Windows Server 2012 R2, schon wieder eine neue Version? Eine Betrachtung aus Sicht der Schweizer KMU

Was beabsichtigt Microsoft mit der neuen Windows-Server-Version? In diesem Beitrag stellt unser Fachbereichsleiter und Kursleiter Roland Cattini anhand der entsprechenden Microsoft-Publikationen einige Vermutungen dazu an und versucht, die offiziellen Infos für Schweizer KMU zu interpretieren.

Autor Roland Cattini
Datum 29.10.2013
Lesezeit 4 Minuten

windows-server-2012-r2Vermutlich war es noch nie so schwer, einem Kunden eine neue Windows-Server-Version zu verkaufen wie mit der aktuellen Version 6.3. Was beabsichtigt Microsoft eigentlich damit? In diesem Beitrag versuche ich anhand der entsprechenden Microsoft-Publikationen einige Vermutungen dazu anzustellen und die offiziellen Infos für meine Schweizer KMU-Kunden zu interpretieren.

Zentral dürfte wohl eine (inoffizielle) Aussage von Microsoft sein, wonach das Serverbetriebssystem nicht mehr für die Kunden entwickelt wird, sondern für den internen Bedarf. Ohne dass dies gross beachtet wurde, hat sich Microsoft vom Programmiersprachen-Entwickler (80er Jahre) über den PC-Betriebssystem- (90er Jahre) und führenden Server- und Virtualisierungshersteller zu einem der grössten Cloud-Provider entwickelt. Microsoft betreibt weltweit über 250 Rechenzentren, die grössten davon mit 400’000 physikalischen Servern, und zwar zum grössten Teil für ihre eigenen Dienste wie MSN, Office 365 und Windows Azure, aber auch für Fremdanbieter. Das Basisbetriebssystem für diese Cloud-Infrastrukturen ist das auf Windows Server basierende Azure.

Entsprechend fliessen bei Microsoft auch die Erfahrungen und Anforderungen des Cloud-Betriebs in die Weiterentwicklung des Betriebssystems ein. Microsoft unterstützt und fördert auch den Hybridbetrieb von lokaler, selbst betriebener Infrastruktur (Private Cloud) und der Microsoft-Cloud-Infrastruktur. Dies wird auch recht häufig eingesetzt, deshalb müssen natürlich auch die Änderungen, die in der Cloud zur Verfügung gestellt werden, für private und hybride Netzwerke zur Verfügung stehen.

Der Takt der Versionen wird beim Microsoft-Serverbetriebssystem also eher höher als kleiner. Für die Kunden, die die damit verbundenen Funktionen nutzen, spielt dies aber kaum eine Rolle, da die Lizenzierungen von Netzwerken in dieser Grössenordnung in der Regel sowieso auf einem Lizenzmodell mit Software Assurance basiert. Diese erlaubt den Kunden die (lizenz-)kostenfreie Aktualisierung, aber auch das Installieren älterer Versionen.

Für Kunden, die in kleinen Netzwerken einzelne Server betreiben, stellt sich die Frage nach einer Aktualisierung vermutlich sowieso nicht so schnell.

  1. Viele der neuen und verbesserten Funktionen betreffen den Betrieb von privaten oder öffentlichen Clouds oder Diensten, die hauptsächlich in solchen Umfeldern genutzt werden.
  2. Der Server 2012 R2 wird von Microsoft nur auf zertifizierter Hardware unterstützt. Bei aktueller Hardware der führenden Hersteller ist das kein Problem, ältere Hardware wird jedoch nicht mehr unterstützt.

Fazit: Die Betreiber einer privaten Cloud müssen sich mit dem neuen Betriebssystem und den neuen Funktionen möglichst schnell auseinandersetzen. Für alle anderen dürfte es reichen, dass sie sich mit den Neuerungen beschäftigen, wenn Anforderungen aus dem Betrieb kommen, die nicht mit den bestehenden Betriebssystemen abgedeckt werden können. Oder – im Sinne der Werterhaltung der Systeme – wenn sowieso in die ICT-Infrastruktur investiert werden soll, weil zum Beispiel neue Hardware beschafft werden muss.

PS: Der Server 2012 R2 steht schon seit einigen Wochen als RTM für ausgewählte Partner zur Verfügung und bis jetzt sind alle Installationen und Migrationen problemlos verlaufen.


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