Was verspricht IT4IT?
Shell, Oracle und ServiceNow nutzen bereits die Referenzarchitektur IT4IT, um ihre IT zu modernisieren. Lohnt sich das auch für dich? Und kann IT4IT ITIL® wirklich ersetzen? IT Business Consultant Markus Schweizer gibt dir eine fundierte Einschätzung.
IT-Organisationen sind im Wandel begriffen. Einerseits werden sie von den wachsenden, sich rasch verändernden Anforderungen des Business an digitale Services und Produkte getrieben, andererseits durch disruptive Methoden und Technologien wie Cloud, DevOps oder Microservices.
Die folgende Abbildung zeigt den allumfassenden Paradigmenwechsel indem sich IT-Organisationen heute befinden. Kein Stein bleibt auf dem anderen.
Abbildung 1: Grundlegender Paradigmenwechsel in der IT (Quelle: Rob Akershoek, Open Group (IT4IT/DXC Technology)
Hat ITIL 4® darauf alle Antworten?
ITIL 4® bietet zu all diesen Dimensionen der Veränderung zahlreiche, nützliche Lösungsansätze und Tipps. Nicht zuletzt helfen dir die sieben Guiding Principles als Basis bei diesem monumentalen Umbau der IT.
Darunter möchte ich vor allem das Prinzip «Keep it simple and practical» hervorheben, das klar einfordert, dass man solch grosse Herausforderungen nur mit einfachen, praktischen Schritten meistern kann. Deshalb suchst du ein Betriebsmodell, auf dessen Basis der Umbau der IT-Organisation vorangetrieben werden kann. Und da genügt mir das von ITIL 4® vorgeschlagene Service Value System nicht ganz.
Die notwendigen Elemente sind zwar vorhanden, aber noch etwas zu grob strukturiert.
Abbildung 2: ITIL 4 Service Value System (Quelle: Axelos)
IT4IT – das IT-Betriebsmodell für die digitale Transformation
Hier kommt nun die Referenzarchitektur IT4IT von Open Group ins Spiel. Im Grundkonzept baut IT4IT auf der bewährten Business Value Chain von Michael Porter auf und wendet sie auf die IT-Organisation an.
Abbildung 3: IT4IT Top Level (Quelle: The Open Goup / IT4IT; gilt auch für die nachfolgenden Grafiken)
Die IT4IT Value Streams
Die IT wird in unterstützende, aber wichtige Tätigkeiten wie Finance und Assets, GRC, Projekt Management etc. und in wertschöpfende Aktivitäten aufgeteilt. Im Gegensatz zu ITIL 4® werden die Value Streams nicht generisch beschrieben, sondern es werden 4 konkrete Value Streams eingeführt, die jede für sich einen Wertbeitrag zum Business liefern:
- Strategy to Portfolio
- Requirement to Deploy
- Request to Fullfill
- Detect to Correct
Abbildung 4: IT4IT Value Streams mit Value Metrics
Für die vier Value Streams werden umfangreiche Value Metrics mitgeliefert, sodass jede Kerntätigkeit der IT ihren Wert für das Business belegen kann. Unterstützt werden die vier Value Streams von einem simplen Architekturmodell, das nur aus funktionalen Komponenten und Datenobjekten besteht.
Anbei als einfaches Beispiel siehst du den Zusammenhang zwischen den funktionalen Komponenten «Event» und «Incident», wo eine Information vom Datenobjekt «Event» an einen «Incident» übermittelt wird.
Abbildung 5: Funktionale Komponenten und Datenobjekte
Alle Tätigkeiten und Datenobjekte werden dann so verknüpft, dass sie einen Service vom Konzept bis zum Betrieb schrittweise entwickeln.
Abbildung 6: IT4IT Service Backbone
Dieses bestechend einfache, aber universale Architekturmodell kannst du nun für den schrittweisen Umbau der IT in allen Dimensionen (siehe Abbildung 1) nutzen. Firmen wie Shell, ABN Amro oder Oracle nutzen das Modell für verschiedene Use Cases vom Outsourcing bis zur Einführung von DevOps.
Gerade die einfache Architektur mit den Elementen Funktionskomponente, Datenobjekt und Service Backbone prädestinieren IT4IT auch als Basis für Automatisierungen im DevOps-Umfeld, weshalb auch Tool-Hersteller wie Microfocus oder ServceNow das Framework nutzen.
ITIl vs. IT4IT
Ist IT4IT damit eine Konkurrenz zu ITIL 4®? Nein, IT4IT ist vielmehr als eine sehr gut strukturierte Ergänzung zum teilweise noch etwas ungeschliffenen und weniger fokussierten ITIL 4®. In seiner Fülle von Informationen, Anregungen und Methoden ist ITIL 4® unerlässlich für die Modernisierung der IT. IT4IT kann aber ein sinnvoller Orientierungsrahmen bzw. ein Betriebsmodell dahinter sein.
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