Best of Swiss Web 2021: «Was die Jury sucht, ist das Neue»

Am Jurytag von Best of Swiss Web werden die Trends entdeckt, die in drei Jahren Mainstream sind. Als Gastgeber haben wir mit Jury Chairman Christof Zogg über die Folgen der Pandemie für die Webszene gesprochen und welche Projekte, die besten Chancen auf einen Award haben.

Autor/in Nathalie Riffard
Datum 09.03.2021
Lesezeit 7 Minuten

Zum 21. Mal ringt die Schweizer Websszene um den Best of Swiss Web Award. 114 Jurymitglieder sichten am 8. März 326 eingereichte Projekte in 11 Preiskategorien. Wer schafft es diesmal auf die Shortlist und wer darf an der Award Night am 6. September auf Preise hoffen?

Also wie immer, mit der Ausnahme, dass diesmal der Jurytag zwar wie gewohnt in den Räumen der Sponsorpartnerin Digicomp, aber unter Corona-Bedingungen stattfindet. Best of Swiss Web Jury Chairman Christof Zogg hat die Kommandozentrale in der Digicomp-Lounge aufgeschlagen und führt, begleitet von BOSW-Geschäftsführer Dr. Heinrich Meyer und 11 Jury-Präsidentinnen und -Präsidenten via Zoom durch den Tag.

Christof, du bist jetzt im dritten Jahr ehrenamtlicher Jury Chairman von Best of Swiss Web und Best of Swiss App. Was reizt dich an der Aufgabe? 

Neben Organisationsaufgaben, wie die Rekrutierung und Zusammenstellung der Jury, interessiert mich vor allem, was am Ende als Ergebnis raus kommt. Welche Projekte sind im Kommen? Welche Agenturen steigen auf? Welche Unternehmen sind innovativ? Wenn man selbst eine digitale Rolle hat, ist es die beste Weiterbildung in der Jury von Best of Swiss Web zu sitzen.

Wie wirkt sich Corona auf die Schweizer Web-Branche aus?

Wir erleben gerade ein starke Polarisierung auf allen Ebenen. Als Mitglied des Digital Leader Panels, zu dem sich die grossen E-Commerce-Anbieter einmal jährlich treffen, habe ich es selbst eindrücklich erlebt. In einem Raum sassen die grossen Corona-Wachstumsgewinner Digitec, Ex Libris und PCP zusammen mit den grossen Verlierern, wie Hotelplan, SBB oder See Ticket (ehemals Startticket).

Spürt ihr diese Polarisierung auch in den eingereichten Web-Projekten?

Ja, wir haben auf der einen Seite grosses Wachstumspotential im E-Commerce, das zu vielen neuen Projekten führt. Auf der anderen Seite ist natürlich klar, dass der erste Budgetposten, den man als CEO in der Krise anfasst, das Marketingbudget ist. Insgesamt gab es mit 14 % jedoch nur einen leichten Rückgang bei den Einreichungen und einige Kategorien legten sogar zu.

Best of Swiss Web Award

Der renommierte Best of Swiss Web Award zeichnet jährlich die herausragendsten Schweizer Webprojekte aus. Damit setzt Best of Swiss Web Qualitätsstandards, bietet Orientierung für Auftraggeber und fördert die Transparenz in der Branche.

Der renommierte Best of Swiss Web Award zeichnet jährlich die herausragendsten Schweizer Webprojekte aus. Damit setzt Best of Swiss Web Qualitätsstandards, bietet Orientierung für Auftraggeber und fördert die Transparenz in der Branche.

Welche Trends lassen sich daraus jetzt schon ablesen?

Wir sehen die corona-getriebenen Trends, wie einen starken Anstieg der Public-Value-Projekte, die Hilfe in der Krise anbieten, und natürlich bei den Digital-Commerce-Projekten. Denn wenn der stationäre Handel im Lockdown ist, muss man digital verkaufen können. Zudem wurden 2021 ebenfalls mehr Projekte für die Kategorie Performance-driven Campaigns eingereicht. In der Krise reduzieren viele Unternehmen als Sofortmassnahme schöngeistige Branding-Kampagnen, die erst mittelfristig bis langfristig einzahlen und investieren ihren Marketingfranken in Performance-Werbung, die unmittelbar mit einem messbaren Absatzerfolg verbunden ist.

Die vierte Aufsteiger-Kategorie Innovation ist dagegen ein Megathema und eine der Königsdisziplinen, die unabhängig von Corona wächst. Denn nur mit neueartigen Ideen kann ich mich nachhaltig von den Marktbegleitern unterscheiden.

Was hat dich am meisten überrascht? 

Am herausragendsten ist für mich die Kategorie Public Value. Hier stecken zwei Akteure drin: Auftraggeber, die nicht profitorientiert sind, also staatliche Stellen, Hilfswerke oder Non-Profit-Organisationen, sowie Projekte, die keinen kommerziellen Anspruch verfolgen, aber von kommerziellen Anbietern in Auftrag gegeben wurden.

Kannst du uns ein gelungenes Beispiel nennen?

2019 erhielt die Social-Shopping-Plattform Amigos von Migros den Master Award für das beste Web Projekt, weil sie innovativ und sehr gut umgesetzt war. Allerdings wurde das Projekt anschliessend aus regulatorischen Gründen wieder eingestellt. Das Projekt scheiterte am Uber-Fahrer-Thema: Kann man Leute verpflichten, eine Dienstleistung zu erbringen, diese aber nicht als Mitarbeiter anstellen, sondern nur als Freelancer entschädigen? In der Coronakrise konnte man dann dieselbe App wieder reaktivieren und als Nachbarschaftshilfe-Tool positionieren, damit junge Menschen gefährdeten, älteren Zielgruppen den Einkauf heimtragen konnten.

Welche Zutaten braucht ein Projekt, um bei den Best of Swiss Web Awards erfolgreich zu sein?

Das eine ist das Handwerk. Hier greifen die horizontalen Kategorien: gute Technologien, gute Benutzerfreundlichkeit, gutes Design und Innovation. Je nach Kategorie gibt es hier verschiedene Anforderungen. In der Kategorie Digital Commerce erwarten wir zum Beispiel von einem State-of-the-Art Shop einen gut geführten Checkout-Prozess. Das ist der Pflichtteil, daneben braucht’s aber auch die Kür.

Tolle Web Projekte müssen auch immer neue Trends aufgreifen und den Nerv der Zeit treffen. Viele Projekte können zwar immer noch top umgesetzt und auf dem Markt absolut erfolgreich sein, aber wenn die Jurymitglieder etwas zum siebten Mal gesehen haben, dann sind sie einfach etwas weniger begeistert.

Das was die Jury sucht, ist das Neue. Deshalb sind wir immer auch ein wenig Trendsetter, da die Gewinner-Projekte schon die neuen Trends zeigen, die die Jurymitglieder begeistert haben und in 3 Jahren Mainstream sind.

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Autor/in

Nathalie Riffard

Nathalie Riffard liebt es, gute Geschichten zu erzählen. Schon während ihres Studiums der Geisteswissenschaften verbrachte sie die meiste Zeit mit Recherchieren und Schreiben. Folgerichtig fand sie ihre erste berufliche Heimat als Redaktionsleiterin, wo sie bei der Betreuung diverser Werbepartner ihre Leidenschaft für Content Marketing entdeckte. Als Certified Digital Marketing Professional und Content & Communications Manager unterstützt sie heute das Marketingteam der Digicomp.