Windows 8 Client: ein universelles Betriebssystem mit zahlreichen Neuerungen

Im September 2011 hat Microsoft anlässlich der «Build»-Konferenz in Anaheim (CA) die erste Version des neuen Betriebssystems Windows 8 zum Download bereitgestellt. Innerhalb von drei Monaten wurde die sehr grosse Datei mehr als 3 Millionen Mal heruntergeladen: Das Interesse am noch nicht fertiggestellten Betriebssystem ist enorm. Das sind mehr Downloads als bei der Beta-Version von Windows 7 im Januar 2009.

Autor Raúl B. Heiduk
Datum 23.02.2012
Lesezeit 7 Minuten

Im September 2011 hat Microsoft anlässlich der «Build»-Konferenz in Anaheim (CA) die erste Version des neuen Betriebssystems Windows 8 zum Download bereitgestellt. Innerhalb von drei Monaten wurde die sehr grosse Datei mehr als 3 Millionen Mal heruntergeladen: Das Interesse am noch nicht fertiggestellten Betriebssystem ist enorm. Das sind mehr Downloads als bei der Beta-Version von Windows 7 im Januar 2009.

Das hervorstechendste Merkmal ist das neue Benutzerinterface, genannt «Metro». Sicherlich wird es eingefleischte Windows-Anwender geben, die das Startmenü von Windows 7 im «klassischen» Modus verwenden wollen, aber auch sie werden mit der neuen Startseite leben müssen. Es ist nicht gesagt, dass es der «Classic Mode» in die endgültige Version schaffen wird.

Warum also eine Startseite anstelle eines Startmenüs? Untersuchungen haben ergeben, dass über das Startmenü diejenigen Anwendungen gestartet werden, die seltener verwendet werden, während die Programme, die am häufigsten gebraucht werden, auf der Taskleiste angeordnet sind. Das Startmenü kann nur bedingt angepasst werden, bietet kaum verwendbare Informationen und der Suchbereich ist sehr klein gehalten. Die Taskleiste bietet die Ein-Klick-Startmöglichkeit einer Anwendung.

Das Startmenü ist also keine moderne Art mehr, mit einem Betriebssystem zu interagieren, insbe-sondere unter Berücksichtigung von mobilen Touch-Geräten wie Tablets und Smartphones. Ausserdem besteht ein wachsendes Interesse an Minianwendungen (Gadgets). Und das Interesse für System Tray Icons und die damit verbundenen Meldungen und notwendigen Aktionen schwindet.

In Anbetracht dieser Erkenntnisse wurde die «Start»-Funktion auf einer Startseite realisiert, die den gesamten Desktop einnimmt. Es ist kein Ersatz für das Startmenü, sondern die Verwaltung «lebendiger» Apps, die zu einer Art Erlebnisseite mutieren. Wir sind heute ständig mit einem PC vernetzt und verbunden. Dabei laufen ständig live Vorgänge ab, über die wir nicht oder nur bei explizitem Zugriff informiert werden. Die Startseite zeigt, wer online ist, welche Informationen, an denen wir interessiert sind, sich ändern, und worauf wir auf dem PC Zugriff haben.

Benutzer werden mit immer mehr Benachrichtigungen im System Tray gestört, während sie sich selbst mühsam die Informationen auf diversen Websites zusammensuchen und möglicherweise Wichtiges verpassen.

Die Startseite ermöglicht die Konfiguration eines verbundenen Desktops, sodass wir mit allen Apps, Aktivitäten, Orten und Personen, die uns interessieren, in Kontakt stehen. Die Nachrichten-App zeigt die neusten Nachrichten, die Wetter-App liefert aktuelle Informationen nach Destination, die Social Network App informiert über Personen, die gerade online sind, usw. Unschwer vorstellbar ist die Tatsache, dass alle Browser-, Gadget- und Benachrichtigungsanwendungen auf das «Metro»-Interface neu konzipiert werden.

Apps können weiterhin als Icon mit Beschreibung in Erscheinung treten, genauso wie es für spezielle Anwendungen wie Kommandozeile, Task-Manager usw. weiterhin der Fall sein wird. Sie können genauso fliessend angeordnet werden wie Metro-Style-Kacheln («Tiles»).

