Ihr publizistisches Produkt wird mit InDesign erstellt, ist umfangreich, erscheint mehr als einmal im Quartal mit differenzierten Inhalten oder erfüllt eines dieser Kriterien? Herzlichen Glückwunsch, Ihre Publikation ist anspruchsvoll genug, um sich über einen Workflow Gedanken zu machen, bei dem Redaktion und Layout getrennt werden. Katharina Hübner zeigt, wies geht.
Autor/in
Katharina Hübner
Datum
19.11.2013
Lesezeit
6 Minuten
Welche Verbesserungen resultieren aus einem solchen Workflow, bei dem Redaktion und Layout getrennt werden.?
Qualität: Redakteure und Layouter können sich auf die Dinge konzentrieren, die sie wirklich können und liefern somit bessere Ergebnisse
Arbeitseffizienz: Redakteure und Layouter können gleichzeitig und unabhängig voneinander arbeiten
Kosteneffizienz: Redakteure benötigen keine InDesign-Lizenz
Problemstellung und Lösung
InDesign wäre nicht von Adobe, wenn es für diesen Workflow keine Lösung gäbe: InCopy ist ein Programm zur Erstellung redaktioneller Texte, das sich nahtlos in InDesign integrieren lässt und weniger kostet als «der grosse Layout-Bruder». InCopy lässt sich allerdings nur einsetzen, wenn Redakteure und Layouter auf ein gemeinsames Verzeichnis zugreifen können. Wenn das nicht möglich ist, muss eine Alternative her. Und hier ist sie schon: Integrieren Sie einfach MS Word in Ihren kreativen Workflow. Da das Textverarbeitungsprogramm sowieso von den meisten Redakteuren genutzt wird, lässt sich der finanzielle Aufwand nahezu vernachlässigen (selbstverständlich funktioniert das auch mit Open Office. Auch dort gibt es das Konzept der Formatvorlagen).
Und so funktionierts:
In diesem Beispiel arbeiten wir mit einem InDesign-Dokument aus der Publikation «Die grüne Welle» und einem Word-Dokument, in dem der Redakteur das Editorial schreibt.
InDesign-Dokument mit Blindtext (r.) und Word-Dokument mit redaktionellen Inhalten
Einstellungen im InDesign-Dokument:
Alle vorkommenden Textformatierungen müssen in InDesign als Absatz- und Zeichenformate angelegt werden. Nehmen Sie sich hierfür etwas Zeit. Wenn Sie konsequent arbeiten, können Sie die Absatz- und Zeichenformate in jeder weiteren Ausgabe Ihres Dokuments verwenden.
Weisen Sie die Absatz- und Zeichenformate den entsprechenden Texten zu.
Darüber hinaus müssen Sie noch den Textrahmen konfigurieren, in den später der Text fliessen soll. Hierfür rufen Sie «Objekt >Textrahmenoptionen» auf (Strg + B), wählen dann den Bereich «Automatische Grösse ändern» und stellen im Aufklappmenü des Dialogs ein, dass der Rahmen nur seine Höhe verändern soll. Setzen Sie schliesslich den Referenzpunkt auf den oberen Rahmenrand. Damit sorgen Sie dafür, dass der Rahmen bei grösseren Textmengen nicht in alle Richtungen wächst, sondern nur nach unten. (Leider gibt es die hier beschriebenen Textrahmeneinstellungen erst ab InDesign CS6. Sollten Sie mit einer älteren Version arbeiten, müssen Sie den Rahmen per Hand grösser ziehen.)
Einstellungen im InDesign-Dokument
Einstellungen im Word-Dokument:
Legen Sie in Word Formatvorlagen an, die mit den Absatz- und Zeichenformaten in InDesign korrespondieren.
Die Formatvorlagen müssen nun den Texten in Word zugewiesen werden. Diese Aufgabe muss der Redakteur erledigen, wodurch wahrscheinlich ein überschaubarer Trainingsaufwand entsteht.
Formatzuordnung in Word
Damit redaktionelle Änderungen dynamisch in Ihrem Dokument angewendet werden können, müssen Sie nun noch eine Voreinstellung in InDesign vornehmen, zu der Sie über das Menü «InDesign > Voreinstellungen (Strg + K > Dateihandhabung» gelangen. Setzen Sie einen Haken bei «Beim Platzieren von Text- und Tabellendateien Verknüpfungen erstellen». Mit dieser Einstellung sorgen Sie dafür, dass der in InDesign positionierte Text eine Verbindung zum platzierten Dokument behält – wie beim Platzieren von Bildern.
