Gekonnt kontern – konkrete Tipps für schlagfertiges Argumentieren
Wie oft ärgert man sich nach einem Gespräch, wenn einem das passende Argument erst zu Hause in den Sinn kommt? Gekonnt zu kontern will gelernt sein, und wir zeigen, wie. In diesem Beitrag gibt es konkrete Tipps für mehr Schlagfertigkeit im Alltag.
Vermutlich kennst du die Situation: Jemand greift dich verbal an und du bist so überrascht, dass dir die Worte fehlen. Du schnappst nach Luft, Empörung steht dir ins Gesicht geschrieben. Genau jetzt würdest du gerne schlagfertig kontern. Doch bis dir die passende Antwort einfällt, ist die andere Person schon wieder weg.
Später führst du innere Selbstgespräche oder kochst vor Zorn. Du nimmst dir fest vor, beim nächsten Mal garantiert die richtige Antwort parat zu haben.
Doch das «nächste Mal» kommt natürlich ohne Vorwarnung – und die Situation wiederholt sich.
Was passiert in Momenten der Sprachlosigkeit?
Wir alle haben automatische Reaktionsmuster. Je nach Erziehung und Persönlichkeit reagieren wir unterschiedlich.
Manche sind sehr überlegt und denken erst gründlich nach. Dann reicht die Zeit nicht mehr, um zu antworten. Andere sind impulsiv und fallen rasch ins Wort. Damit nehmen sie sich die Chance, gezielt auf das Gehörte zu reagieren – oft liegt im Angriff schon die passende Antwort.
Manche Menschen haben durch negative Erfahrungen ein sehr vorsichtiges Verhalten entwickelt. Sie wittern schnell Gefahr und ziehen damit unbewusst Angreifer/innen an. Und manchmal hat man einfach einen schlechten Tag und keine Lust, sich provozieren zu lassen.
Vielleicht denkst du jetzt: «Toll, jetzt bin ich auch noch selbst schuld, wenn mich jemand blöd anredet.» Ich sage: «Jein.»
Ja, weil wir unser Gegenüber oft unbewusst anziehen. Wer provozieren will, sucht sich kaum eine starke, wortgewandte Person aus. Angreifer/innen wollen «gewinnen» – am liebsten vor Publikum.
Nein, weil es auch viele Menschen gibt, die gar nicht merken, dass sie verletzend sind. Sie reden einfach drauflos, wollen witzig wirken oder denken nicht nach, bevor sie sprechen.
Wie so oft im Leben ist auch hier der Standpunkt entscheidend.
So bereitest du dich vor
Wenn du weisst, dass dich bestimmte Personen gerne provozieren, kannst du dich vorbereiten. Überlege dir im Voraus ein paar mögliche Antworten. Du kennst deine «Pappenheimer» meist gut genug.
Beispiel: In einer Besprechung sagt jemand:
«Kannst du das als so junge Person überhaupt schon beurteilen?»
(Das kann auch heissen: «zu alt», «zu unerfahren», «zu festgefahren» usw.)
Dann verfalle nicht in den automatischen Verteidigungsmodus. Schau ruhig in die Augen und sage klar:
«Bitte bleiben wir bei den sachlichen Argumenten.»
Dann machst du einfach weiter mit deinem Beitrag.
Oder jemand sagt: «Ihr Vorschlag ist ziemlicher Unsinn.»
Auch hier: Nicht verteidigen. Damit würdest du nur reagieren statt agieren – und gibst die Kontrolle ab. Sag stattdessen:
«Ihre Zeit ist genauso knapp wie meine. Lassen wir Killerphrasen beiseite und machen weiter.»
Die Kraft der Stille
Manchmal ist es am besten, gar nichts zu sagen.
Schweige dein Gegenüber nieder. Deine Haltung spricht für dich.
Dein Blick bleibt ruhig und selbstbewusst.
Dein innerer Gedanke: «Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt.»
Dann wendest du dich einfach wieder deiner Aufgabe zu.
Nein, dein Gegenüber denkt dabei nicht: «Der ist nichts eingefallen.»
Deine Körperhaltung zeigt deutlich, dass du über den Dingen stehst.
Manchmal reicht auch ein schlichtes «ach was» oder «so, so».
Ein leichtes Lächeln, eine gelassene Geste – und du gehst weiter.
Wenn also jemand sagt: «Wenn Denken quietschen würde, wäre es bei dir still»,
dann bleib gelassen. Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte.