Welche Fehler viele auf LinkedIn machen
Sie haben ein LinkedIn-Profil, aber profitieren nicht davon? Digital-Marketing-Experte Roger Basler erklärt, welchen Fehler Sie vermeiden sollten und wie Sie sich in drei einfachen Schritten ein nachhaltiges Netzwerk aufbauen.
Manche verwechseln LinkedIn mit Instagram und Facebook.
Ich sehe Ferien-Schnappschüsse, Bildcollagen mit Emoticons oder Texte mit Rechtschreibfehlern, die ich sicherlich im privaten Umfeld posten könnte, aber auf LinkedIn nichts verloren haben.
Andere senden massenhaft InMails (kostenpflichtige Werbe-Emails) an unbekannte Kontakte raus.
Zum Beispiel über SEO-Optimierungen, Digital-Seminare oder LinkedIn-Produkte, die in 99 Prozent der Fälle sofort gelöscht werden, weil sie nicht passen.
Das zeigt zum einen: Das Internet erleichtert es Menschen, Kontakt aufzunehmen – und das sollte uns freuen. Zum anderen zeigt es aber auch, dass viele vergessen zu recherchieren, bevor sie Kontakt-Anfragen und Inhalte posten.
Meiner Einschätzung nach betreiben 75 Prozent aller Kunden eine intensive Online-Recherche, bevor sie etwas kaufen, beim Verkaufen sind es aber unter fünf Prozent.
Dabei wissen wir doch: Der Kunde kauft nicht allein das Produkt, er kauft das Gefühl, die Menschlichkeit, den Kundenservice, den Humor. Kurz: Der Kunde kauft das Rundumpaket, das das Produkt oder der Service für ihn leistet. Dazu gehört auch zu wissen und zu verstehen: wer steckt eigentlich dahinter?
Social Media heisst soziale Medien
Dabei ist das Problem gar nicht der eine Post und das eine In-Mail (eMail) an sich, sondern der Gesamtkontext. Das LinkedIn Profil bildet zusammen mit allen geposteten Inhalten das Fundament für das Bild das andere LinkedIn-User von Ihnen machen. Mit anderen Worten: Ihre Marke.
Deshalb sollten wir uns fragen, welche besonderen Fähigkeiten oder Wissenszugang haben wir, den andere nicht haben? Können wir dieses Wissen so verpacken, dass es knapp, spannend, anregend ist und Lust auf mehr macht?
Und wenn wir gleichzeitig wissen, dass 90% aller Informationen bereits irgendwo da draussen im Netz rum schwirren, können wir dieses Wissen nicht auch gleich so gut kostenlos rausgeben?
Entscheidend ist: Kommt mein Gegenüber durch meine Hilfe schneller und einfacher an eine Problemlösung, damit sich später jemand daran erinnert.
Denn vergessen wir nie, Social Networking sollte vor allem eins sein: sozial.
Wichtig ist auch, dass wir unsere Kanäle regelmässig und natürlich bespielen und dass wir uns erlauben, uns auch wie «echte Menschen» zu benehmen – und dazu gehört auch etwas Werbung. Aber mit System.
So können Käufer sich nicht nur mit den Mitarbeitenden anfreunden, sondern mit der gesamten Firma, deren Philosophie, und am Ende mit deren Produkten. Fokussieren wir uns aber dabei auf Klasse statt auf Masse. Eine gute Vor-Recherche und Persona-Definition helfen dabei.
Oder nennen wir es doch einfach LinkedIn Networking in drei einfachen Schritten.
Bauen Sie sich ein LinkedIn-Netzwerk auf
Schritt 1: Mehrwert durch Hilfsbereitschaft
Was könnte meinem Kontakt helfen? Haben wir etwas in unserem Content-Portfolio und sind wir bereit, es kostenlos wegzugeben? Können wir den Faden von einem bestehenden Dialog aufnehmen, den wir selbst geführt oder gelesen haben?
Versuchen wir dabei persönlich, aber trotzdem professionell zu sein.
Das Ziel von Schritt eins ist ein Dankeschön oder ein Feedback. Das heisst, wir fragen auch direkt in der Nachricht (Direktnachricht oder E-Mail), ob unsere Information der Person geholfen hat. Damit geben wir der Zielperson die Möglichkeit, den Ball zurückzuspielen.
Schritt 2: Persönlicher Austausch initiieren
Wenn der Dialog eine gewisse Weise aufrecht erhalten bleibt – nicht mit der Tür ins Haus fallen, fragen wir nach einem Treffen oder einem Telefongespräch.
Fragen wir hierzu, ob dem potenziellen Kunden oder der Kundin helfen könnte, wenn wir etwas mitbringen oder vorbereiten würden. Seien wir auch hier vor allem eins: mitdenkend und hilfsbereit.
Nochmals: es geht um den Dialog, das Angebot und dann die Replik darauf. Und ja, manchmal ist sie negativ und manchmal positiv. C’est la vie.
Schritt 3: Kontakt darüber hinaus halten
Auch wenn nach dem ersten Gespräch noch kein Vertrag unterschrieben wurde, so halten wir den Dialog unbedingt aufrecht. Bespielen wir das Netzwerk weiter mit unserem Wissen und Content. Und wer weiss, wer etwas sieht und teilt? Das Endergebnis ist der Start einer langfristigen Partnerschaft, die über das eigene Netzwerk hinausgeht.
Darum frage ich alle, die Social Networking als mühsames Übel des Internets und von LinkedIn ansehen:
- Wann habe ich das letzte Mal etwas kostenlos verteilt, ohne Wenn und Aber?
- Was nervt mich eigentlich genau, die Ansprache, die Absicht oder dass mein Gegenüber mich einfach nicht verstanden hat?
- Wie kann ich persönlich dazu beitragen, dass wir nicht von Selfies und Prospekten geflutet werden?
«Working Out Loud»
Wenn wir unsere Arbeit vermehrt dokumentieren und in unseren Netzwerken teilen, erreichen wir damit auch mehr Menschen – eine Methode, die sich auch im «Working Out Loud»-Konzept wiederfinden lässt.
«Working Out Loud ist eine einfach Methode, um relevante Arbeitsbeziehungen aufzubauen, die dabei helfen, ein Ziel zu erreichen oder neue Themen zu entdecken.» (John Stepper)
Frei nach dem Buch von John Stepper ist «Working out loud» (WOL) eine Kombination von Verständnis, Tools und Vernetzung und die passende Methode, um langfristig Beziehungen im eigenen, lokalen oder themenrelevanten Netzwerk aufzubauen.
Es ist aber auch ein neues Arbeits-Mindset. «Working out loud» heisst, Geschichten zu erzählen, Einblicke zu geben und damit Beziehungen zu vertiefen und eigene Verhaltensweisen zu ändern. Es leitet uns an offener, freigiebiger und vernetzter zu arbeiten, als Unternehmen, aber auch als Person.
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