KI braucht Kultur: Psychologische Sicherheit als Schlüssel zur Transformation

Künstliche Intelligenz gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Doch in vielen Unternehmen fehlt eine klare Strategie. Statt visionärer Versprechen braucht es konkrete Ziele, psychologische Sicherheit und den offenen Dialog mit Mitarbeitenden. Denn nur wer versteht, wie KI wirklich funktioniert, kann sie sinnvoll einsetzen.

Norina Peier 26.08.2025

KI muss Teil der Unternehmensstrategie sein, und zwar nicht als abstraktes Zukunftsthema, sondern ganz konkret. Es sollte klar definiert sein, welche Prozesse sie übernehmen soll, und warum. Diese Entscheidungen dürfen nicht im stillen Kämmerlein getroffen werden, sondern müssen gemeinsam im Unternehmen diskutiert werden. Die Vorstellung, KI sei ein Wundertool, das automatisch alle Probleme löst – auch die, die man selbst noch gar nicht erkannt hat – ist schlicht falsch. KI ist eine Assistenz, kein Autopilot. Sie braucht klare Instruktionen, klare Ziele und eine klare Rolle. Was vorher nicht funktioniert hat, wird auch mit KI nicht plötzlich funktionieren. Vielleicht hilft ein Vergleich: Man würde einer neuen Mitarbeiterin auch nicht einfach sagen: «Frau Müller, schauen Sie sich mal in allen Abteilungen um und machen Sie, was Ihnen einfällt.» Das funktioniert selten. Genauso braucht KI Orientierung – sonst bleibt sie wirkungslos.

So gelingt die erfolgreiche Gestaltung einer AI-Strategie

Viele Mitarbeitende empfinden KI als Bedrohung. Nicht unbedingt wegen der Technologie selbst, sondern weil sie ihr berufliches Selbstverständnis infrage stellt. Deshalb ist es entscheidend, gemeinsam zu klären, welche Prozesse und Teilschritte künftig von KI übernommen werden. Wer zuhört, Ängste ernst nimmt und die Expertise der Mitarbeitenden einbezieht, schafft Vertrauen. Denn die Mitarbeitenden kennen die Abläufe, die Schwachstellen und die Potenziale für Verbesserung am besten. So entsteht Klarheit und Klarheit nimmt Angst.

Sobald man konkret wird und klärt, welche Aufgaben die KI übernehmen soll und was das im Alltag bedeutet, wird sie greifbar. Genau das schafft emotionale Anschlussfähigkeit. Ja, KI ist technisch. Aber wenn ihre Rolle im Prozess mit den Mitarbeitenden klar definiert ist, entsteht Verständnis. Und wo Verständnis ist, kann auch Vertrauen wachsen.

Verständnis als Voraussetzung zur wirkungsvollen Veränderung im Arbeitsalltag

Damit Modelle Wirkung entfalten, müssen Menschen sie verstehen – nicht nur intellektuell, sondern praktisch. Theorie allein verändert nichts. Das heisst: Man muss sie gemeinsam besprechen, im eigenen Kontext verorten und herausarbeiten, wo sie konkret helfen. Erst wenn Mitarbeitende erkennen, wie sie ein Modell für sich nutzen, anwenden und in ihren Alltag übersetzen können, entsteht echte Veränderung.

Gestaltungsprinzipien zur Förderung psychologische Sicherheit

Psychologische Sicherheit entsteht nicht durch einzelne Massnahmen, sondern durch eine Haltung, die sich in der Organisation spürbar zeigt. Es geht darum, dass Menschen ihre Meinung sagen dürfen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Dass sie ihre eigenen Werte einbringen können und erleben, dass diese gehört und respektiert werden. Wichtig ist auch, dass man gemeinsam etwas entwickelt – nicht jeder für sich, sondern im Miteinander. Fehler dürfen passieren, sie sind Teil des Prozesses. Und es braucht eine Kultur, in der man einander vergibt, in der nicht Perfektion zählt, sondern Lernbereitschaft.

Menschliche und technologische Perspektiven in Einklang bringen

Wenn technologische und menschliche Perspektiven zusammenkommen, verändert sich die Führung grundlegend. Das Zwischenmenschliche rückt noch stärker in den Mittelpunkt. Es geht weniger darum, Aufgaben zu verwalten, sondern vielmehr darum, Menschen zu begleiten. Führung heisst dann, Orientierung zu geben, Vertrauen zu schaffen und Räume zu öffnen, in denen Zusammenarbeit möglich ist. Man führt nicht mehr von oben herab, sondern gemeinsam im Team.


Autor/in

Norina Peier

Norina Peier ist Gründerin und Inhaberin der gleichnamigen Firma für Organisationsentwicklung. Sie ist eine erfahrene Arbeits- und Organisationspsychologin, die sich auf die Begleitung von Menschen und Organisationen in Veränderungsprozessen spezialisiert hat. Mit ihrer Firma unterstützt sie Unternehmen dabei, den Wandel aktiv zu gestalten und die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technologie zu fördern. Sie ist Organisationsentwicklerin (Trigon), Psychologin mit Vertiefung in Arbeits- und Organisationspsychologie (Master of Science in Angewandter Psychologie der ZHAW), lösungsorientierter Coach (ICF) und diplomierte Schauspielerin (ZHdK).