Was ist ITIL® 4 und was bringen die Neuerungen?
Wir befinden uns in einer Zeit, die rasanten Änderungen unterliegt – der Zeit von «Industrie 4.0». Die digitale Transformation ist in aller Munde. Das Tempo der Veränderungen ist enorm und die Umgebungen komplex, was zu hohen Anforderungen an die Unternehmen bezüglich schnellerer Reaktions- und Anpassungsfähigkeit führt.
IT wird immer weiter in andere Unternehmensfähigkeiten integriert, Silos werden aufgebrochen und funktionsübergreifende Teams immer öfter genutzt. Im Service Management findet dies Berücksichtigung, um die Möglichkeiten neuer Technologien zu sichern und neue Arbeitswege zu verbessern.
Warum eine neue ITIL®-Version?
Hieran angelehnt ist ITIL® 4 die konsequente Weiterentwicklung und Erweiterung von ITIL® 2011. ITIL® 4 ist keine komplett neue Version, sondern ein Update. Die Kernkonzepte der ITIL® 2011 behalten Gültigkeit – es sind ja schliesslich Best Practices – aber es wird verstärkt auf Methoden wie Agile, Lean und DevOps fokussiert und wie diese mit ITIL® in Einklang zu bringen sind. ITIL® 4 unterstützt Unternehmen auf diesem Weg der digitalen Transformation.
Der Kontext von ITIL® hat sich im Laufe der Zeit stark erweitert mit dem Schwerpunkt, das Business und die IT heute und in Zukunft optimal unterstützen zu können. ITIL® 4 verstärkt den bisher verfolgten Ansatz zur Lieferung von Produkten und Services. Hierbei wird die Bedeutung von Zusammenarbeit, Transparenz, Automatisierung (wo möglich) und ganzheitlichem Arbeiten herausgehoben.
Praktische Bezüge für die Unterstützung im Tagesgeschäft, wie bisher im ITIL® Practitioner beschrieben, bleiben bestehen und Leitlinien für eine Implementierung werden vorschlagen. Im Sinne der Agilität werden den Teams aber keine festen Regeln mitgeben.
Was ist neu?
Das Lebenszyklusmodell ist in seiner heutigen Form auf den ersten Blick nicht mehr zu finden. ITIL® 4 wird aufgeteilt in Service Value Systems und Service Value Streams. Der Service hat zum Ziel, einen eindeutigen Mehrwert zu leisten. Das ITIL® Service Value System besteht aus 5 Hauptkomponenten:
- ITIL® Service Value Chain
- ITIL® Practices
- ITIL® Guiding Principles
- Governance
- Continual Improvement
Die ITIL® Service Value Chain liefert ein Modell zur Entwicklung, Lieferung und kontinuierlichen Verbesserung von Services.
ITIL® 4 beinhaltet alles, was sich in ITIL® 2011 bewährt hat, erweitert dieses für die IT- und Service-Erbringung und hebt es auf einen neuen Level. Es unterstützt die schnelle Lieferung von Services mit hoher Qualität, ausgerichtet auf die Wertschöpfung.
Damit verbunden hat die ITIL® 4 die Bedeutung des Service, der einen Mehrwert liefern muss, noch deutlicher herausgestellt. So beschreibt ITIL® 4 auch kein «Service Management System» (SMS), sondern nunmehr ein «Service Werte System» (Service Value System (SVS)).
Es wird nicht mehr primär von Prozessen gesprochen, sondern es geht um Praktiken. Diese sind in drei Bereiche unterteilt:
- Generelle Management-Praktiken
wie Strategy Management, Risiko Management und Continual Improvement - Service-Management-Praktiken
hier sind die wesentlichen Kernprozesse aus ITIL® 2011 zu finden: Service Design, Service Transition und Service Operation, aber auch der Service Desk als Praktik - Technische Praktiken
hier finden sich auch Cloud Service und «As a Service»-Modelle wieder
Die bekannten Funktionen werden so nicht wieder aufgenommen. Im Service-Value-System wird beschrieben, wie alle Komponenten und Aktivitäten in der Organisation zusammenarbeiten, um eine Wertschöpfung zu ermöglichen.
Fazit
ITIL® 4 ist die konsequente Weiterentwicklung von ITIL® 2011 unter Berücksichtigung der heutigen und zukünftigen Anforderungen der Unternehmen.
Die Kernideen von IT Service Management sind unverändert, aber der Kontext und die Umgebung haben sich geändert. ITIL® 4 hat sich diesen Themen angenommen und wird es mit dieser Weiterentwicklung schaffen, Unternehmen auch in Zukunft bestmöglich zu unterstützen, ihre Services zu managen. Daher ist diese Weiterentwicklung absolut notwendig und sinnvoll.
Qualifizierungsschema in ITIL® 4
Der Aufbau der Prüfungen hat sich in der ITIL® 4 grundlegend geändert. Es gibt aufbauend auf dem Foundation-Kurs nicht mehr die Lebenszyklus-Module, sondern es wird zwei neue Zertifizierungsstufen mit unterschiedlichen Einzelprüfungen geben:
- ITIL® Managing Professional (MP)
- ITIL® Strategic Leader (SL)
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Die genauen Inhalte der einzelnen Kurse und Prüfungen sind zurzeit noch nicht bekannt.
Roadmap
Die ITIL®-4-Foundation-Zertifizierung (in Englisch) soll ab März 2019 zur Verfügung stehen. Die darauf aufbauenden Zertifizierungen zum «ITIL® Managing Professional (MP)» und «ITIL® Strategic Leader (SL)» sollen sukzessive im 2. Halbjahr 2019 (in Englisch) erscheinen. Mit den deutschen Übersetzungen ist erfahrungsgemäss ein Jahr später zu rechnen.
Transition
Von Axelos wird eine Übergangsphase (von ITIL® 2011 zu ITIL® 4) von ca. 18 Monaten genannt. Der Termin für das Auslaufen der ITIL® 2011 soll 6 Monate zuvor offiziell verkündet werden.
Alle bisherigen ITIL® Zertifizierungen behalten ihre Gültigkeit.
Für heutige ITIL® Experts oder Personen, die schon 17 Punkte im aktuellen ITIL® Scheme gesammelt haben, wird es einen Transition-Kurs auf den ITIL® Managing Professional (MPL) geben (voraussichtlich 2. Halbjahr 2019).
Für die ITIL® Foundation wird es im Gegensatz zur Umstellung von v2 auf v3 kein Bridge-Modul geben. D.h. dass Teilnehmer, die den Weg zum «ITIL® Managing Professional (MP)» und/oder «ITIL® Strategic Leader (SL)» über die neuen Zertifizierungen angehen wollen, im Besitz des ITIL®-4-Foundation-Zertifikats sein müssen.