Konfiguration InDesign
Texte erstmalig platzieren
Der Redakteur hat seinen Text geschrieben, alle Formatvorlagen korrekt angewendet und seine Arbeit im Word-Format abgespeichert. Der Layouter kann das Dokument nun platzieren.
Er benutzt dabei dieselben Werkzeuge wie beim Platzieren von Bildern («Datei > Platzieren») und wählt im nächsten Schritt das vom Redakteur bereitgestellte Dokument aus.
Bevor er den Dokumentauswahldialog mit «Öffnen» bestätigt, muss er einen Haken bei«Importoptionen»setzen.
Dann öffnet sich der Dialog, in dem Formatvorlagen aus Word auf Absatz- und Zeichenformate in InDesign übertragen werden können.
Texte im InDesign platzieren
Aktivieren Sie«Formatimport anpassen».
Klicken Sie dann auf «Formatzuordnung» und ordnen Sie im folgenden Dialog die Word-Formte den InDesign-Formaten zu.
Wenn der Layouter die Formate korrekt zugeordnet hat, sollte der Text in der richtigen Gestaltung auf der Seite landen.
Importoptionen
Inhalte aktualisieren
Weil der Text mit dem InDesign-Dokument verknüpft ist, kann der Redakteur weiter an seinem Text arbeiten, während am Layout noch geschliffen wird.
Greifen Redakteur und Layouter auf das gleiche Word-Dokument zu, kann der Schreiber einfach an dem Dokument arbeiten, das in InDesign platziert worden ist. Sobald er seine Änderungen speichert, erscheint in der InDesign-Palette «Verknüpfen»ein gelbes Dreieck. Doppelklickt der Layouter dieses, nimmt er die Änderungen des Texters an. Die Zuordnung der Formate erfolgt ab jetzt automatisch.
Wenn der Redakteur ausser Haus arbeitet, wird er seine Änderungen per E-Mail schicken. Der Layouter muss nun einfach das bereits platzierte Dokument durch das aktuelle ersetzen (Pfad und Name müssen gleich bleiben), damit in der Verknüpfen-Palette das gelbe Rechteck entsteht.
Aktualisierungen annehmen
Selbst ausprobieren?
Die Dokumente, die in diesem Beitrag verwendet werden, können Sie hier herunterladen, um den Workflow selbst auszuprobieren. Absatzformate und Formatvorlagen sind bereits angelegt, Textrahmenoptionen noch nicht.
Katharina ist Diplom Medienwissenschaftlerin und arbeitet seit 1996 deutschland- und europaweit als Dozentin und Consultant für Bildungsprojekte. Neben Softwaretrainings mit dem Schwerpunkt Gestaltung und Kommunikation führt die Berlinerin Coachings und Workshops für firmenspezifische Software durch.
Zu ihren Trainingsschwerpunkten gehören Layoutprogramme wie InDesign, aber auch Office-Anwendungen im arbeitsweltbezogenen Konzext sowie firmenspezifische Redaktionssysteme. Dabei ist sie auf dem Mac genauso unterwegs wie auf dem PC.
6 Kommentare
kathrin richter17. Februar 2022, 11:03Uhr
hallo!
wie schaut es mit Tabellen aus? funktioniert das auch, wenn man eine Tabelle im Word hat und dann eine im ID?
ich habe ein Datenblatt, was der Techniker regelmässig updaten muss. Aktuell suche ich nach einem guten Workflow dafür.
danke fürs Feedback.
Ricardo Alves18. Februar 2022, 17:47Uhr
Guten Tag Frau Richter
Besten Dank für Ihre Frage. Ja, diese Methode funktioniert auch mit Tabellen. Solange die Verknüpfung zwischen dem Word-Dokument des Technikers und dem platzierten InDesign-Textfeld bestehen bleibt (gleicher Datei-Name, gleicher Ablage-Ort in der Ordnerstruktur), wird sich der Tabellen-Inhalt bei Anpassungen in gleicher Weise im InDesign aktualisieren lassen.
Wir hoffen, dieser Tipp hilft Ihnen in Ihrem Workflow weiter.
Freundliche Grüsse
Ricardo
J.S.16. Februar 2016, 18:34Uhr
Hallo,
vielen Dank für das tolle Turorial. Eine Frage funktioniert es auch wenn der Redakteur Bilder in seine Worddatei setzt. Werden diese im InDesign übernommen?
Vielen Dank im Voraus.
Maria Katharina Huebner17. Februar 2016, 09:15Uhr
Hallo J.S.,
ja, das funktioniert auch – allerdings mit Einschränkungen. Die Bilder kommen als eingebettete Objekte in der InDesign-Verknüpfen-Palette von InDesign an. Das ist schonmal Super. Allerdings werden sie immer verankert sein, selbst wenn sie ursprünglich einmal frei platziert waren (mit Hilfe der Zeilenumbrucheinstellungen in Word). Außerdem werden es immer RGB Bilder ohne Farbprofil sein und Skalierung und Auflösung müssen noch einmal kontrolliert werden, weil diese in der Regel auch nicht mit dem Bild übereinstimmen, welches einmal in Word platziert wurde. Der Layouter hat also am Ende doch noch etwas zu tun. Es wäre aber sicherlich auch möglich. ein Skript zu schreiben, welches die eigebetteten Bilder durch Verknüpfungen im Dateisystem oder in einer Datenbank ersetzt.
Ich hoffe, dass Ihre Frage beantwortet ist. Zögern Sie nicht, noch einmal zu fragen, wenn es noch offene Punkte gibt.
Einen schönen Tag wünscht
Katharina
Luca25. April 2015, 13:17Uhr
Toller Beitrag/Tutorial! Ich habe mich schon lange gefragt, wie ich das hinbekomme, Word und Indesign direkt zu verknüpfen. Wusste, dass es irgendwie funktionieren muss, aber habe in Foren gelesen, dass dies nicht möglich sei.
Vielen Dank für den Gegenbeweis 😀
Frederik Neumann19. Dezember 2013, 11:48Uhr
Schöner Beitrag. Wir überlegen seit Längerem wie wir eine vernünftigen Workflow hinbekommen und denken jetzt mal über die hier beschriebene Variante nach. Man muss es halt nur wissen 🙂
6 Kommentare
hallo!
wie schaut es mit Tabellen aus? funktioniert das auch, wenn man eine Tabelle im Word hat und dann eine im ID?
ich habe ein Datenblatt, was der Techniker regelmässig updaten muss. Aktuell suche ich nach einem guten Workflow dafür.
danke fürs Feedback.
Guten Tag Frau Richter
Besten Dank für Ihre Frage. Ja, diese Methode funktioniert auch mit Tabellen. Solange die Verknüpfung zwischen dem Word-Dokument des Technikers und dem platzierten InDesign-Textfeld bestehen bleibt (gleicher Datei-Name, gleicher Ablage-Ort in der Ordnerstruktur), wird sich der Tabellen-Inhalt bei Anpassungen in gleicher Weise im InDesign aktualisieren lassen.
Wir hoffen, dieser Tipp hilft Ihnen in Ihrem Workflow weiter.
Freundliche Grüsse
Ricardo
Hallo,
vielen Dank für das tolle Turorial. Eine Frage funktioniert es auch wenn der Redakteur Bilder in seine Worddatei setzt. Werden diese im InDesign übernommen?
Vielen Dank im Voraus.
Hallo J.S.,
ja, das funktioniert auch – allerdings mit Einschränkungen. Die Bilder kommen als eingebettete Objekte in der InDesign-Verknüpfen-Palette von InDesign an. Das ist schonmal Super. Allerdings werden sie immer verankert sein, selbst wenn sie ursprünglich einmal frei platziert waren (mit Hilfe der Zeilenumbrucheinstellungen in Word). Außerdem werden es immer RGB Bilder ohne Farbprofil sein und Skalierung und Auflösung müssen noch einmal kontrolliert werden, weil diese in der Regel auch nicht mit dem Bild übereinstimmen, welches einmal in Word platziert wurde. Der Layouter hat also am Ende doch noch etwas zu tun. Es wäre aber sicherlich auch möglich. ein Skript zu schreiben, welches die eigebetteten Bilder durch Verknüpfungen im Dateisystem oder in einer Datenbank ersetzt.
Ich hoffe, dass Ihre Frage beantwortet ist. Zögern Sie nicht, noch einmal zu fragen, wenn es noch offene Punkte gibt.
Einen schönen Tag wünscht
Katharina
Toller Beitrag/Tutorial! Ich habe mich schon lange gefragt, wie ich das hinbekomme, Word und Indesign direkt zu verknüpfen. Wusste, dass es irgendwie funktionieren muss, aber habe in Foren gelesen, dass dies nicht möglich sei.
Vielen Dank für den Gegenbeweis 😀
Schöner Beitrag. Wir überlegen seit Längerem wie wir eine vernünftigen Workflow hinbekommen und denken jetzt mal über die hier beschriebene Variante nach. Man muss es halt nur wissen 🙂