Eine Ode an den Brief

Autor Administrator
Datum 22.01.2015
Lesezeit 2 Minuten

99 Prozent meines schriftlichen Verkehrs erledige ich elektronisch. Eine E-Mail zu schreiben ist soviel einfacher und schneller als zu Papier und Tinte zu greifen. Lange habe ich mich gegen Facebook gewehrt, doch heute schätze ich die Verbundenheit mit meinen Freunden aus Nah und Fern. Ich möchte diese Plattform nicht mehr missen. Seit sogar meine bald 80-jährigen Eltern auf Facebook sind, muss ich nicht mal mehr Postkarten aus den Ferien schreiben – einfach kurz ein Foto mit erklärendem Text und alle sind glücklich, zufrieden und bestens informiert.

Auch die früher mündliche Informationsübermittlung geschieht heute weitgehend per Tastatur – SMS und WhatsApp sei Dank. Bevor ich mein Handy-Abo auf  Infinity umgestellt habe, genoss ich die unlimitierte Anzahl SMS und hatte nur 30 Minuten Gesprächsguthaben – und es reichte.

Die Kraft des Handgeschriebenen

Doch jedes Jahr zu meinem Geburtstag geschieht etwas Wundersames. Seit über 25 Jahren flattert pünktlich eine Geburtstagskarte ins Haus. Sie ist von meiner Primarschulfreundin, die nun weit entfernt von mir wohnt. Jedes Jahr warte ich darauf und ich wäre enttäuscht, wenn sie nicht kommen würde – sie ist wie ein Geschenk. Zwei Monate später greife ich dann nach Stift und Karte und schreibe zurück. Es ist vielleicht banal, gar zum Lachen, doch jedes Jahr denke ich, ich müsste wieder vermehrt zum Stift greifen. Denn bei der riesigen Menge an elektronischer Post, sind das doch noch immer die ganz privaten und persönlichen Highlights im Buchstabendschungel.

Ich habe mich auch schon gefragt, ob meine Primarschulfreundin wohl ein Facebook-Profil hat. Ich weiss es nicht und ich will es gar nicht wissen. Denn wir würden dann vielleicht beide in der Gefahr stehen, die jahrzehntelange Tradition über den Haufen zu werfen und uns nur noch via Facebook zum Geburtstag zu gratulieren.


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