Projektleiter, und jetzt? Laterale Führung im Projektmanagement

Als Projektleiter muss man oftmals Aufgabenstellungen in einer Matrixorganisation umsetzen. Man führt entsprechend Projektmitarbeiter, ohne direkter Vorgesetzter zu sein. Diese laterale Führung bereitet vielen Schwierigkeiten. Unser Kursleiter Martin Bialas gibt in seinem Artikel Tipps für solche Situationen.

Autor/in Martin Bialas
Datum 21.01.2014
Lesezeit 4 Minuten

DruckKennen Sie das auch? Sie wurden in Ihrer Firma als Projektverantwortlicher ausgewählt und führen ein Team aus Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen. Dabei stehen Sie wahrscheinlich vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen der Projektbeteiligten und deren Linienvorgesetzen mit den Zielen Ihres Projekts optimal unter einen Hut zu bringen. In diesem Kontext erwarten Sie von Ihrem Team Spitzenleistungen und eine aussergewöhnlich hohe Performance.

Definition lateraler Führung

Mit lateraler (seitlicher) Führung werden Menschen adressiert, die als Projektleiter Aufgabenstellungen in einer Matrixorganisation umsetzen und dabei das Engagement anderer Menschen benötigen, ohne dass sie dabei auf eine formale Linienkompetenz zurückgreifen können. Drei wesentliche Bestandteile beim Einsatz von lateraler Führung sind unter anderem «Verständigung», «Einfluss» und «Vertrauen».

Konsensuelles Management bzw. diskursive Unternehmen stellen die entscheidende Grundlage für Verständigung dar. Das Zusammenspiel von Ansichten, Erfahrungen und Interessen der Beteiligten stellt einen selbstbestimmten Weg der Problembearbeitung dar.  Motivationsmassnahmen und Kontrollfunktionen können auf ein Minimum reduziert werden. Einfluss(-nahme), wohl dosiert und am gemeinsamen Ziel ausgerichtet, unterstützt den Projektleiter im Haifischbecken des Projektgeschäfts und kann entscheidende Impulse für die Beteiligten aussenden.

Gemeinsame Werte und Normen

Die Orientierung der Projektbeteiligten an gemeinsamen Werten und Normen des Unternehmens und der Projektorganisation stellt die Basis für eine vertrauensfördernde Zusammenarbeit dar. Laterale Führung ist dann im Sinne einer freiwilligen Gefolgschaft und nicht im Sinne von hierarchischer Durchsetzung zu verstehen. Das Konzept der lateralen Führung ist nicht nur im hohen Reifegrad der Projektbeteiligten verankert, sondern auch in der gelebten und transparenten Integration in die Organisation. Ein für alle sichtbarer «Hut auf dem Kopf» erleichtert das Führen und Geführt-Werden. Gelebte Partizipation ist das Fundament für die funktionierende laterale Führung.

Tipps für Projektleiter

  • Förderung der Sozialkompetenz von Beteiligten
  • «Echte» Anerkennung für erbrachte Leistungen
  • Verbindliche Definition von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung (AKV)
  • Intensivierung des Kooperationsverhaltens (horizontal, aber auch vertikal)
  • Steigerung des gegenseitigen Verständnisses durch Job-Rotation innerhalb des Projekts
  • Förderung der Bereitschaft zum Einsatz von Change Agents im Konfliktfall
  • Schaffung von Rahmenbedingen, die eine gesteigerte Kreativität erlauben
  • Einsatz von zielorientierter und positiver «informeller» Macht
  • Steigerung der individuellen Projektidentifikation, neben der bereits existierenden funktionalen Identifikation
  • Gesteigerte Ausprägung des strategischen und insbesondere auch des taktischen Spürsinns

Ihre spezifische Unternehmenskultur steuert massgeblich, welche der oben aufgeführten Massnahmen Sie praxisnah umsetzen können. Überwinden Sie etablierte Grenzen und leben Sie laterale Führung vor.

Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. (Seneca)

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Autor/in

Martin Bialas

Martin Bialas, Geschäftsführer der diventis GmbH, Arlesheim (BL), hat über 25 Jahre Praxiserfahrung im Bereich Projektmanagement. Mit Leidenschaft und Herzblut beschäftigt er sich mit der Integration von Projektmanagement Methodik und Softwareunterstützung in Unternehmen unterschiedlicher Grösse. Er begleitet Projektbeteiligte sowohl auf der strukturellen als auch auf der kulturellen, verhaltensorientierten Ebene. Er ist NLP Master und Mediator. Martin Bialas ist IPMA-zertifizierter «Programme und Portfolio Management Consultant (PPMC)», Fachgruppenleiter der Fachgruppe «Software für PM-Aufgaben» sowie Assessor für den Deutschen Project Excellence Award 2016 der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. und Assessor für IPMA Delta.