SOMEXperte im Interview: Gustavo Salami über Social Media in der internen Unternehmenskommunikation

Autor Administrator
Datum 09.11.2012
Lesezeit 5 Minuten


Gustavo Salami – Mitbegründer SOMEXCLOUD / Inhaber und Geschäftsführer von Kuble AG

SOMEXCLOUD: Für die interne Unternehmenskommunikation werden vermehrt Social Media eingesetzt – welche Vorteile bringt das einem Unternehmen?
Gustavo Salami: Die beiden Hauptvorteile sind die Steigerung von Mitarbeiterwissen und Effizienz. Die Mitarbeiter haben durch den Gebrauch von Social Media die Möglichkeit, stets auf dem aktuellsten Stand zu sein – dies nicht nur, was ihr eigenes Gebiet betrifft, sondern beispielsweise kann sich ein Marketingverantwortlicher auch viel einfacher darüber informieren, was in der IT-Abteilung oder im Sales gerade aktuell ist. Diese Crossverbindungen sind einerseits für die Mitarbeiter spannend, da sie sich ein ganzheitlicheres Bild vom Geschäftsverlauf machen können und sie steigern zudem die Identifikation des Einzelnen mit dem Unternehmen, da er oder sie sich stärker als Teil des gesamten Unternehmens versteht.

Und unter Effizienzsteigerung sind Zeitersparnisse zu verstehen?
Ja, die Effizienz wird insofern gesteigert, dass Social Media langwierige Meetings überflüssig machen, da alle Mitarbeiter bereits einen ähnlichen Wissensstand haben und man sich im Meeting gleich auf das Wesentliche fokussieren kann.

Ein weiteres Beispiel: Wollte ein Mitarbeiter bisher etwas zu einem Thema herausfinden hatte er bis anhin die Möglichkeit sich via Email auszutauschen oder im Intranet zu suchen. Mit Social Media kann er seine Frage öffentlich stellen, alle können ihr Wissen einbringen und die Lösung wird schnell und breit abgestützt gefunden.

Was empfehlen Sie einem Unternehmen, das Social Media als Mittel zur internen Kommunikation einführen will?
Grundsätzlich lautet das Anfangsmotto “weniger ist mehr”. Besser, als von Beginn an ein teures Riesenkonzept einzuführen, welches im schlimmsten Fall an den Mitarbeiterbedürfnissen vorbei schiesst, ist es mit etwas “Simplerem” zu beginnen. Ich empfehle meistens mit einem internen Blog zu starten. Dieser wird in seinen Möglichkeiten oft unterschätzt – ein Blog kann viel mehr als eine tagebuchähnliche Funktion wahrnehmen. Im Blog kann jeder Mitarbeiter Kommentare hinterlassen, Sitzungsprotokolle und vieles mehr können archiviert werden, schreibbegabte Mitarbeiter können Content produzieren, der in einem zweiten Schritt auch firmenextern veröffentlicht werden kann, Inhalte können getagged und dadurch sehr einfach wieder aufgefunden werden und Knowhow geht so nicht verloren. Über offene Schnittstellen können Telefonbücher, Monitorings und viele weitere Tools im Blog dargestellt werden.

Da ein Blog in der Implementierung einfach und zudem kostengünstig ist, eignet er sich hervorragend dazu, den Mitarbeitern ein Tool zu geben, mit denen sie ein Feeling für Social Media entwickeln können. Sind diese Erfahrungen gemacht, kann das Unternehmen in der Folge weitere Schritte zur komplexeren Social Media-Implementierung gehen.

Bedingt die Einführung von Social Media in einem Unternehmen auch einen Change Management-Prozess?
In gewisser Weise schon, da sich die Hierarchiestrukturen ändern können. Traditionellerweise gestaltete sich die interne Kommunikation als eine “top-down”-Kommunikation und diente quasi als Sprachrohr der Unternehmensführung. Durch Social Media ändert sich dies naturgegeben, denn jeder Mitarbeiter kann aktiv an der Kommunikation teilnehmen – dadurch wird alles sehr transparent. Es kann folglich vorkommen, dass ein sich in der Hierarchie weiter unten befindender Mitarbeiter bessere Ideen kommuniziert als sein Vorgesetzter. Dies braucht eine Unternehmensphilosophie, in der gute Mitarbeiter gefördert werden und das sachbezogene Interesse am Unternehmenserfolg über politischen Personalentscheidungen steht. Im Idealfall bindet die Unternehmensleitung  Mitarbeiterwissen in die Entscheidungsfindung mit ein.

Haben Social Media in der internen Unternehmenskommunikation auch Risikopotenzial?
Risiken können primär dann entstehen, wenn den Mitarbeitern der Unterschied zwischen einer 1:1-Kommunikation und einer Kommunikation, bei der die ganze Firma mitlesen kann, nicht bewusst gemacht wird. Dieses Bewusstsein sollte von Beginn an geschärft werden. Ich befürworte in diesem Zusammenhang weniger die Methode via Guidelines und Sicherheitsmassnahmen, sondern sehe im “besser Lehren statt Verbieten”- Ansatz mehr Potenzial – Wissen, das beispielsweise bei der SOMEXCLOUD erworben werden kann.

Haben Plattformen wie Facebook und Twitter auch Einfluss auf die  interne Unternehmenskommunikation?
Bestimmt einmal insofern, dass sie Ausdruck des Vertrauensverhältnisses zwischen Führung und Mitarbeiter sind. Werden Mitarbeitern diese Plattformen gesperrt, ist das mit einem Maulkorb vergleichbar; der Mensch hat das Bedürfnis mit anderen Menschen zu interagieren. Selbstverständlich gibt es in der Konsequenz einen Unterschied zwischen einem negativen Tweet eines Mitarbeiters bezüglich seiner Firma oder einer unbedacht geäusserten Meinung im Tram – obwohl beide in Echtzeit geschehen, bleibt der Tweet für die Ewigkeit erhalten. Auch für diese Fälle bevorzuge ich statt Social Media-Guidelines lieber die Subsumierung dieser Thematik unter den Firmenkodex.

 

 


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