Kacheln müssen unmittelbar und effizient geladen werden. Eine lange Batterielaufzeit und sofortige Reaktionsgeschwindigkeit ist gerade für mobile Benutzer essenziell. Wenn Sie jedes Gadget auf herkömmliche Art starten müssten, würde die Leistungsfähigkeit, die CPU und der Hintergrundspeicher belastet. Wenn Sie heutzutage neue E-Mails abrufen möchten, starten Sie die E-Mail-Anwendung, sehen eine E-Mail-spezifische Benachrichtigung neben vielen anderen oder Sie starten den Browser. Wenn Sie sich über Ihr soziales Netz informieren möchten, öffnen Sie eine weitere Registerkarte im Browser, und so weiter und so fort. Die Lebensdauer der Batterie ist schnell am Ende.

Auch stellt die Startseite die zentrale Suchfunktion dar. Jeder Tastenanschlag öffnet eine Suchzeile und liefert sofortige Suchergebnisse, die säuberlich nach Anwendung, Systemeinstellung oder Datei auf der gleichen Startseite angeordnet werden.

Die Startseite interagiert mit Tastatur, Maus und Touch. So kann allen Bedürfnissen Rechnung getragen werden — geräte- und benutzerunabhängig.

Die Starseite von Windows 8 ist nicht etwa nur ein Ersatz des Startmenüs von Windows 7, sondern führt mehrere Navigationsarten zentral zusammen. Für Benutzer, die mehrheitlich Desktop-Anwendungen einsetzen, ist die Startseite eine erweiterte Taskleiste mit wesentlich mehr Organisationsmöglichkeiten. Für Metro-Apps wird die Startseite durch Live-Kacheln zu einem Dashboard, was die Möglichkeit bietet, verbunden und auf dem Laufenden zu sein. Apps können schnell gestartet werden und zwischen ihnen und anderen Orten kann schnell gewechselt werden, ohne die Batterie eines mobilen Geräts zu strapazieren.

Was bietet Windows 8 sonst noch? Neben dem beschriebenen neuen Benutzerinterface sind das fast schon Nebensächlichkeiten:

  • Verbindung zwischen dem Betriebssystem und der Cloud mit SkyDrive, Hotmail, Office 365 und Mesh
  • Neuer Browser: der Internet Explorer 10, der sowohl als Desktop-Anwendung als auch als App zur Verfügung steht. Laut Tests des «IE Performance Test Lab» der schnellste Browser
  • WOA (Windows On ARM): Verfügbarkeit auf ARM-Prozessoren und somit für Tablets und Smartphones geeignet
  • Unterstützt Sensoren, wie sie in mobilen Geräten vorhanden sind
  • Client Hyper-V zur Virtualisierung anderer Betriebssysteme
  • PC «Refresh & Reset», um schnell auf einen bekannten und ungebrauchten Ursprungszu-stand zurückzukehren
  • Picture-Password: eine visuelle Möglichkeit, sichere Passwörter zu definieren. In einer vordefinierten Reihenfolge fährt man über Fotos und erhält so Zugang zum Gerät
  • Verbessertes Setup: Windows 8 kann mit nur einer Dialogbox und 11 Klicks statt 4 Assisten-ten und 60 Klicks installiert werden
  • Storage Pools und Spaces: Organisation von externen Festplatten zu virtuellen Speicherpools mit praktisch unbegrenzter Grösse
  • Verbessertes Benutzerinterface bei der Dateimanipulation mit grafischer Oberfläche
  • Und viele weitere Gross- und Kleinigkeiten mehr

Fazit: Mit Windows 8 steht den Benutzern ein universelles Betriebssystem für alle Geräte und An-wendungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wahrscheinlich bewahrheitet sich der oft zitierte und ver-brauchte Satz, dass es sich um die grösste Wandlung seit Windows 95 handelt.


Über den Autor

Raúl B. Heiduk

Raúl B. Heiduk ist Dipl. Ingenieur (FH) und ausgewiesener Microsoft Specialist (MCP, MCSA, MCES, MCT, MCTS, MCITP, MCD). Zu seinen Spezialisierungsgebieten zählen System- und Netzwerkarchitektur, Collaborative Solutions, Software-Paketierung und -Verteilung, Scripting und Automatisierung. Sein Wissen und seinen reichen Erfahrungsschatz gibt er als Trainer bei der Digicomp seit vielen Jahren leidenschaftlich weiter.