Gamechanger Citizen Developer: Apps entwickeln ohne Programmierkenntnisse

Citizen Developer werden In der digitalen Transformation bald eine zentrale Rolle spielen. Ohne Tech-Ausbildung können sie Apps entwickeln und Prozesse digitalisieren. Aber wer sind diese Citizen Developer? Und mit welchen Tools arbeiten Sie?

Autor/in Abdul Kerim Aydemir
Datum 24.06.2022
Lesezeit 9 Minuten

Innovation findet heute im digitalen Bereich statt. Papiergebundene und manuelle Arbeiten werden durch digitale und automatisierte Prozesse abgelöst. Soviel zur Theorie. In der Praxis braucht es dafür sehr viele neue Anwendungen. Genau 500 Millionen Apps weltweit zwischen 2020 und 2025, sagen die Marktanalysten von IDC.

Das sind mehr als klassische IT-Abteilungen alleine bereitstellen können – und auch versuchen sollten.

Denn es gleicht einer Mission Impossible: Der Mangel an Fachkräften steht der Innovation im Weg. Überall fehlt an Software Entwicklerinnen und Entwicklern, Data Scientists wie AI-Expertinnen und Experten. Die digitale Transformation stockt.

Doch genau hier kommen die Citizen Developer ins Spiel.

Was sind Citizen Developer?

Unter dem Begriff Citizen Developer versteht man Mitarbeitende in den Fachabteilungen eines Unternehmens, die zwar durchaus technisch versiert sein können, aber über keine fundierten IT- und Programmierkenntnisse verfügen. Citizen Development steht dabei für die Demokratisierung der IT.

Denn dank SaaS, Cloud, No-Code und Low-Code sowie Datenmanagement und Analytics Tools kann heute grundsätzlich jeder zur App-Entwicklerin oder zum App-Entwickler werden. Sie haben das Potential aus ihren Silos auszubrechen und je nach Digitalisierungsbedarf ihres Fachbereichs in der Entwicklung aktiv mitzuwirken.

Laut Gartner ist die ideale Zielgruppe aber unter den Hauptnutzenden von Business-Apps, wie zum Beispiel Administratorinnen und Administratoren zu finden. Häufig spricht man auch einfach von Power Usern.

Grafik: In Anlehnung an das Modell von Gartner (2019)

Warum das Enablement von Citizen Developer so wichtig ist

Der Fachkräftemängel wird sich so schnell nicht in den Griff kriegen lassen. Umso wichtiger ist es, das Potential aller Mitarbeitenden für die Digitalisierung zu nutzen. Das zeigt schon eine einfache Rechnung:

Prognosen von Gartner zufolge wird die Anzahl von Citizen Developern in Grossunternehmen bald vier Mal höher sein als jene von professionelle Developern. Bereits heute werden mehr als 25% aller Fachbereichs-Anwendungen von Citizen Developern erstellt, für 2025 wird erwartet, dass es 70% sind.

Die Vorteile für Unternehmen das Citizen Developement in ihrer Organisation zu fördern, können deshalb enorm sein.

Erstens, wird der IT-Backlog drastisch reduziert, weil einfache Probleme durch die Citizen Developer in ihrem jeweiligen Fachbereich selbst gelöst werden können. Anstatt für jede noch so kleinen Anwendung eine Bedarfsmeldung abzuschicken, die im Zweifelsfall länger diskutiert wird als die Umsetzung braucht, machen sich Citizen Developer selbst an die Arbeit.

Zweitens, wird die Digitalisierung und Automatisierung der Prozesse in den Fachbereichen dezentral und nutzerorientiert vorangetrieben. Das macht Sinn, weil auch hier das Wissen um die Pains und Gains unmittelbar vorhanden ist.

Und nicht zuletzt können sich IT Professionals wieder vorwiegend komplexeren, technischen Aufgaben widmen und den Innovationsstau des Unternehmens auflösen.
Citizen Development wird so zum Gamechanger in der digitalen Transformation.

Mit welchen Tools arbeiten Citizen Developer?

Um einfache Apps und Automatismen selbst zu entwickeln, brauchen Citizen Developer Tools als Hilfsmittel, da sie natürlich selbst keinen Pro-Codes schreiben können. Um die Risiken von Schatten-IT einzudämmen, sollten die IT-Abteilungen ihnen deshalb sichere und benutzerfreundliche Arbeitsumgebungen bereitstellen, in der sie mit wenigen Klicks und einfachen Formeln Apps und Automatismen erstellen können – sogenannte Low-Code-Plattformen oder No-Code-Plattformen.

Bei diesen Plattformen steht die Beschreibung des Problems im Zentrum: Der Mitarbeitende definiert, was die App leisten soll und baut sie sich mit vordefinierten Feldern und einfachen Formeln zusammen. Die eigentliche Programmierleistung übernimmt das System im Hintergrund.

