Kontrolle und Vertrauen – was Führung wirklich stärkt
Kontrolle durch Vorgesetzte wird oft als unangenehm empfunden. Sie kann verunsichern, demotivieren und Freiraum einschränken. Doch Kontrolle ist nicht per se schlecht. Richtig eingesetzt schafft sie Orientierung, Sicherheit und Qualität. Entscheidend ist das Gleichgewicht: Wie viel Kontrolle braucht ein Team – und wann ist Vertrauen der bessere Weg?
Wer sich ständig kontrolliert fühlt und keinen Handlungsspielraum für eigene Entscheidungen hat, verliert mit der Zeit Motivation und Leistungsbereitschaft. Kontrolle wird oft als Misstrauen erlebt und ruft negative Gefühle hervor. Sie hat deshalb ein Imageproblem.
Vertrauen statt Misstrauen?
Viele Mitarbeitende wünschen sich Vertrauen und lehnen Kontrolle ab. Wenn man davon ausgeht, dass Menschen grundsätzlich engagiert, interessiert und innerlich motiviert sind, wirkt Kontrolle auf den ersten Blick hinderlich. Doch die Frage ist: Ist Kontrolle wirklich immer schlecht? Und wann ist sie sogar nötig?
Wann Kontrolle sinnvoll ist
Zu den wichtigsten Führungsaufgaben gehören Aufgabenverteilung und Arbeitskontrolle.
Bei der Aufgabenverteilung geht es darum, die passenden Aufgaben an die richtigen Personen zu geben. Wer gefordert, aber nicht überfordert ist, erlebt Motivation und Konzentration – den sogenannten «Flow».
Arbeitskontrolle bedeutet, Rahmenbedingungen wie Budget, Qualität oder Zeitplan zu prüfen. Sie soll nicht schikanieren, sondern Risiken früh erkennen und Gegenmassnahmen ermöglichen. So lassen sich Ziele sichern und die Arbeit gezielt steuern.
Kontrollen helfen auch, Vorschriften zur Sicherheit einzuhalten und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.
Kontrolle kann auch motivieren
Kontrollen machen Leistungen sichtbar. Wenn gute Ergebnisse erkannt und gewürdigt werden, wirkt das motivierend. Auch das sachliche Aufzeigen von Schwächen kann Ansporn sein, wenn Feedback respektvoll und lösungsorientiert erfolgt. Wer aus Fehlern lernen darf, wird besser.
Vertrauen bei komplexen Aufgaben
Kontrolle ist also nicht grundsätzlich negativ. Ihr Nutzen hängt vom Kontext ab.
In der Produktion sind genaue Prüfungen selbstverständlich und notwendig, um Qualität zu sichern. In kreativen oder interdisziplinären Teams sieht das anders aus.
Unsere Arbeitswelt wird immer komplexer. Vernetzung, Technologie und ständige Veränderungen machen es unmöglich, dass eine Führungskraft alles überblickt. Fehler gehören dazu.
Gerade deshalb sollten Führungskräfte ihr Team als Gruppe von Fachpersonen sehen, die in ihrem Bereich kompetent und eigenmotiviert sind. Wer Vertrauen schenkt, schafft Freiräume für neue Ideen und Entwicklungen.
Im Kulturbetrieb zeigt sich das schon lange: Im Jazz oder Improvisationstheater entstehen durch wenige Vorgaben und viel Vertrauen kreative, einzigartige Ergebnisse. Fehler sind dabei erlaubt – sie gehören zum Prozess und führen oft zu neuen Lösungen.
Eine Führungsperson bringt es auf den Punkt: «Seit ich verstanden habe, dass Fehler erlaubt sind und wir daraus lernen dürfen, suchen wir im Team ständig nach Wegen, besser zu werden – und bewusster zu scheitern, um später erfolgreicher zu sein.»
Kontrolle und Vertrauen im Gleichgewicht
Führung bedeutet, beides zu können: Kontrolle und Vertrauen. Welche Haltung passt, hängt von der Situation und den Menschen ab. Wer flexibel führt, stärkt Motivation