«IT-Architektur ist ein Evergreen»
Als technischer Berater und Managing Partner bei On-Point Connect begleitet Miroslav Cada Projekte für die Finanzindustrie hands-on. Wieso sich der Technologie-Enthusiast mit einem CAS in IT Architecture weitergebildet hat, verrät er im Interview.
Nach seinem Studium der Angewandten Mathematik und seiner Promotion in Rechnergestützten Wissenschaften an der ETH führte Miroslav Cadas Weg ins IT-Consulting im Bankensektor. Ein Berufsalltag, der von ihm die Fähigkeiten eines Schweizer Taschenmessers verlangt, da er für Fragen aus den unterschiedlichsten Themenbereichen Lösungen finden muss.
Er selbst versteht sich als aufgeschlossenen und interessierten Technologie-Enthusiasten, der keine Buzzwords mag, sondern ein solides Verständnis von Technologie und Geschäft bevorzugt.
Im Gespräch mit Digicomp erzählt Miroslav Cada, wie er auf seine Arbeit als technischer Berater blickt, warum man gerade dort nie auslernt und warum sich der CAS IT Architecture nicht nur für IT Architekten, sondern auch für IT-Berater lohnt.
Miroslav Cada, Teilnehmer CAS IT Architecture
Wie kam es, dass du dich nach deinem ETH-Studium in Angewandter Mathematik auf die IT fokussiert hast?
Schon während meines Mathematik-Studiums und dann noch stärker während meiner Promotion in Rechnergestützten Wissenschaften habe ich mich mit Algorithmen und Computersimulationen beschäftigt. Wenn man dieses Studium wählt, schreibt man eigene Applikationen oder passt bestehende Applikationen an. Typischerweise liegt dort der Fokus auf dem Algorithmus und weniger auf der Benutzerfreundlichkeit. Das heisst, die Anforderungen sind unterschiedlich. Trotzdem sind viele Überlegungen und Tätigkeiten sehr ähnlich: Es müssen Technologie-Entscheidungen getroffen, Algorithmen entwickelt oder optimiert werden. Zudem müssen Schnittstellen gesichtet und das Handling von Daten und Datenmengen definiert werden. Somit beschäftigt man sich auch immer ein wenig mit Software Engineering, weshalb der Übergang von angewandter Mathematik oder Physik zur IT beinahe fliessend ist.
Auf welche Bereiche deiner ETH-Ausbildung kannst du in deinem Berufsalltag zurückgreifen?
Ich arbeite als Berater im IT-Umfeld von Banken. Deshalb habe ich diese Frage schon mehrfach gehört. Wahrscheinlich ist es sehr individuell. Bei mir ist es das analytische und konzeptionelle Arbeiten. Dazu kommen auch noch Fähigkeiten in der Präsentation und Vermittlung von komplexen Inhalten. Ich habe an der ETH unterrichtet und musste auf Kongressen meine wissenschaftliche Arbeit präsentieren, erklären und auch verteidigen.
Letztlich bin ich als Berater stets hands-on. An der ETH habe ich programmiert, Daten analysiert und visualisiert. Ausserdem habe ich mit unterschiedlichen Tools gearbeitet um bestimmte Probleme zu lösen.
Was waren für dich die entscheidendsten Veränderungen, die du im IT-Bereich in den letzten 10 Jahren festgestellt hast?
Das ist eine klassische Frage, bei der man wohl mit Buzzwords punktet. Die Schlagwörter sind: Digitalisierung, Cloud, Künstliche Intelligenz, Big Data, Data-Streaming, SaaS, API, Micro Services, Containerisierung, Kubernetes und so weiter.
Welche Bereiche die entscheidendsten Veränderungen erlebt haben, kann ich nur schwer beantworten. Da streiten sich selbst die Gelehrten, was ein Trend oder eher ein Zyklus ist. Ich beobachte aber, dass die technische Komplexität aktuell stetig zunimmt. Auf der anderen Seite versucht man diese Komplexität unter dem Stichwort Low-Code technisch zu vereinfachen und zugänglicher zu machen. Das mag ein Trend sein. Mir ist zudem aufgefallen, dass sich die allgemeine Wahrnehmung bezüglich IT und den Techies positiv verändert hat. Ich habe das Gefühl, dass diese Arbeit aktuell sehr geschätzt wird. Denn oft werden Projektleiter gesucht, die auch technisch arbeiten können.
Was hat dich am CAS IT Architecture bei Digicomp gereizt?
Das Thema IT-Architektur ist ein Evergreen und ein sehr weites Feld. Deshalb reicht es meiner Meinung nach nicht aus, nur eine Zertifizierung in Software- oder Enterprise Architecture zu erlangen, vielmehr bietet sich ein CAS-Studiengang an. Das Programm umfasst sehr viele Aspekte von IT-Architektur und gibt einen optimalen Überblick. Zudem hat man bei einem CAS-Lehrgang ausreichend Zeit, die spezifische Sprache der IT-Architektur zu erlernen.
In deiner Rolle als Managing Partner bei ON-POINT Connect hätten wohl viele vermutet, dass du dich in Leadership-Themen weiterbildest.
Stimmt, meine Altersgruppe findet man regelmässig in betriebswirtschaftlichen oder Management-Weiterbildungen, weil das besser zum klassischen Karrierepfad passt. Natürlich habe ich auch bereits Management-Weiterbildungen absolviert, ich halte es aber für wichtig, dass man sich mit wachsender Seniorität nicht nur in Richtung Management bewegt, um sich ausschliesslich mit Führung zu beschäftigen. Gerade in der heutigen, technologisch kurzlebigen Zeit finde ich es wichtig, sich technisch auf dem Laufenden zu halten, ohne dabei klassische und erprobte Konzepte zu vergessen.
Welche Inputs aus dem CAS haben dich am meisten bereichert?
Letztlich begegnen alle Kolleginnen und Kollegen ähnlichen technischen Herausforderungen in ihrem Berufsfeld. Interessant war aber, dass wir alle in unterschiedlichen Positionen und Branchen arbeiten. Das erlaubte mir, Einblicke in andere Branchen zu erhalten. Für mich war auch der Austausch mit den Dozenten sehr interessant. Viele der Dozenten arbeiten als externe Berater in unterschiedlichen Branchen. Dann erzählt man sich die eine oder andere Anekdote, die einen solchen Lehrgang immer bereichert.
Wie hilft dir das CAS heute bei deiner täglichen Arbeit?
Die Weiterbildung hat mir viele Referenzen gegeben, auf denen ich aufbauen kann. Ich kenne nun Autoren, Bücher, Webseiten und allgemeine Informationsquellen, auf die ich in meinen Projekt zurückgreifen kann. Hier haben wir natürlich von der Erfahrung der Dozenten sehr profitiert.
Wem würdest du den CAS IT Architecture empfehlen?
Prinzipiell gibt die Weiterbildung einen sehr guten Überblick in der IT-Architektur. Deshalb sind Personen, die eine Rolle als IT-Architekt anstreben oder bereits ausüben, dafür prädestiniert. Persönlich denke ich jedoch, dass für Berater, welche an IT-Projekten arbeiten, diese Ausbildung ebenfalls lohnenswert ist. Auch wenn man am Ende des CAS noch kein IT-Architekt ist, versteht man die Bedeutung der IT-Architektur und warum es sinnvoll ist, sich eingehend damit zu beschäftigen.
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