No-Code-Plattformen vs. Low-Code-Plattformen

No-Code-Plattformen richten sich dabei an technisch weniger versierte Nutzerinnen und Nutzer. Häufig lassen sich Anwendungen mit solchen Plattformen per Drag and Drop bauen, eigene Codes und Formeln schreiben die Anwenderinnen und Anwender nicht. Mit No-Code Tools lassen sich deshalb vor allem einfache Workflows digitalisieren, die individuell oder von einer Arbeitsgruppe genutzt werden.

Low-Code-Plattformen sind für etwas komplexere Anwendungen gedacht. Auch sie lassen sich ohne fundierte Programmierkenntnisse nutzen, Basis-IT-Kenntnisse sind aber oft erforderlich, um das Tool und seine Möglichkeiten auszuschöpfen. Denn über Scripting-Funktionen können die Nutzerinnen und Nutzer auch individuelle Apps erstellen, wenn sie die entsprechenden Formeln und Codes kennen.

Vorne mit dabei sind hier die Plattformen und Tools von Salesforce, Service Now und Microsoft, wobei Microsoft mit der Power Platform und seinen integrierten Anwendungen wie Power Apps, Power Automate und Power BI die Nase vorn hat. Zufolge Gartner liegt das an der weltweit verbreiteten Nutzung von Microsoft Dynamics und Office 365. Weltweit zählt Power Apps die meisten User unter allen Low-Code-Plattformen.

Lernen Sie hier die Möglichkeiten von Power Apps an einem Use Case kennen oder melden Sie sich unten zur kostenlosen Info-Session über die Power Platform an.

Kostenlose Infosession: Übersicht über die Microsoft Power Platform

Sie möchten mit Low-Code schnell und einfach Apps entwickeln, Workflows automatisieren und Daten analysieren? Anhand eines spannenden Use Cases erleben Sie in unserer kostenlosen Infosession praxisnah, was mit der Power Platform möglich wird und werden beraten zu Weiterbildungs- und Zertifizierungsmöglichkeiten.

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Citizen Development mit der Microsoft Power Platform

Microsoft bietet mit der Power Platform eine ideale Low-Code-Plattform für Citizen Developer. In der Plattform sind unter anderem die Anwendungen Power Apps, Power BI und Power Automate integriert, mit denen Nutzerinnen und Nutzer einfache Apps, Datenvisualisierungen und Automatismen erstellen. Die Tools können sowohl einzeln, als auch kombiniert genutzt werden. Lernen Sie die Apps an einem Use Case kennen.

Power Apps
Mit Power Apps können Sie innerhalb kurzer Zeit, eigenständig Apps erstellen. Programmierkenntnisse braucht es dafür nicht, die einfachen Codes, die es zur Spezifizierung der App braucht, finden sich in den Dokumentationsseiten, die Microsoft bereitstellt.

Mit wenigen Klicks und einfachen Formeln entsteht so zum Beispiel eine App zur Arbeitszeit-Erfassung. An welchem Projekt wann und wie lange gearbeitet und welche Aufgabe dabei erledigt wurde, lässt sich mit einer solchen App schnell erfassen und in der verknüpften Datenbank speichern.

Power BI 
Die gespeicherten Daten visualisieren Sie anschliessend mit Power BI, um die Arbeitszeiten einfach auswerten zu können. Für welches Projekt und welchen Arbeitsschritt hat der Mitarbeitende wie lange gebraucht? An welchem Tag hat er woran gearbeitet? Das lässt sich mit Kuchen- oder Säulendiagrammen viel schneller erfassen und auswerten als alle Einträge in der Datenbank durchzuscrollen. Mehr über die Vorteile und Funktionalitäten von Power BI erfahren »

Power Automate
Mit Power Automate automatisieren Sie einfache Workflows, im Falle der Zeiterfassung-App zum Beispiel eine tägliche Suche nach fehlenden Einträgen. Hat der Mitarbeitende am Vortag vergessen, Arbeitszeiten in die App einzutragen, bemerkt der Flow dies bei der automatisierten Überprüfung – und erinnert beispielsweise per Mail daran, die Zeiten nachzutragen.

Mit der Power Platform entwickeln Sie einen runden Workflow, der vollkommen digitalisiert und in Teilen auch automatisiert ist. Zusätzlich lassen sich die erfassten Daten übersichtlich visualisieren und dadurch leicht auswerten.

Weitere spannende Lösungen in der Power Platform sind Power Virtual Agents, um Chatbots zu erstellen und Power Pages, um Business-Websites zu erstellen.

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Holen Sie sich in unseren 1-tägigen Workshops die Basis für die No-Code / Low-Code Programmierung mit der Microsoft Power Platform. Lernen Sie hands-on die Potentiale von Power Apps, Power BI, Power Automate, Power Virtual Agents und Power Pages verstehen und zu nutzen.

 

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Autor/in

Abdul Kerim Aydemir

Abdul Kerim Aydemir ist Product Manager, Fachbereichsleiter und Trainer für Microsoft Office. In seinen Kursen hilft er, mit Excel, PowerPoint oder Word effizienter zu arbeiten.