Zertifizierung im Projektmanagement - Project Management Institute (PMI)

Der Bedarf an gut ausgebildeten Projektleitern, die ihre Fähigkeiten gegenüber Kunden auch ausweisen können, steigt stetig. Die erste Adresse für Zertifizierungen im Bereich des Projektmanagements ist die amerikanische Organisation Project Management Institute (PMI®).

Autor/in Ulrich Schöll
Datum 17.03.2014
Lesezeit 6 Minuten

Projektleiter oder Projektmanager kann sich jeder nennen, der Titel ist nicht geschützt. Der Bedarf an gut ausgebildeten Projektleitern in den Unternehmen steigt jedoch stetig. Projektmanagement wird als eigene Dienstleistung in externen Kundenprojekten angeboten. Der Nachweis der vorhandenen Qualifikation der Projektleiter wird in diesem Zusammenhang zunehmend von Kunden eingefordert.

Die Zertifizierung durch internationale Projektmanagement-Institutionen gewinnt an Attraktivität. Sie trägt dazu bei, dass Projektmanagement als eigenständige Qualifikation wahrgenommen wird und definiert allgemein anerkannte Qualitätsstufen.

Die Organisation

Das Project Management Institute (PMI®) mit Sitz in den USA hat als Erstes erkannt, dass hier der Bedarf besteht, von neutraler Stelle vorzugeben, was ein Projektleiter wissen sollte und das Wissen über eine Norm zu zertifizieren.

Mit dieser Zertifizierung wird der Nachweis erbracht, dass der Zertifikatsinhaber die Kompetenz besitzt, ein Projekt zu leiten. Deshalb ist diese Zertifizierung auch so gefragt. Denn wie will ein Personalchef sonst entscheiden, wer kompetent genug ist, die anspruchsvollen Projekte in der Firma zu leiten?

Das Project Management Institute (PMI®) wurde 1961 gegründet und ist die weltweit mitgliederstärkste Projektmanagement-Organisation. Sie ist seither eine der ersten Adressen für alle, die weltweit im Projektmanagement arbeiten oder daran interessiert sind. Als gemeinnützige Organisation entwickelt sie Standards für professionelles Projektmanagement. Als Hauptgegenstand gibt sie den Project Management Body of Knowledge (PMBOK®) heraus und zertifiziert Project Management Professionals (PMP), und das mit grossem Erfolg, wie Sie auf der folgenden Grafik sehen. Die Zertifikatsinhaber verteilen sich über 185 Länder.

Anzahl Projektmanagement Zertifizierungen gemäss PMI
Anzahl der Projektmanagement-Zertifizierungen durch PMI®

Das PMI® verfolgt folgende Ziele:

  • Förderung der Professionalität des Managements von Projekten
  • Verbesserung der Qualität und des Inhalts und Umfangs im Projektmanagement
  • Förderung der Anwendung des Projektmanagements
  • Zur Verfügung stellen eines anerkannten Forums für den freien Austausch von Ideen, Anwendungsmöglichkeiten und Lösungen für Probleme des Projektmanagements
  • Erkennen und Fördern der wesentlichen Grundlagen des Projektmanagements und Erweitern des gesamten Wissens über das erfolgreiche Management von Projekten
  • Schnittstelle zwischen Benutzern und Lieferanten von Hard- und Softwaresystemen
  • Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Bildungsstätten, um auf allen Ebenen für eine angemessene Aus- und Weiterbildung im Bereich des Projektmanagements zu sorgen
  • Pflege der internationalen Kontakte zu anderen Organisationen, sowohl öffentliche als auch private, die mit Projektmanagement zu tun haben und im gemeinsamen Interesse zusammenarbeiten
  • Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Methoden für Ethik, Standards und Akkreditierung

Die Zertifikate

Die wichtigsten Zertifizierungen des PMI® sind der Project Manager Professional (PMP) und der Certified Associate in Project Management (CAPM). Grundlage für beide Zertifizierungen ist der sogenannte «Guide to the Management Body of Knowledge (PMBOK® Guide)», der auch in deutscher Sprache erhältlich ist. Anfang 2013 ist die 5. Edition dieses umfangreichen Werks erschienen. Die Zertifizierung selbst geht weit über die Grundlagen des PMBOKs® hinaus und erfordert reichlich Projektmanagement-Erfahrung. Diese muss auch bei der Anmeldung zur Prüfung nachgewiesen werden.

Das PMI hat ein sehr erfolgreiches Prozessmodell entwickelt, das darauf basiert, ein Projekt in 5 Prozessgruppen einzuteilen: Initiierung, Planung, Ausführung, Überwachung und Steuerung und Abschluss. Diese Gruppen überlappen, wie in der folgenden Abbildung gezeigt:

 

Projektmanagement-Prozessgruppen
In diesen fünf Prozessgruppen definiert PMI insgesamt 47 Prozesse. Diese sind 10 Wissensgebieten zugeordnet: Integrationsmanagement, Inhalts- und Umfangsmanagement, Terminmanagement, Kostenmanagement, Qualitätsmanagement, Personalmanagement, Kommunikationsmanagement, Risikomanagement, Beschaffungsmanagement, Stakeholder Management. Mit dieser umfangreichen Definition aller betroffenen Gebiete hat sich PMI auch ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.

Die folgende Abbildung zeigt die Zuordnung der 47 Projektmanagementprozesse zu den fünf Projektmanagementprozessgruppen und den zehn Wissensgebieten im Projektmanagement.

Die 47 Projektmanagementprozesse in den 5 Projektmanagementporzessgruppen. Die Nummerierung bezieht sich auf die Kapitel im «Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), 5. Edition».
Die 47 Projektmanagementprozesse in den 5 Projektmanagementporzessgruppen. Die Nummerierung bezieht sich auf die Kapitel im «Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), 5. Edition». Zum Vergrössern anklicken.

 

Jeder der erforderlichen Projektmanagementprozesse wird in der Prozessgruppe gezeigt, in der die meisten ihrer Vorgänge stattfinden. Wenn beispielsweise ein Prozess, der normalerweise während der Planung stattfindet, bei der Ausführung überprüft oder aktualisiert wird, ist es immer noch der gleiche Prozess, der im Planungsprozess ausgeführt wurde, kein zusätzlicher neuer Prozess.

Die Beschreibung des Prozesses definiert sich also weniger an der zeitlichen Einordnung als vielmehr daran, was der Prozess an Eingaben benötigt und welche Tätigkeiten erforderlich sind, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Dementsprechend werden die einzelnen Prozesse, aus denen sich die Prozessgruppen zusammensetzen, mit ihren Eingangswerten (Input), den Werkzeugen und Verfahren innerhalb des Prozesses und den Ergebnissen, die erreicht werden sollen, beschrieben.

Beim prozessorientierten Ansatz geht es mehr darum, welche Ergebnisse erzielt werden müssen, um erfolgreich Projekte zu managen. Jeder Prozess benötigt aber auch Eingangswerte (Input), um das gewünschte Ergebnis hervorzubringen. Die Prozesse hängen miteinander zusammen, da das Ergebnis eines Prozesses der Eingangswert eines anderen Prozesses sein kann.

 


Autor/in

Ulrich Schöll