifikationen werden direkt von den Branchen festgelegt. So entsteht ein klarer Standard für die jeweiligen Anforderungen. Der entscheidende Vorteil: Die Branche steht hinter den Abschlüssen.
Worin unterscheiden sich höhere Fachprüfungen von Weiterbildungen wie CAS, DAS oder MAS?
Programme wie CAS, DAS oder MAS sind Produkte einzelner Bildungsanbieter. Ihre Standards sind nicht schweizweit einheitlich geregelt. Höhere Fachprüfungen hingegen sind eidgenössische Abschlüsse mit national definierten Qualitätskriterien. Diese klare Trennung von Ausbildung und Prüfung ist ein Gütesiegel. Die Prüfungen sind anspruchsvoller, weil sie unabhängig und schweizweit standardisiert sind.
Wie stehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit einem eidgenössischen Diplom?
Die Abschlüsse sind anerkannt und auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Fachleute mit HBB-Diplom haben gute Perspektiven. Studien zeigen, dass die Bildungsrendite der höheren Berufsbildung oft höher ist als bei akademischen Abschlüssen. Auch die Medien berichten regelmässig darüber.
Lies mehr dazu im Artikel «9000 Franken Lohn mit Lehre und Fachhochschule» vom 11. Januar 2015 im Tagesanzeiger.
Wie lässt sich die Attraktivität der höheren Fachprüfungen weiter steigern?
Wichtig ist, die Nähe zum Arbeitsmarkt zu bewahren. Prüfungen müssen laufend aktualisiert und an neue Berufsbilder angepasst werden. Besonders in dynamischen Branchen wie der ICT ist das eine grosse Herausforderung.
Das vom Bundesrat verabschiedete Massnahmenpaket zur Stärkung der HBB trägt dazu bei. Es fördert die internationale Vergleichbarkeit (NQR) und verbessert die Finanzierung (Bundesrat zur HBB-Förderung). Damit wird die Vereinbarkeit von Beruf, Weiterbildung und Familie erleichtert – und die Attraktivität weiter gestärkt.
Wie wichtig ist die internationale Vergleichbarkeit der Diplome (Stichwort NQR/EQR)?
Sie ist zentral – sowohl wegen der internationalen Mobilität als auch im Inland. Denn längst nicht alle Personalverantwortlichen kennen das Schweizer Bildungssystem im Detail.
Mit dem Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) besteht seit Oktober 2014 ein Instrument, um Abschlüsse der höheren Berufsbildung mit europäischen und akademischen Abschlüssen zu vergleichen. Die Einstufung erfolgt in acht Niveaus: Fachausweise liegen voraussichtlich auf den Stufen 5 bis 6, Diplome der höheren Fachprüfungen auf 7 bis 8. Die Einstufung wird durch die Trägerschaft beantragt und vom SBFI validiert. Weitere Informationen unter www.nqr-berufsbildung.ch. |
Die Einführung des NQR ist abgeschlossen. Jetzt liegt es an den Prüfungsträgern, ihre Abschlüsse zur Einstufung einzureichen. Das SBFI entscheidet in letzter Instanz über die Zuteilung zu den Niveaus.
Vielen Dank, Frau Fickel, für das Gespräch.
Über Sandra Fickel
Sandra Fickel ist seit 2012 Geschäftsführerin der Dachkonferenz dualstark – Konferenz der Berufs- und höheren Fachprüfungen – und Mitglied der Geschäftsleitung des Kaufmännischen Verbands. Zuvor leitete sie sechs Jahre die Klett Akademie in Zürich, eine Bildungsinstitution für flexibles Fernlernen.
Über dualstark
dualstark vertritt seit 2008 die Interessen der höheren Berufsbildung und setzt sich für deren Stärkung und Positionierung im Schweizer und internationalen Bildungs- und Arbeitsmarkt ein.